Filmkritiken

"Official Secrets": Wie eine Spionin den Irak-Krieg verhindern wollte

Jeder kennt den Namen Edward Snowden. Aber wer ist Katharine Gun? Richtig, sie ist eine Whistleblowerin, von der wohl außerhalb Großbritanniens die wenigsten schon gehört haben. Im Jahr 2003 spielte die Übersetzerin des britischen Government Communications Headquarters (GCHQ) der Tageszeitung The Observer ein geheimes E-Mail zu, um den Irak-Krieg zu verhindern. Wie wir alle wissen, hat sie dieses Ziel nicht erreicht.

Die britische Regierung unter Premierminister Tony Blair hat den Krieg gegen Saddam Hussein unter dem falschen Vorwand, der Diktator bedrohe die Welt mit Massenvernichtungswaffen, an der Seite der USA trotzdem begonnen – und zwar ohne eine Resolution des UN-Sicherheitsrates!

Jahre später, im Jahr 2016, bestätigt der Bericht der sogenannten Chilcot-Kommission, dass der britische Kriegseintritt damals illegal war. Viele bezeichnen daher Tony Blair (und auch den US-Präsidenten George W. Bush) heute als "Kriegsverbrecher", weil er (und Bush) mit dem völkerrechtlich fragwürdigen und nach britischem Recht illegalen Krieg den Tod zahlreicher Menschen auf beiden Seiten des Konfliktes verursacht habe. Zudem wurde der Nahe Osten durch den Irak-Krieg bis heute zu einem instabilen Pulverfass.

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Spannendes Politdrama rund um die Whistleblowerin Katharine Gun

In "Official Secrets" erzählt Regisseur Gavin Hood ("Ender's Game"), der auch das Drehbuch geschrieben hat (basierend auf dem 2008 erschienenen Buch "The Spy Who Tried to Stop a War"), die Geschichte, wie Katharine Gun im Jahr 2003 versucht hat den Eintritt Großbritanniens in den Krieg zu verhindern.

In der Hauptrolle überzeugt Keira Knightley mit einer verhaltenen Darstellung der Whistleblowerin. Die damals 29-jährige arbeitet als Übersetzerin für Mandarin und Japanisch beim GCHQ. In der britischen Regierungsbehörde ist sie für die Übersetzung abgehörter Telefonate zuständig, technisch gesehen ist sie daher eine Schreibtisch-Spionin der britischen Regierung. Katharine weiß daher auch, dass die Behauptungen des britischen Premierministers Tony Blair über die Gründe für einen Krieg gegen Saddam Hussein nicht den Erkenntnissen der Nachrichtendienste entsprechen. Oder wie sie es formulieren würde: Der Mann lügt wie gedruckt!

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Auf den Zuschauer wirkt Katharine anfangs oft übertrieben hysterisch, wenn ihr die TV-Nachrichten sichtlich zusetzen. Als der US-Geheimdienst NSA bei den Briten um Amtshilfe bei der Bespitzelung der Mitglieder des UN-Sicherheitsrates ansucht, ist bei Katharine eine moralische Grenze erreicht. Es geht ihr nicht nur darum, dass diese Überwachung nach internationalem und britischem Recht illegal ist. Vielmehr belastet sie das Wissen, dass ein selbstgefällig grinsender Tony Blair es im Fernsehen mit der Wahrheit nicht so genau nimmt und das Land gewissenlos in einen Krieg treibt. Noch dazu demonstrieren Millionen Menschen in Großbritannien und rund um die Welt gegen den Krieg.

Katharine meint ihrem Gewissen folgen zu müssen, als sie eine einzige E-Mail eines NSA-Beamten den Medien zuspielt. Damit verstößt sie gegen den britischen Official Secrets Act von 1989. Sie ist sich keineswegs sicher, ob sie das Richtige tut. Immerhin riskiert sie auch die Zukunft ihres islamischen Ehemannes, der kein britischer Staatsbürger ist. Doch sie tut es und löst damit eine Kette von Ereignissen aus, die zu einer Konfrontation mit der britischen Regierung führen.

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Unglaublich, aber wahr

"Official Secrets" ist beinahe ein altmodisches Polit- und Gerichtsdrama, aber im allerbesten Sinne. Der spannende Film schafft es, dem Publikum die Wichtigkeit und Tragweite der Handlungen von Katharine Gun verständlich zu machen. Denn anfangs wirkt ihr Vorhaben naiv, die Hauptfigur unsicher. Doch je mehr der Druck der Regierung zunimmt, desto sicherer ist sich die Whistleblowerin das Richtige getan zu haben. Regisseur Hood schafft es, das Publikum bei dieser Entwicklung mitzunehmen. Schließlich entwickelt der prominente Anwalt Ben Emmerson (Ralph Fiennes) eine gewagte Verteidigungsstrategie, die wohl letztendlich dazu geführt hat, dass der Name Katharine Gun weit weniger bekannt ist als jene von Julian Assange und Edward Snowden.

Wie dieser Fall ausgegangen ist, kann irgendwann in Geschichtsbüchern und schon jetzt auf Wikipedia (oder der oben genannten Buchvorlage) nachgelesen werden. Aber die wesentlich spannendere Option ist, sich "Official Secrets" im Kino anzuschauen, denn der Twist am Schluss ist fast zu unglaublich, um wahr zu sein.

 

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