"Mufasa"-Filmkritik: Der Stoff, aus dem die Löwen sind
Von Franco Schedl
Simbas kleine Löwentochter Kiara möchte etwas mehr über ihren Opa wissen und so meldet sich der wie immer gut informierte Affe Rafiki zu Wort. Er betätigt sich wieder als Erzähler und bietet im neuen Film einen längst überfälligen Rückblick auf Mufasas Leben, in dem er selbst eine wichtige Rolle spielt. Wie sieht dessen Herkunft aus, wodurch wurde er zum König der Löwen und weshalb entwickelte Scar eine derartige Rivalität und Todfeindschaft?
Mufasa geht verloren und findet einen Bruder
Auch ein künftiger König fängt mal klein an – dieser hier ist in seiner frühen Jugend ganz fürchterlich baden gegangen, denn eine riesige Sturzflut hat ihn mitgerissen und erst in einer weit entfernten Gegend wieder angeschwemmt. Dadurch wurde er von den Eltern getrennt, doch er hat eine Ersatzfamilie und vor allem einen besten Freund im Stiefbruder Taka gefunden. Während sie zunächst noch ungestört herumtollen, sind sie später auf der Flucht vor einem brutalen Löwenrudel (dessen Anführer im Original wie Mads Mikkelsen spricht), und Taka wird einige Charakterschwächen an den Tag legen, die ihm schließlich zu einem ganz anderen Namen verhelfen, unter dem wir ihn alle längst kennen.
Realistische Tiere mit Gesangs- und Sprachtalent
Barry Jenkins führt Jon Favreaus "Der König der Löwen" von 2019 erneut mit einer Mischung aus Live-Action-Filmtechniken und fotorealistischen Computer-Bildern fort. So ergibt sich auch im zweiten Teil zunächst ein eher gewöhnungsbedürftiger Anblick, sobald die vielen aus dem Computer stammenden Tier den Mund (die Schnauze, den Schnabel) bewegen und mit Menschenstimmen reden oder sogar singen - die Songs hat übrigens Lin-Manuel Miranda beigesteuert.
Ich persönlich finde ja nach wie vor, es wäre besser gewesen, die Stimmen einfach als Voiceover einzusetzen – auch wenn es dann wirkte, als würden sie nur in Gedanken miteinander kommunizieren. Richtig unbehaglich fühlt man sich jedenfalls nie, und immerhin dürfen die Protagonisten oft ihr tierisches Wesen beibehalten, weshalb sie zwischendurch auch mal hingebungsvoll Pfauchen, Brummen oder Brüllen.
Im Zeichen des Wassers
Während sich im originalen "König der Löwen" das Finale vor einer feurigen Kulisse abspielt, wurde hier im entscheidenden Moment die gegenteilige Naturkraft gewählt, denn der letzte Kampf findet im Wasser statt – was ja nur folgerichtig ist, da Mufasas Leben ganz im Zeichen dieses Elements steht. Aber der Film versetzt uns auch in andere Naturspektakel – so erleben wir geradezu hautnah eine Elefanten-Stampede mit, durchstreifen mit den Löwen Schnee- und Eislandschaften im verschneiten Gebirge, oder nehmen in der Tierperspektive an wilden Wettrennen durch die afrikanische Wildnis Teil. All das ist an Schauwert kaum zu überbieten.
Rahmenhandlung mit Pausenclowns
Außerdem tummeln sich noch einige alte tierische Bekannte über die Leinwand – allen voran das komische Duo Timon und Pumbaa, die als Stichwortgeber und Pausenclowns herhalten müssen. Die Rückschau auf Mufasas Leben dient nämlich als Rahmenhandlung, um die Wartezeit zu verkürzen, während Kiaras Mutter in den Wehen liegt. Bis dann ihr kleiner Bruder endlich das Licht der Welt erblickt hat, ist Mufasa Geschichte gerade zu Ende gegangen, denn Rafiki verfügt natürlich über das perfekte Timing. Außerdem wurden durch ihn sogar Fragen beantwortet, die man sich bisher gar nicht gestellt hatte: Zum Beispiel erfahren wir nicht nur, wodurch Scar zur charakteristischen Gesichtsnarbe gekommen ist, sondern auch, wie Rafiki selbst seinen geliebten Wanderstab gefunden hat.
Tote Könige leben also nicht nur am Himmel in den Wolkenformationen weiter, sondern auch in Filmen wie diesem, und Regisseur Jenkins hat alles perfekt gemacht, um das Andenken Mufasas zu ehren – der Löwenanteil an Lob gebührt aber natürlich den Tieren selbst (auch wenn sie nicht echt sind).
4 von 5 davongeschwemmten Löwenjungen
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