Filmkritiken

"Men in Black: International": Chris und Tessa machen's nicht besser!

Schon im Jahr 1997 überzeugte "Men in Black" nicht mit einer tiefgründigen Geschichte, sondern vor allem durch kurzweilige Ironie und großartige visuelle Detailverliebtheit. Der frische Humor des (im Kino) noch unverbrauchten Will Smith gepaart mit dem kauzigen Sarkasmus von Tommy Lee Jones ergab ein ziemlich gutes Buddy-Cop-Duo vor einer noch viel schrägeren Kulisse:

Die "Men in Black", kurz MiB, haben alle Hände damit voll, die Einwanderung außerirdischer Spezies auf der Erde in geordnete Bahnen zu lenken. Im New Yorker MiB-Hauptquartier, das einem offiziellen Einreiseterminal für die Erde gleichkommt, wimmelt es nur so von allerlei seltsamen Aliens, denn der blaue Planet ist ein beliebtes Asyl für verfolgte Außerirdische quer durch die Galaxie.

Heldenhafte Außendienst-Mitarbeiter wie Agent K (Jones) und Agent J (Smith) mussten immer wieder schwarze Schafe in die Schranken weisen. Illegale Einwanderer sind dabei noch der harmloseste Fall. Nicht selten gerät die Erde ins Visier außerirdischer Streithähne. Dann gilt es meist die Vernichtung des Planeten zu verhindern.

Daran hat sich seit "Men in Black 3" im Jahr 2012 nichts geändert.

 

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Tessa Thompson und Chris Hemsworth: Bitte übernehmen!

Sieben Jahre später übernehmen aber zwei neuen MiB-Agenten die Rollen von Will Smith und Tommy Lee Jones:

Chris Hemsworth ist Agent H, ein hochdekorierter Draufgänger der MiB-Niederlassung in London. Gemeinsam mit seinem Vorgesetzten und Mentor High T (Liam Neeson) hat er die Welt vor zwei Jahren vor dem Schwarm gerettet, einer Gruppe böser Alien-Terroristen.

Tessa Thompson ist Agent M, eine enthusiastische neue Mitarbeiterin auf Probe. Sie wird von der obersten "Women in Black", Agent O (Emma Thompson), nach London geschickt. Dort wird sie in Windeseile von Agent H in ein halsbrecherisches Abenteuer verwickelt, bei dem nichts weniger als die Vernichtung der Erde verhindert werden muss.

Alles wie gehabt also?

Leider nein!

 

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Ironie bleibt auf der Strecke

Fangen wir beim Humor an. Ironie und Sarkasmus haben den ersten "Men in Black"-Film im Jahr 1997 angesichts einer ebenfalls recht überschaubaren Handlung getragen. Der Schmäh war zwar beim dritten Teil im Jahr 2012 auch nicht mehr ganz so frisch, aber die Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern funktionierte bis zum Schluss.

Beim neuen "Men in Black: International" ist hingegen wenig von Ironie oder gar Sarkasmus zu spüren. Der Humor beschränkt sich – von einigen kurzweiligen Höhepunkten abgesehen – auf flaches Geplänkel zwischen den beiden Hauptdarstellern.

 

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Generische Aliens statt visuelle Detailverliebtheit

Auch die nerdige Detailverliebtheit der vor den Augen des Zuschauers präsentierten Welt lässt zu wünschen übrig. Das mag daran liegen, dass die Spezialeffekte im Jahr 1997 noch einen stärkeren Eindruck hinterlassen haben. 22 Jahre später bietet die Technologie noch viel mehr Möglichkeiten, aber dennoch (oder gerade deshalb?) sehen wir hier nur weitgehend generische Figuren. Auch bei der Detaildarstellung ist den Machern von "MiB: International" nicht viel eingefallen.

Die beiden Schurken erinnern an afghanische Taliban, die sich im Fashion-Laden eingekleidet haben. Wenn es gefährlich wird, funkeln ihre Augen und sie verwandeln sich in eine Art Mini-Sternennebel. Abgesehen davon, dass so eine wandelnde Lichtorgel heute im Kino kaum jemanden beeindruckt, ist es auch ein kreatives Armutszeugnis im Vergleich mit dem Schurken aus dem ersten Teil: Das Schaben-artige Alien hatte sich damals die Haut des Farmers Edgar wie ein Kostüm übergezogen.

 

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Lahmer Buddy-Cop-Humor ohne Chemie

Tessa Thompson ist eindeutig das Highlight von "Men in Black: International". Sie ist eine hochmotivierte neue "Men in Black" ("Fragen Sie nicht, wir sind noch nicht so weit"), die sich noch dazu selbst bei der geheimen Organisation beworben hat. Thompson spielt ihre Rolle überzeugend und mit ähnlichem "Rookie-Humor" wie Will Smith. Doch eigentlich soll ihre Agent M eher den trockenen Part von Tommy Lee Jones übernehmen.

Der coole Draufgänger ist hier nämlich Chris Hemsworth als Agent H. Kein Wunder, mit seinem Charme und Schmäh erscheint er als idealer Ersatzkandidat für Will Smith. Doch Hemsworth liefert hier nur seine immer gleiche Performance als gutaussehender Draufgänger ohne Tiefgang ab. Auch im Laufe des Films macht Agent H keine nennenswerte Wandlung durch. Schön anzuschauen reicht aber dann doch nicht den ganzen Film lang.

"Men in Black: International" entwickelt daher nie einen ähnlichen Buddy-Cop-Humor wie die Vorgängerfilme. Gelegentlich blitzen zwar lustige Momente auf, die an das Original erinnern. Aber da auch die visuelle Detailverliebtheit fehlt, müssen die neuen "Man & Woman in Black" noch einige Schäuferl nachlegen, um den alten Herren im schwarzen Anzug das Wasser reichen zu können.

"Men in Black: International" ist derzeit auf Netflix verfügbar