Filmkritiken

"Mary Poppins Rückkehr": Die Super-Nanny zaubert wieder

54 Jahre ist das vielseitige Kindermädchen (singen! zaubern!! fliegen!!) einfach weggewesen, aber da es obendrein nicht altern kann, macht das gar nichts aus. In der Zwischenzeit hat es für's Kinopublikum außerdem immer wieder Ersatz-Kindermädchen gegeben, wie zum Beispiel in Gestalt von Emma Thompson ("Nanny McPhee") oder erst heuer der Nachtnanny „Tully“. Jetzt kehrt aber die originale Mary zurück und zwar mit Emily Blunts Gesicht.

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Geldprobleme

Erneut sucht sie ihre früheren Arbeitgeber auf.  Inzwischen sind die einstmals von ihr betreuten Kinder der Familie Banks zwar selber erwachsen geworden, doch es gibt neuen Nachwuchs und neue Probleme.   Ein geldgieriger Bankchef (Colin Firth) will sich das Haus der Banks unter den Nagel reißen und wenn Michael (Ben Whishaw) und seine Schwester Jane (Emily Mortimer) nicht bis zu einem bestimmten Termin wichtige Unterlagen vorweisen können, müssen sie die Bleibe tatsächlich räumen.

Die Geschichte spielt diesmal nicht kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs, sondern in den frühen 30er Jahren und wird somit der Buchvorlage, deren Handlung 1934 angesiedelt ist, wesentlich gerechter. Trotzdem scheint das ganze Setting aus der Zeit gefallen zu sein und die Bewohner der Kirschenstraße könnte auch im London des 19. Jahrhundert unterwegs sein (wenn wir über die Autos  großzügig hinwegsehen).

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Emily Blunt in ihrem Element

Emily Blunt erweist sich in der Hauptrolle als absolute Idealbesetzung: stilecht schwebt sie am Regenschirm vom Himmel, ist modisch wie aus dem Ei gepellt, besitzt eine ladylike Haltung, verfügt trotzdem über viel Witz mit entsprechend schelmischen Blicken und hat immer die passende Lebensweisheit in Liedform parat. Richtige Ohrwürmer vom Schlag eines " Superkalifragilistisch" oder "Ein Löffelchen voll Zucker", die uns gleich zum Mitsummen bringen, gibt es bei den neuen Kompositionen eher nicht, aber vielleicht müsste man sich die Lieder auch noch ein paarmal öfter anhören, um sie wirklich schätzen zu lernen. Dafür sind die Choreografien einfach erstklassig. 

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Wunderbare Fantasy-Ausflüge

Nach Mary Poppins Wiederkehr hält das Wunderbare erneut Einzug bei den Banks und auch die älter gewordenen Familienmitglieder kommen langsam wieder darauf, was es bedeutet, ein Kind zu sein. Unter Marys Regie wird sogar ein ganz normales Wannenbad zu einer Abenteuerreise in die Tiefen des Ozeans, wo versunkene Piratenschiffe lagern, Delphhinschwärme umherschwimmen und die Menschen fröhlich Singen, ohne Wasser in die Kehle zu bekommen. Außerdem kann sie die Malereien auf einem zerbrochenen Porzellantopf lebendig werden lassen und die Kinder betreten unter ihrer Leitung das Land der animierten Tiere (wir müssen also auf die tanzenden Pinguine des Originalfilms keineswegs verzichten und bekommen noch viel mehr sprechende Vierbeiner geboten). An ihrer Seite tanzt diesmal nicht Dick van Dyke als Rauchfangkehrer, sondern der bisher eher unbekannte Lin-Manuel Mirande, der sich als echter Showman erweist. Er hat als Laternenanzünder viele Gesangs- und Tanzeinlagen und einmal klettert er sogar mit seinen Berufsgenossen in einer spektakulären Aktion auf den Turm des Big Ben, um die Uhr ein paar Minuten zurückzustellen.

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Gaststars

Natürlich fragt man sich die ganze Zeit, wann endlich Julie Andrews als Überraschungsgast auftreten wird, doch leider kann man lange warten, denn sie wirkt gar nicht mit. Immerhin sind ein paar andere Berühmtheiten da: Meryl Streep unterhält uns als witzige alte Reparaturexpertin mit schwerem russischen Akzent in einem Haus, dessen Innenraum sich einmal pro Woche auf den Kopf stellt, und Angela Landsbury sorgt als Ballonverkäuferin dafür, dass sich beim Finale Jung und Alt reihenweise in die Luft erhebt. Zumindest ein Mitwirkender des Vorgängerfilms hat es sich nicht nehmen lassen, auch jetzt dabei zu sein:  Man braucht zwar ein bisschen Geduld, aber dann ist es trotz weißem Bart gar nicht schwer, Dick van Dyke zu erkennen:  praktisch in letzter Minute tritt der 90jährige als deus ex machina in Erscheinung und zeigt, dass Beweglichkeit keine Frage des Alters ist.

Die Zeitlosigkeit, über die Mary Poppins verfügt, überträgt sich auch auf den Film und in der Machart könnte es sich tatsächlich um ein Musical aus den 1960er Jahren handeln. Bleibt abzuwarten, ob diese Art des Geschichtenerzählens auf die heutige Kindergeneration nicht viel zu langweilig wirkt und nur die Eltern- und Großeltern anzieht.

 4 von 5 sprechenden Schirmköpfen