Filmkritiken

"Long Shot" im ORF: Seth Rogen liebt die künftige US-Präsidentin

Na klar, man kann es sich schönreden und sagen: Politik ist dazu da, um Kompromisse einzugehen. Aber die brutale Wahrheit lautet: man verrät seine eigenen Ideale.

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Ein seltsamer US-Präsident

In dieser Situation befindet sich die amerikanische Außenministerin Charlotte Field (Charlize Theron). Sie ist seit Jugendtagen sozial engagiert und möchte wirklich die Welt zum Besseren verändern, doch ein paar Mächtige haben etwas dagegen. Ihr größtes Anliegen besteht in einem globalen Abkommen zum Umweltschutz; und danach wartet womöglich eine noch viel kompliziertere Aufgabe auf sie, denn sie wird für die US-Präsidentschaft kandidieren, da Präsident Chambers (Bob Odenkirk), die derzeitige Dumpfbacke auf diesem Posten, eine Kinokarriere anstrebt, nachdem er früher sechs Jahre lang in einer Fernsehserie ebenfalls Amerikas Staatsoberhaupt gespielt hat. (Da hätte also auch Kevin Spacey gute Chancen gehabt, wenn ihm nicht die #MeToo-Affäre dazwischengekommen wäre.)

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Ein chaotischer Journalist

Fred Flarsky (Seth Rogen) hingegen glaubt noch an die Macht des investigativen Journalismus und springt dafür auch mal aus einem Fenster im ersten Stock oder lässt sich als gebürtiger Jude bei einem Undercover-Unternehmen von Neonazis ein Hakenkreuz – zumindest teilweise – auf den Oberarm tätowieren.

Weil er seinen Überzeugungen treu bleiben möchte, schmeißt er den Job hin und erhält kurz darauf ganz unverhofft einen neuen. Charlotte Field heuert ihn als Redenschreiber an – und was man nicht für möglich halten sollte: die beiden ungleichen Charaktere kommen bestens miteinander klar, während sie in Sachen Umweltschutz durch die Welt touren.

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Eine Liebe seit Kindertagen

Immerhin kennen sie einander seit der frühen Kindheit; Charlotte hat auf den etwas jüngeren Fred als Babysitterin aufgepasst und bereits damals seinen Gefühlshaushalt durcheinandergebracht. Nun beginnt es wieder zwischen ihnen zu knistern und Regisseur Jonathan Levine ("Warm Bodies", "50/50") inszeniert mit vielen satirischen Seitenhieben eine moderne Version vom hässlichen Entchen und dem schönen Schwan (wem von beiden Hauptdarstellern hier welche Rolle zukommt, ist ja wohl nicht schwer zu erraten). Und so nimmt eine märchenhafte Romanze entgegen allen politischen Hinderungsgründen ihren Lauf. 

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Sex & Drugs für eine künftige Präsidentin

Sobald Seth Rogen mitspielt, müssen wir selbstverständlich mit Drugs, Sex (allein der Filmtitel ist eindeutig zweideutig) & ein bisschen Rock’n’Roll rechnen und dieser Lebensstil färbt auch auf die Frau an seiner Seite ab. Ein komödiantischer Höhepunkt ist zum Beispiel erreicht, wenn Charlotte, mit Partydrogen zugedröhnt, einen außenpolitischen Notfall lösen muss.

Außerdem erleben wir einen Medienmogul voll gollumartiger Widerlichkeit (tatsächlich wird die Figur von "Herr der Ringe"-Star Andy Serkis in heftiger Altersmaske gespielt) oder einen kanadischen Premierminister (Alexander Skarsgård), der Austern schlürft und dämlich lacht, aber einen medienwirksamen Partner für die künftige Präsidentin abgeben würde.

Doch deren Herz schlägt nur für den chaotischen Fred, obwohl ihre Berater darin einige sind, dass die Beziehung geheim gehalten werden muss, weil der unangepasste Typ Charlottes Popularität im bevorstehenden Wahlkampf schaden könnte. Bleibt die Frage, ob das Paar bereit ist, sich zu verstecken und Kompromisse einzugehen – oder könnte man einen Wahlkampf womöglich doch mit Ehrlichkeit gewinnt? Unglaublich, soweit kommt’s noch! (Hoffentlich…)

4 von 5 ausgewählten Vorzugsstimmen.

"Long Shot" ist am 30. Jänner 20:15 auf ORF 1 zu sehen.