Filmkritiken

"La Vérité": Leben und Lügen lassen

Bevor die alternde Schauspielikone Fabienne (Catherine Deneuve) ihre Memoiren veröffentlicht, bekommt sie Besuch von ihrer Tochter Lumir (Juliette Binoche). Diese arbeitet inzwischen als Drehbuchautorin in New York und reist mit ihrem Schauspieler Eheman Hank (Ethan Hawk) und ihrer gemeinsamen Tochter Charlotte (Clementine Grenier) an. Schon nach dem ersten Abend kippt der Haussegen in der wunderschönen Pariser Villa. Beim Lesen der Biografie gerät Lumir in vollkommene Fassungslosigkeit, denn ihre Mutter lügt sich eine Vergangenheit zusammen, die so niemals existiert hat. Während der gemeinsamen Zeit in Paris wird die schmerzhafte Vergangenheit wieder aufgearbeitet und Lumir versucht der Wahrheit auf den Grund zu gehen.

International

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La Verité“ ist der erste fremdsprachige Film des japanischen Regisseurs Hirokazu Koreeda. Er erhielt für seinen letzten Film „Shoplifters“ die Goldene Palme in Cannes und plante schon lange eine Zusammenarbeit mit Juliette Binoche. Das Drehbuch basiert auf einem Theaterstück, das Koreeda nie umsetzen konnte. Der Japaner spricht weder Französisch noch Englisch, weshalb sich die Kommunikation am Set äußerst mühsam gestaltete. Diese Schwierigkeiten sind dem herzlichen Familiendrama jedoch in keiner Sekunde anzusehen. Die Geschichte einer zerrütteten Familie ist klug inszeniert, denn anstatt sich auf technische Spielerein zu konzentrieren, beschränkt sich die Kameraarbeit auf eine genau durchdachtes Konzept, das die Leistungen des Schauspielensembles in den Vordergrund rückt.

Kultstatus

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Es ist die erste Zusammenarbeit zwischen Catherine Deneuve und Juliette Binoche. Beide gehören zu den wichtigsten europäischen Darstellerinnen unserer Zeit und beinahe jede ihrer gemeinsamen Szenen hat Kultcharakter. Vor allem die kleinen Gesten wirken durch die Inszenierung Koreedas ganz groß, doch auch die Nebendarsteller sind umwerfend. Ethan Hawk als erfolgloser Fernsehschauspieler ist der Spielball der beiden Frauen und fühlt sich in dieser Rolle auch sichtlich wohl. Er versucht sich weder über die Geschichte zu stellen noch seine Figur ins Rampenlicht zu rücken, eine Glanzleistung des amerikanischen Darstellers. Ein anderer Star des Films ist die achtjährige Clementine Grenier. Sie stand für „La Verité“ das erste Mal vor der Kamera und überzeugt mit einer unglaublichen Natürlichkeit.

Für die ganze Familie

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Obwohl das Herzstück dieses Filmes das fantastische Ensemble ist, kommt man nicht daran vorbei, das geniale Drehbuch von Koreeda zu loben. Trotz aller Konflikte verfällt die Geschichte niemals in eine Künstlichkeit sondern bleibt humorvoll und überraschend. Unzählige erzählerische Elemente greifen ineinander und bilden ein dichtes Konstrukt einer Familie, die sich trotz aller Schwierigkeiten dennoch liebt. Die Inspiration vom Theater ist hier klar ersichtlich. Die Figuren tragen ihr Herz auf der Zunge und die Handlung wird vor allem über die pointierten Dialoge vorangetrieben.

Großes Kino

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La Verité“ ist ein meisterhaftes Kammerspiel, das nicht durch große Konflikte, sondern auch durch alltägliche Zermürbungen auftrumpft. Eine Ode an das französische Kino.