Filmkritiken

"Kaviar": Das Ibiza-Video als Wien-Film?

Ein russischer Oligarch will sich in Wien einkaufen, um einen verrückten Plan zu verwirklichen und lässt reichlich Schmiergeld fließen. Ein zwielichtiger Stadtrat – eigentlich H.C. Strache wie aus dem Gesicht geschnitten –  hält da nur allzu gern die Hände auf und auch ein paar andere windige Gesellen sind mit von der Partie, weil sie das große Geld wittern.

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Mal ehrlich: Hätte sich Regisseurin Elena Tikhonova einen besseren Starttermin für ihre Komödie aussuchen können? Sie muss höchstens fürchten, dass die aktuelle innenpolitische Entwicklung ihr Drehbuch wie eine Kopie der Wirklichkeit erscheinen lässt. Oder sollten wir etwa annehmen, dass sie selber als Vorstudie für diesen Film das berüchtigte Ibiza-Video gedreht hat?

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Villa auf der Schwedenbrücke

Der größenwahnsinnige Milliardär Igor will mitten im Herzen von Wien, genau auf der Schwedenbrücke, ein Luxusanwesen für sich errichten lassen und ist bereit, dafür gleich eine Donaukanalsanierung mit in Kauf zu nehmen; als Gegenleistung hätte er gerne die österreichische Staatsbürgerschaft. Eingefädelt hat den Deal der echte Wiener Klaus (natürlich von Georg Friedrich mit breitem Akzent gespielt), sowie sein Partner, der Anwalt Braunrichter (Simon Schwarz). Doch da gibt es auch noch drei Frauen, die man nicht unterschätzen sollte: die Russinnen Nadja (Margarita Breitkreiz) und Vera (Daria Nosik) und die Österreicherin Teresa - diese ausgeflippte Künstlerin mit blauem Haar wird von der Scream-Queen Sabrina Reite ("In 3 Tagen bist du tot") gespielt. Sie sind den geld- und machtgeilen Männern immer einen Schritt voraus und wollen das Schmiergeld für sich selber abzweigen. Dabei lassen sie ihre weiblichen Reize spielen und fassen auch mal tüchtig in die Kloake (nicht umsonst hat einst Sigmund Freud auf die Verwandtschaft von Geld und Kot hingewiesen). Auch eine Lenin-Statue mit speziellem Innenleben spielt eine wichtige Rolle.

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Rasant erzählt

Wir bekommen Culture-Clash in Form eines Heist Movies geboten und im Vergleich zum femininen Neustart der amerikanischen „Ocean’s“-Reihe im Vorjahr ist dieses russisch-österreichische Team der starken Frauen eindeutig vorzuziehen. Thematik und Erzählrhythmus erinnern an Werke von Franz Novotny, dessen Produktionsfirma das Projekt auch mitfinanziert hat. Die rasant erzählte Geschichte punktet mit schnellen Schnitten, witzigen Animationsszenen im Stil der "Monty Python’s" und einem Score, der die Handlung perfekt untermalt (immerhin hat die Regisseurin bereits eine international anerkannte Musikdoku "Elektro Moskva" gedreht). Aber nicht nur von Musik versteht Frau Tikhonova etwas - ihre Story klingt gerade darum so glaubwürdig, weil sie genau weiß, wovon sie erzählt: ohne ein Wort Deutsch zu verstehen ist die gebürtige Russin vor 19 Jahren nach Österreich gekommen, hat inzwischen genaue Einblicke in Wiens russische Schickeria gewonnen und kennt sich auch ansonsten in dieser Stadt bestens aus: so wählt sie als Nebenschauplatz eine Wohnhausanlage in Favoriten, die im Volksmund „Senfburg“ heißt – vielleicht wird man sie jetzt in „Kaviarpalast“ umbenennen. 

4 von 5 illegal importierten Stör-Eiern