Filmkritiken

"John Wick 3" auf Netflix: Alle gegen den Unverwüstlichen

Im dritten Kapitel des in kürzester Zeit zum Kultfilm avancierten Actionfilms "John Wick" wird der schwermütige Profikiller von seiner Gilde verstoßen, weil er die Regeln gebrochen hat. Satte 14 Millionen Dollar sind auf seinen Kopf ausgesetzt: Tot oder unlebendig! Nun ist so ziemlich jeder mordende Kollege hinter der Killer-Legende her. Wie unfair!

Aber nicht für den unverwüstlichen John Wick, sondern für die lieben Kollegen. Denn um Keanu Reeves zur Strecke zu bringen, müsste wahrscheinlich selbst der Allmächtige um Unterstützung aus der Hölle ansuchen – oder umgekehrt.

 

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Parabellum

Der Untertitel "Parabellum" leitet sich vom lateinischen Sprichwort "Wer Frieden sucht, rüste für den Krieg" (Si vis pacem, para bellum) ab. Dafür hat John Wick in Kapitel 3 eine knappe Stunde Zeit. Diese Gnadenfrist hat ihm "The Continental"-Chef Winston (Ian McShane) verschafft. Danach ist er Freiwild, weil er am Ende von Kapitel 2 den Mafia-Paten Santino im "Continental", auf neutralem Boden, erschossen hat. Noch dazu war Santino eines der zwölf Mitglieder der Hohen Kammer der weltumspannenden Verbrecherorganisation, aus der John Wick nun exkommuniziert wird. Nach Ablauf der Frist wird der Jäger zum Gejagten.

Natürlich wäre John Wick nicht John Wick, wenn er keinen Plan hätte. Nur der Weg zur Umsetzung ist mit Blut und Schmerz gepflastert. Aber das ist ja nun wirklich nichts Neues. Um genau zu sein, war der action-reiche Weg schon immer das Ziel der "John Wick"-Filme.

Von Anfang an legt das dritte Kapitel ein atemberaubendes Tempo vor. Eine halsbrecherische Action-Szene jagt die andere. Dem Zuschauer bleibt kaum Zeit, um Luft zu holen.

Motoren spielen im Vergleich zum ersten Teil eine geringere Rolle, was nicht heißt, dass wir auf spektakuläre Verfolgungsjagden verzichten müssen. John begnügt sich diesmal aber mit einer Pferdestärke. Ninja-artige Zweikämpfe rücken hingegen ein wenig in den Vordergrund. Das ändert aber nichts daran, dass auch dieser Film wieder ein formvollendetes Action-Spektakel der Sonderklasse bietet.

 

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Epos der Unverwüstlichkeit

Es gibt nur einen einzigen Makel, der für viele Fans des Actionfilms wohl gar kein Makel ist: In "John Wick: Kapitel 3" wird wirklich alles auf die Spitze getrieben. Regisseur Chad Stahelski will sämtliche Elemente, die das Killer-Epos ausmachen, noch einmal toppen: ein typisches Symptom des Sequel-Syndroms!

Die coole Atmosphäre des nächtlichen New York weicht einer (zumindest beim Showdown) künstlichen Lichtshow. Wie schon im zweiten Teil gibt es auch diesmal einen Ausflug zu exotischen Schauplätzen außerhalb der schillernden Großstadt. Der handwerklich einzigartige Stil von John Wick, eine Kombination aus Nahkampf und Schießerei, verkommt zur am Fließband gefertigten Massenware. Und die körperliche Unverwüstlichkeit von John Wick wird ins Absurde überhöht: Neben John Wick wirkt Wolverine wie ein weinerlicher Chorknabe, nur ist Letzterer ein Marvel-Superheld mit übernatürlichen Heilkräften.

Oder anders gesagt: Wenn Chuck Norris auf harter Bursche macht, trägt er neuerdings eine Keanu-Reeves-Maske!

Auch beim Versuch, tiefer in die Welt der mysteriösen Killer-Organisation einzutauchen, passieren einige Patzer. Aus dem exklusiven Berufsverband für Auftragskiller wird plötzlich ein allumfassendes Verbrecher-Syndikat. Schließlich weist auch der Plot gegen Ende einige logische Ungereimtheiten auf.

Trotzdem werden wahre Fans von "John Wick: Kapitel 3 – Parabellum" nicht enttäuscht sein. Wie der Action-Overkill in diesem Epos der Unverwüstlichkeit noch einmal überboten werden soll ohne dabei in die Groteske abzugleiten, werden wir in der Fortsetzung sehen. Denn Chad Stahelski will es (mindestens) noch einmal wissen: Der Showdown ist ganz klar auf ein viertes Kapitel ausgelegt.

"John Wick 3" ist derzeit auf Netflix verfügbar.