Filmkritiken

"I'm thinking of ending things" auf Netflix: Charlie Kaufman in Höchstform

Lucy (Jessie Buckley) und ihr Freund Jake (Jesse Plemons) fahren raus aus der Stadt um Jakes Eltern zu besuchen. Sie sind zwar erst seit sieben Wochen zusammen, aber für Lucy fühlt es sich irgendwie schon länger an. Während ihrer Autofahrt durch die verschneite Schneelandschaft haben die beiden Wissenschaftler viel Zeit zum Reden. Jake ist nett, intelligent und fürsorglich, doch trotzdem reicht das alles nicht, um Lucy glücklich zu machen. Die melancholische junge Frau trägt Jake eines ihrer selbstgeschriebenen Gedichte vor und eigentlich scheint diese Beziehung, trotz all der kleinen Mängel, gut zu funktionieren.

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Horror-Eltern

Als sie schließlich auf dem Bauernhof von Jakes Eltern ankommen, nimmt der ganze Tagestrip eine seltsame Wendung. Die Nutztiere sind tot, der Hund verhält sich seltsam und Jakes Eltern stellen eine merkwürdige Frage nach der anderen. Bald merkt man, dass hier nicht alles so zu sein scheint, wie man es auf den ersten Blick vermutet hat. Ständig ändern sich die Objekte und Menschen in diesem Haus. Ein surrealistisches Kammerspiel, das direkt aus einem Fiebertraum entsprungen zu sein scheint.

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Ikone

"I’m thinking of ending things“ basiert auf dem gleichnamigen Roman des kanadischen Autors Iain Reid. Hinter der Verfilmung steckt kein Geringerer als Charlie Kaufman. Der 61-jährige katapultierte sich um die Jahrtausendwende mit seinen Drehbüchern zu "Being John Malkovich“ "Adaption“ und "Vergiss mein nicht!“ zu den gefragtesten Drehbuchautoren der USA. Er erhielt zahlreiche Preise und unter anderem auch einen Oscar. Obwohl seine Drehbücher von verschiedenen Regisseuren verfilmt wurden, war bei allen Projekten die einzigartige Handschrift Kaufmans deutlich zu erkennen. Der große Zuspruch bestätigte ihn darin seine erste Regiearbeit "Synecdoche, New York“ anzugehen. Der 20 Mio. Dollar teure Film kam 2008 in die Kinos und war ein Riesenflop an den Kinokassen. Obwohl es sich bei dem Film um ein Meisterwerk des 21. Jahrhunderts handelt, sorgte er für einen herben Rückschlag für dessen Macher.

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Weltschmerz

Um das finanzielle Risiko geringer zu halten, konzentriert sich Kaufman nun auf kleinere Projekte, bei denen er keine Abstriche in seiner künstlerischen Vision hinnehmen muss. Wie für viele andere ambitionierte Filmemacher, bot ihm Netflix die Finanzierung für sein neustes Projekt an. "I’m thinking of ending things“ beschränkt sich dabei auf wenige Drehorte und legt seinen Fokus auf tiefgründige Dialoge. Die Figuren sprechen über falsch interpretierte Filme, anzügliche Songtexte und sogar von einem weltweiten Virus ist die Rede. Unterschiedliche Genres werden gemischt und zwischenzeitlich bekommt man das Gefühl, hier in einem Horrorfilm zu sitzen. Mit wenigen Mitteln wird hier eine Parabel auf das menschliche Dasein kreiert, die zutiefst berührt.

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Das intime Drama stellt Fragen rund um Heimat, Identität und Erinnerung, das trotz des intellektuellen Anspruchs nicht auf die Unterhaltung des Publikums vergisst. Die beste Netflix Produktion des Jahres!