Filmkritiken

"Hillbilly Elegie" auf Netflix: Der peinliche Versuch Trumps Erfolg zu erklären

2016 erschienen die Memoiren "Hillbilly Elegy" von J.D. Vance. Auf 272 Seiten beschreibt Vance darin seinen Weg vom Arbeiterkind aus Ohio bis hin zum erfolgreichen Hedgefonds-Manager. Das Buch wurde als eine Ursachenanalyse für Donald Trumps Wahlerfolg angesehen, weil darin die Probleme der Bevölkerung in strukturschwachen Regionen der USA in den Fokus gerückt wurden. Nun hat der zweifache Oscar-Preisträger Ron Howard die Lebensgeschichte von Vance für Netflix verfilmt und dabei einen der schlechtesten Filme seiner Karriere hingelegt.

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Zwischen zwei Welten

Die Geschichte von Vance wird im neuen Netflix-Film in zwei Zeitebenen erzählt: Während er als Teenager im Jahr 1999 mit familiären Problemen zu kämpfen hat und droht in die Kriminalität abzurutschen, sitzt er 15 Jahre später als Yale-Absolvent bei einem schicken Abendessen mit potenziellen Arbeitgebern. Obwohl der Junge seine kaputten Familienverhältnissen und das soziale Umfeld hinter sich gelassen hat, fällt es dem Mann dennoch schwer, in seiner neuen Umgebung wirklich Fuß zu fassen. Er kann weder den Namen des französischen Weins aussprechen, noch weiß er ,was er mit den ganzen Gabeln neben seinem Teller machen soll. Ein Anruf seiner Schwester holt ihn aus dem Dilemma, nur um ihn gleich ins nächste zu stürzen: Seine drogenabhängige Mutter ist wieder rückfällig geworden. J.D. steigt also in sein Auto und macht sich auf den Weg in seine alte Heimat, um dort nach seiner Mutter zu schauen und nach seiner eigenen Identität zu suchen.

 

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Platt

"Hillbilly Elegie“ galt vor der Veröffentlichung als große Oscar-Hoffnung. Doch schon bald hagelte es schlechte Kritiken. Es ist zwar erfrischend neben Sci-Fi-Thrillern und Fantasy-Epen auch wieder einmal ein gut produziertes Familiendrama aus den USA zu sehen, doch das alleine reicht nicht, um über die oberflächliche Umsetzung eines komplexen Themas hinweg zu sehen.

 

 

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Unkritisch

Für all die Probleme im Leben der Hauptfigur – von der drogensüchtigen Mutter, dem gewalttätigen Patriarchen bis hin zum kaputten Gesundheitssystem – findet das Drama nur eine Antwort: Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied. Denn hey! Immerhin hat es unser Held geschafft mit Disziplin und harter Arbeit zu einem Geschäftsmann und Politiker zu werden, der auch noch als junger Mann in den Irak-Krieg gezogen ist, um sein Land zu verteidigen.

Es gibt wohl kaum jemanden der einen besseren Marketing-Auftritt für Trump hinlegen könnte als Vance. Anstatt ein marodes Gesundheitssystem oder das Ungleichgewicht im Bildungsbereich anzusprechen, wälzt "Hillbilly Elegie“ die strukturellen Probleme der USA auf die Bevölkerung ab und verhindert somit jegliche Debatte über dringende politische Reformen.

Letztendlich ist die Geschichte von Vance keine Erklärung für Trumps Erfolg, sondern nur eine selbstverliebte Inszenierung eines Republikaners, der jegliches Gespür für soziale Ungerechtigkeiten vermissen lässt.

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Enttäuschend

Die talentierte Amy Adams kann einem hier nur leidtun. Ihre Darstellung einer drogenabhängigen Frau, die vom Leben überfordert ist, läuft auf Grund der seichten Handlung leider vollkommen ins Leere, weshalb einige Momente hier tatsächlich zum Fremdschämen sind. Der Hauptdarsteller Gabriel Basso bleibt leider völlig farblos. Auch um irgendeine Regung im durch Make-up unkenntlich gemachten Gesicht von Glenn Close zu erkennen, muss man schon sehr genau hinschauen.