Filmkritiken

"Guglhupfgeschwader": Durchsiebte Mehlspeisen und Lotto-Fieber

In Niederkaltenkirchen, dem niederbayrischen Zentrum des Verbrechens, sind also Filmtitel-technisch inzwischen die süßen Nachspeisen angesagt. Während im Vorjahr Kaiserschmarrn aufgetischt wurde, geht es heuer mit traditioneller Mehlspeise weiter, und man kann sich auch als ÖsterreicherIn heimisch fühlen, weil die Bayern keinen Napfkuchen kennen, sondern (zum Glück!) ebenfalls Guglhupf sagen.

Ausgerechnet diese Oma-Backwerke werden durch Zielübungen mafiöser Geldeintreiber zersiebt. Eine derartige Aktion kann der Eberhofer natürlich nicht ungestraft lassen, denn immerhin wurden die Kochkünste seiner Großmutter beleidigt. Bevor es aber zum großen Shootout vor dem Schweinestall kommt, passieren noch viele andere ziemlich unerfreuliche und gefährliche Dinge.

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Dienstjubiläum und Molotowcocktail

Dabei hätte der Eberhofer eigentlich allen Grund zum Feiern, denn sein zehnjähriges Dienstjubiläum steht an. Ob man zu einer solchen Gelegenheit auch ein Freudenfeuerwerk zündet? Gut möglich; der große Knall kommt aber von einer ganz anderen Seite: Der örtliche Lotto-Laden wird durch einen Molotowcocktail in die Luft gesprengt, und mit ihm verbrennt zugleich eine Person.

"Guglhupfgeschwader" spielt zwar erwiesenermaßen im Jahr 2022, Corona wird jedoch mit keinem Wort erwähnt – stattdessen grassiert das Lottofieber. Während ein paar alte Bekannte von Millionen träumen oder tatsächlich sechs Richtige haben, muss der Eberhofer also einen neuen Mordfall klären, betätigt sich nebenher als Personenschützer, bekommt es obendrein mit privaten Herausforderungen zu tun (Stichwort: Paartherapie), wird von seiner amourösen Vergangenheit eingeholt und erhält vierbeinigen – Korrektur: dreibeinigen – Familienzuwachs. Doch es wird volle 90 Minuten dauern, bis er den neuen Hund liebgewinnt und sein Bier mit ihm teilt.

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Pflichtübung und Wiederholungseffekt

Eines ist klar: "Guglhupfgeschwader" zählt bestimmt nicht zu jenen Titeln, die man NeueinsteigerInnen als erstes nennen würde, um ihnen die Eberhofer-Reihe schmackhaft zu machen. Damit man sich hier halbwegs gut unterhalten kann, muss man in Niederkaltenkirchen schon sehr heimisch geworden und den Figuren über die Jahre hinweg mit wachsender Aufmerksamkeit gefolgt sein. 

Aber auch echten Fans macht es dieser neue Fall nicht leicht, weil Wiederholungseffekte überhandnehmen – eine verkohlte Leiche hat man uns schon im "Leberkäsjunkie" geboten, die gefühlt tausendste Streiterei zwischen dem Franz und der Susi stellt unsere Geduld ebenfalls auf die Probe und die schätzungsweise zweitausendste Wirtshausrunde macht die Sache auch nicht besser.

Natürlich setzt man dabei auf die Pflege wichtiger Leitmotive, doch der Eindruck von bloßem Pflichtprogramm sollte ganz bestimmt nicht entstehen. Viele gelungene Einzelszenen wollen sich diesmal zu keinem befriedigenden Ganzen fügen.

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Casinobesuch und Kreisverkehr-Umbenennung

Ein paar unerwartete Entwicklungen gibt es immerhin: Eberhofer, Rudi und dessen neue, esoterisch angehauchte Freundin (Stefanie Reinsperger) verlassen sogar das bayrische Staatsgebiet und machen einen Ausflug nach Tschechien, wo sie sich in einem Casino dem Glücksspiel hingeben. Nur der Franz bewahrt einen klaren Kopf, bekommt aber dafür eins auf die Nase.

Der Flötzinger markiert hingegen den großen Mann und weist sogar das Angebot zurück, den weltbekannten Kreisverkehr nach ihm zu benennen. Und was die musikalischen Einlagen betrifft, hat wieder ein Stilwechsel stattgefunden: Alle HauptdarstellerInnen legen einen Überraschungs-Rap hin, bei dem vor allem Flötzinger zu Hochform aufläuft.

Das ist wieder einer jener Teile, in denen das Privatleben der Figuren einen viel größeren Platz einnimmt als das eigentliche Verbrechen. Eberhofer sieht diesmal kein Polizeirevier von innen, zumindest nicht sein eigenes – und auf dem fremden wird dann groß Party gemacht.

Alle Mitwirkenden haben sich vor und hinter der Kamera zweifellos köstlich amüsiert und niemand musste mit leerem Magen nach Hause gehen; dennoch ist es nicht der gelungenste Teil. Aber was soll's: die Speisekarte der Autorin Rita Falk umfasst ja noch ein paar andere Gerichte und beim nächsten Mal schmeckt vermutlich wieder alles besser.

3 von 5 gutgefüllten Hundeschüsseln.