Filmkritiken

"Griechenland": Thomas Stipsits erbt Durchsetzungsvermögen

Sobald ein typischer Sommerfilm mitten im Winter startet, ist das natürlich ein geschickter psychologischer Trick, um noch mehr Menschen ins Kino zu locken – daran wird auch die Tatsache der Erderwärmung bestimmt nichts ändern.

Thomas Stipsits hat sich als Co-Autor des Drehbuchs von "Griechenland" eine perfekte Rolle auf den Leib geschrieben und hatte dabei vielleicht den listigen Hintergedanken, die Dreharbeiten für das ganze Team zugleich mit einem Griechenland-Urlaub verknüpfen zu können. Seiner willensschwachen Figur, dem Hotelerben Johannes, wäre solche Entschlusskraft eher nicht zuzutrauen – der landet aus ganz anderen Gründen am Mittelmeer.

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Spurensuche in Griechenland

Das Testament eines Mannes, der sich plötzlich als sein leiblicher Vater herausstellt, führt Johannes nämlich auf eine kleine Kykladen-Insel, wo eine Spurensuche zu seiner wahren Herkunft beginnt.

Dabei ergeben sich selbstverständlich allerlei Verwicklungen und weil auch Geld und Grundbesitz im Spiel sind, lassen die gierigen Verwandten aus Wien nicht lange auf sich warten. Sie glauben, den Erben weiterhin gängeln zu können – doch der weiß sich zum allgemeinen Erstaunen plötzlich zur Wehr zu setzen.

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Staraufgebot um Stipsits

Im Grunde belebt Stipsits hier ein altes Motiv neu, spielt einen zeitgemäßen Parsifal und wirft einen "reinen Toren" in die Welt, um ihn mit der rauen Realität zu konfrontieren.

Jede/r will etwas von diesem Johannes, alle haben Hintergedanken, man zerrt an ihm herum und setzt ihm von überall her zu: die resolute Verlobte (Katharina Strasser, von der Stipsits mittlerweile IRL geschieden ist); der geschäftstüchtige Stiefvater (Erwin Steinhauer); die dominante Mutter (Mona Seefried) oder ein griechischer Tausendsassa mit dem bezeichnenden Namen Ilias (Kostas Antalopoulos), der jeden nur denkbaren Job vom Taxifahrer bis zum Bürgermeister in sich vereint. 

Außerdem wären da noch eine zielstrebige Inselbewohnerin (Claudia Kottal) und ein Urlauberpärchen (Andreas Vitásek nebst Margarethe Tiesel), das sich beinahe in erotische Bedrängnis bringt.

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One-Liner und Rätselfragen

Das alles garantiert unbeschwert leichte Kinounterhaltung, die zugleich auch fürs ORF-Hauptabendprogramm wie geschaffen wäre. Zwischendurch finden sich gelungene One-Liner, welche sofort auf den erfahrenen Kabarettisten Stipsits hindeuten: Etwa wenn eine Figur als so boshaft-gerissen charakterisiert wird, dass sie Blinden Stummfilme vorführen könnte, oder Niederösterreich als "schwarze Insel Österreichs" erscheint.

Ein paar Rätsel gibt es auch zu lösen: Woran der Insel-Papa eigentlich gestorben ist, erfahren wir erst ganz zuletzt, nachdem uns etliche Alternativ-Versionen angeboten wurden (aber eigentlich ist es dann eh die denkbar schönste Todesart gewesen). Und was hat es wohl mit "der laufende Huhn" (sic!) - so der Untertitel des Films - auf sich? Kleiner Tipp: es ist kein tropfender Wasserhahn gemeint.

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Postkartenmotive und Filmtourismus

Zwischendurch blicken ein paar der unzähligen Inselkatzen teils gelangweilt, teils interessiert in die Kamera, und Meeresansichten voll überirdischer Bläue sowie paradiesische Sandstrände versetzen uns immer wieder in Urlaubsstimmung.

Obwohl in der fiktiven Geschichte ein verschandelnder Riesenhotelbau verhindert werden kann, muss die reale Insel womöglich doch bald ein solches Bauprojekte umsetzen, damit sie dem künftigen Ansturm der Filmtouristen begegnen kann.

3 vom 5 Olivenöltropfen gegen Paradontose

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