Filmkritiken

"Gran Turismo": Totalschaden in Überlänge

Seit seiner Erscheinung Ende der 1990er Jahre hält der weltweite Siegeszug des Computerspiels "Gran Turismo" an. Inzwischen hat das Playstation-Spiel sieben Teile hervorgebracht und wurde knapp 80 Millionen Mal verkauft. "Gran Turismo" ist jedoch kein gewöhnliches Computerspiel, sondern eine Rennsimulation, die den Spieler:innen das Gefühl geben soll, tatsächlich auf der Rennstrecke zu sein und den PS-Nervenkitzel am eigenen Leib zu erleben.

Ausgehend vom Spiel wurde die GT Academy gegründet, die von 2008-2016 Wettbewerbe veranstaltete, um "Gran Turismo"-Spieler:innen den Einstieg in den Rennsport zu ermöglichen. 2011 gelang es Jann Mardenborough aus 90.000 Teilnehmer:innen, sich zu behaupten und schaffte es auf die echte Rennbahn. 

Nun wurde seine Lebensgeschichte in “Gran Turismo” verfilmt.

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Worum geht es in "Gran Turismo"?

Jann Mardenboroughs großer Traum war es, Rennfahrer zu werden, doch da sich seine Eltern das teure Hobby für ihren Sohn nicht leisten konnten, fokussierte er sein Talent auf die virtuelle Welt. In “Gran Turismo” konnte er seinen Traum zumindest auf dem Bildschirm wahr werden lassen. Als er es in die GT Academy schafft und sich dort behaupten kann, bekommt er die Möglichkeit, als lizensierter "echter" Rennfahrer auf den größten Strecken der Welt zu fahren. 

Der von seinem Vater als faul und seinem Chefmechaniker Jack als untalentiert abgestempelte Underdog zeigt der Welt jedoch, was in ihm steckt und bietet Profifahrern ordentlich Paroli. 

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Werbung in Spielfilmlänge

So inspirierend und ermutigend die Geschichte von Mardenborough sein mag, so schlecht ist sie umgesetzt. Seit knapp zehn Jahren versuchten Produzent:innen, “Gran Turismo” auf die große Leinwand zu bringen, doch es scheiterte immer wieder an der Glaubwürdigkeit der Geschichte. Mit Mardenborough als Protagonisten kann man sich immerhin auf eine wahre Geschichte berufen, doch auch diese Rechnung geht nicht auf. “Gran Turismo” wirkt wie eine viel zu lange Werbung für ein Computerspiel und schafft es in keiner Sekunde, glaubhafte Figuren zu kreieren. 

Ständig wird betont, wie toll das Computerspiel sei und wie gut es die Spieler:innen auf ein echtes Rennen vorbereiten würde. Dialoge, die höchstens für eine einmalige Pointe gut sind, laufen hier in Dauerschleife und man kann nicht glauben, dass Regisseur Neill Blomkamp sich auf dieses Niveau herabließ. Der Regisseur vom Sci-Fi-Hit “District 9” liefert hier den Tiefpunkt seiner einst vielversprechenden Karriere ab. Schade!

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Kitsch

“Gran Turismo” ist die logische Konsequenz einer Marketingstrategie, in dessen Rahmen die GT Academy gegründet wurde. Natürlich ist es fantastisch, wenn durch das Programm soziale Hürden überwunden werden können, doch die Priorität bleibt stets die Stärkung der eigenen Marke. Der aktuelle Film hat, so schwingt es zumindest in jeder Kinominute mit, nichts anderes zum Zweck, als (noch) mehr Spiele und mehr Autos zu verkaufen. Die Geschichte ist vollkommen oberflächlich, die Konflikte austauschbar und die Dialoge in keiner Sekunde ernst zunehmen. 

Der von Orlando Bloom gespielte Marketingbeauftragte bringt es im Film ganz gut auf den Punkt: “Es ist eine Marketing-Veranstaltung. Es geht darum, cool auszusehen.” 

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Schnelle Bilder

Vor der Kamera sind der zuvor erwähnte Orlando Bloom, David Harbour und Newcomer Archie Madekwe zu sehen. Auch wenn alle drei ihren Charme haben, können auch sie nicht über den Stumpfsinn dieses Films hinwegtäuschen. Schade, denn der eigentlich talentierte und sympathische Bloom hätte es durchaus verdient, öfters in größeren Produktionen zum Zug zu kommen. 

Einzig und allein die Kameraarbeit und die Tongestaltung sind in diesem Film gelungen. Kameramann Jacques Joufrette hat es geschafft, die Schnelligkeit der Autos auf eine dynamische Art und Weise einzufangen, sodass man sich fast schon bei der Formel 1 fühlt. Erinnerung: "Es geht darum, cool auszusehen." Mission accomplished.

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Die Angst vor Risiken treibt Hollywood immer weiter dazu, auf bekannte Marken zurückzugreifen. Sei es “Barbie”, “Air” oder “Die Geistervilla”: Blockbuster werden immer mehr zu einer Werbeveranstaltung für ein Produkt, das eigentlich nichts mit Filmen zu tun hat. “Gran Turismo” reiht sich nahtlos in diese Produktionslandschaft ein und macht keinen Hehl daraus, dass Hollywood immer weniger ein Interesse daran hat, einem Publikum etwas von – originaler und einfallsreicher – Substanz zu vermitteln. Hauptsache, das Produkt Marketing sieht cool aus. 

1 von 5 Sternen
 

"Gran Turismo" ist aktuell im Kino zu sehen. Hier geht's zum Kinoprogramm!