"Friedhof der Kuscheltiere": Rückkehr aus dem Grab
Von Franco Schedl
Wenn etwas Totes begraben wurde, bleibt es nicht unbedingt in der Erde; das hängt ganz vom Ort der Bestattung ab und davon, wer sich die Geschichte ausgedacht hat. In diesem Fall ist es ein magischer Ritualplatz der indigenen Urbevölkerung – und die Romanvorlage stammt von Stephen King, dessen Werke im heurigen Kinojahr überpräsent sind (es folgt noch Teil 2 von „Es“ und mit „Doctor Sleep“ die Verfilmung seiner „Shining“-Fortsetzung).
Ein Haus am Waldrand
Die Arzt-Familie Creed bezieht ein neues Haus im ländlichen Maine, das direkt am Waldrand gelegen ist. Es scheint eine ruhige Gegend zu sein, wenn nur nicht die Fernlaster immer direkt vorm Haus vorbeidonnern würden. Und im Wald ist es auch nicht ganz geheuer: die neunjährige Tochter der Familie sieht gleich zur Einstimmung eine seltsame Prozession, bei der Kinder mit Tiermasken einen toten Hund hinter sich herziehen. Als sie ihnen folgt, entdeckt sie eine Begräbnisstätte für Haustiere, hinter der sich eine fast unüberwindliche Barriere aus Erde und Ästen auftürmt. Was sich dahinter verbirgt, wird Vater Creed nur allzu bald erfahren, weil ihm der alte Mann aus dem Nachbarhaus ein schreckliches Geheimnis verrät, nachdem Familienkater Church (eine Kurzform für Churchill) tot im Straßengraben gefunden wurde. Noch in der darauffolgenden Nacht kehrt Church wieder heim, hat aber nun ein viel struppigeres Fell und ruppigere Umgangsformen.
Rückholzauber
Wenn der Rückholzauber bei Tieren wirkt – warum sollte er dann bei Menschen versagen? Auf dieser gruseligen Prämisse hat King seinen Roman aufgebaut und ein Maximum an Schockwirkungen aus seiner Geschichte herausgeholt. Ende der 80er Jahre wurde der Text schon einmal verfilmt. In der Rolle des Nachbarn war damals „The Munsters“-Star Fred Gwynne zu sehen, während nun der wunderbare John Lithgow diese wichtige Figur spielt.
Anklänge an Romero
An welchem Vorbild sich das Regieduo Kevin Kölsch und Dennis Widmyer orientiert hat, wird rasch deutlich. Inszenierung und Bildsprache erinnern stark an den „Vater des Zombiefilms“, und der Film könnte tatsächlich ein bisher unbekanntes Werk von George A. Romero aus den 80er Jahren sein. Passenderweise kommt auch ein junges Unfallopfer vor, das sich noch über den Tod hinaus bemerkbar macht und immer wieder zombiemäßig in Erscheinung tritt, um Warnungen auszusprechen. Die Schreckmomente werden bevorzugt durch Jump Scares und den Einsatz von halluzinatorischen Traumsequenzen erzeugt.
Wesentliche Änderungen
Wer tatsächlich stirbt und wer hier wen auf dem alten Indianerfriedhof bestattet, verrate ich natürlich nicht, nur so viel sei angedeutet: im Vergleich zum Original wurden einige entscheidende Änderungen vorgenommen; allerdings nicht immer zum Besseren. Je mehr wir uns dem Ende näher, umso grellere Effekte erwarten uns, und was ein kleines Mädchen hier alles fertigbringt, sollte man kaum für möglich halten. Aber Schwamm drüber – oder besser noch ein Paar Schaufeln Graberde (natürlich von jener normalen, die für keine Wiederauferstehung mehr sorgt).
3 von 5 böse blickenden Hauskatzen