Filmkritiken

"Fast & Furious: Hobbs & Shaw": Johnsons & Stathams geballte Kräfte gegen einen Cyborg

Eine Auskopplung muss nicht unbedingt Leerlauf bedeuten: die „Fast & Furious“-Serie war ja schon immer für Neuerungen offen und so kommt es im aktuellen Film zu einem Alleingang von zwei beliebten Figuren. Als langjähriger „Fast & Furious“-Kenner hätte man ja eher erwartet, dass Vin Diesel und Jason Statham gemeinsame Sache machen, aber der Motoren-Junkie Dom Toretto lässt sich in diesem ersten Spin-off der Reihe gar nicht blicken. An seiner Stelle tritt Dwayne Johnson als gesetzestreuer Luke Hobbs, der eher widerwillig die Zusammenarbeit mit seinem früheren Todfeind, dem britischen Ex-Elitesoldaten Deckard Shaw, aufnimmt. Die Abneigung ist durchaus gegenseitig, aber die geballten Kräfte Amerikas und Englands sind vonnöten, weil ein Cyber-Terrorist gestoppt werden soll.  

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Ein Cyborg als Gegner

Eigentlich eine unmögliche Aufgabe, denn der von Idris Elba gespielte Bösewicht Brixton ist durch Anwendung von Kybernetik unverwundbar geworden und gleicht einem Cyborg. Unsere beiden Helden stehen somit vor einer ganz speziellen Herausforderung und ihre Mission ergibt den Grund für zahllose überdrehte Action-Szenen, in denen mal Hobbs obenauf ist und Shaw in Schwierigkeiten gerät; dann ist es wieder genau umgekehrt. Und wenn die beiden gerade nicht ihre Fäuste sprechen lassen, sondern die Zungen in Bewegung setzen, können sie sich gegenseitig herrlich gemein beflegeln, damit der augenzwinkernde Schmäh ebenfalls nicht zu kurz kommt.

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Eine streitbare Schwester

Übrigens dürfen die beiden Kampf- und Streithähne auch auf weibliche Unterstützung zählen: Vanessa Kirby spielt Shaws nicht weniger wehrhafte Schwester Hattie, durch deren Initiative die ganzen Geschehnisse erst in Gang gesetzt werden. Sie hat von Brixton einen tödlichen Virus gestohlen, der die gesamte Menschheit ausrotten könnte – und möglicherweise fällt sie ihm als erste zum Opfer, falls nicht innerhalb weniger Stunden eine Möglichkeit gefunden wird, die Virus-Kapsel aus ihrem Blutkreislauf wieder zu entfernen.

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Autostunts und Ethnokultur

Regisseur David Letch ist als ausgebildeter Stuntman nicht nur ein Garant für perfekte Kampfszenen, sondern hat aus seinem letzten Film „Deadpool 2“ auch gleich Ryan Reynolds mitgebracht, der als Gaststar für ein paar witzige Dialogszenen sorgt. Dass hinter dieser Produktion richtig großes Budget steckt, merkt man in jedem Moment. Herausgekommen ist dabei eine Mischung aus „Mission Impossible“, „James Bond“ und „Terminator“, bevor der Film in der letzten halben Stunde dann einen unverhofften Schauplatzwechsel vornimmt, der unter dem Motto „Back to the roots“ steht. Nachdem Hobbs zu seiner Familie nach Samoa zurückkehrt ist, werden wir an Werke wie „Vaiana“ und „Black Panther“ erinnert, denn nun kommt noch eine kräftige Dosis an Ethnokultur hinzu: Hobbs weitverzweigte Verwandtschaft greift zu altertümlichen Waffen und stürzt sich mit rituellen Schlachtrufen ins Getümmel.  Aber da wir letztendlich halt doch in einem „Fast & Furious“ Film sind, brauchen wir auf ein paar irre Autostunts nicht zu verzichten. 

3 ½ von 5 britisch-amerikanischen Faustschlägen