Filmkritiken

"Everest": Yeti-Abenteuer ohne Charme und Persönlichkeit

Die jugendliche Yi (im Original gesprochen von Chloe Bennet) entdeckt am Dach ihres Hauses in Shanghai ein seltsames Tier, das sich bald als Baby-Yeti herausstellt. Sie versteckt den kleinen Yeti, der gar nicht so klein ist, vor seinen Verfolgern, den Handlangern des exzentrischen Milliardärs Burnish (Eddie Izzard). Das legendäre Fabelwesen ist die Krönung seiner Sammlung seltener Tierarten. Seine Chef-Zoologin Dr. Zara (Sarah Paulson) ist mit einer kleinen Armee hinter dem Ausbrecher her, um ihn wieder einzufangen. Um das zu verhindern, begibt sich Yi kurzerhand auf eine abenteuerliche Reise zum höchsten Berg der Welt, der auch gleich als Namensstifter herhalten muss. Mit von der Partie sind – anfangs eher unfreiwillig – auch ihre beiden Freunde aus der Nachbarschaft: der Handy-fixierte Teenager Jin (Tenzing Norgay Trainor) und sein kleiner Bruder Peng (Albert Tsai).

So weit, so gut. Was folgt, könnte ein mitreißendes DreamWorks-Abenteuer im Stil von "Kung Fu Panda" oder zuletzt "Drachenzähmen leicht gemacht" werden. Doch leider mangelt es dem Film an Emotionalität, Originalität und Persönlichkeit, um die ganze Familie wirklich gut zu unterhalten.

 

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Generische Handlung, austauschbare Charaktere

Das beginnt schon beim Titel des Films: "Everest". Der höchste Berg der Welt, benannt nach einem britischen Landvermesser, löst bei den meisten Menschen nicht gerade überschwängliche Emotionen aus. Daran kann auch der einfallslose deutsche Untertitel "Ein Yeti will hoch hinaus" nichts ändern.

Leider setzt sich dieses Dilemma auch im Verlauf des Films fort: "Everest" fehlt eine mitreißende Geschichte ebenso wie unvergessliche Charaktere. Die allzu generische Story verhindert das Eintauchen in die professionell animierte Fantasiewelt mit allerlei Lichtspielen, Blüten-Tsunamis und einem Ritt auf Wolken-Delfinen. Auch die Charaktere bleiben letztendlich klischeehaft und austauschbar. Über weite Strecken wirkt der Film wie eine Anbiederung Hollywoods an asiatische Märkte, insbesondere China. Das mag auch daran liegen, dass DreamWorks den Film gemeinsam mit dem chinesischen Pearl Studio produziert hat (einem ehemaligen Joint-Venture mit China Media Capital). Authentisch geht anders. Warum ein echter Yeti wie ein Sorgenfresser-Stofftier ausschauen soll, ist auch nicht unbedingt einleuchtend.

Für Kinder ist "Everest" sicherlich ein spannender Fantasy-Trip, aber Erwachsene vermag der Animationsfilm nicht in seinen Bann zu ziehen. Dafür hätte es mehr Herz gebraucht, um den technisch einwandfreien Animationen auch Leben einzuhauchen.