Filmkritiken

"Enfant Terrible" im Kino: Süchtig nach Erfolg

Rainer Werner Fassbinder (Oliver Masucci) will Erfolg um jeden Preis. Der junge Regisseur schnappt sich eine Handvoll Freunde, eine alte Kamera und dreht im Alter von 24 Jahren seinen ersten Spielfilm. Es bleibt aber nicht bei diesem einen Film, im selben Jahr dreht er noch zwei weitere und im nächsten Jahr gleich sieben mehr. Ein besessener Despot, der seinem Umfeld das Äußerste abverlangt und sich im Laufe seiner Arbeit selber zu Grunde richtet.

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Grenzgänger

In "Enfant Terrible“ wirft Oskar Roehler einen Blick auf einen der wichtigsten Filmemacher Deutschlands. Fassbinder starb mit nur 38 Jahren. Er dreht bis zu seinem Tod über 40 Filme, verfasste 24 Theaterstücke und produzierte vier Hörspiele. Ohne Rücksicht auf finanzielle Verluste oder persönliche Befindlichkeiten, ging der Regisseur seinen Weg und wurde unsterblich. Das Biopic liefert einen Überblick seiner gesamten Karriere ohne dabei allzu detailliert auf die einzelnen Produktionen einzugehen.  Im Fokus steht Fassbinder, wie er sich und seine Freunde in den Wahnsinn treibt. Nichts wird am exzessiven Lebensstil der verkommenen Künstlertruppe beschönigt. Anstatt Fassbinders grenzüberschreitendes Verhalten mit banalen Referenzen zu seiner Kindheit zu erklären, steht dieser Film zu seiner unsympathischen Hauptfigur

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Radikal

Eigentlich hätte "Enfant Terrbile“ 8,8 Millionen Euro kosten und an 55 Drehtagen gedreht werden sollen, doch nachdem die Förderungen ausblieben, entschied sich Regisseur Oskar Roehler für einen radikalen Schritt. Mit 2,5 Millionen Euro und nur 25 Drehtagen nahm er das Projekt trotz aller Widerstände in Angriff. Er verzichtet dabei auf jegliche Originalschauplätze und erweckt die Welt von Fassbinder im Studio zum Leben. Den Szenenbildner entließ Roehler kurzer Hand, weshalb das ganze Dekor aus mit Farbe besprühten Kartonwänden besteht. Was am Anfang merkwürdig wirkt, fällt nach kurzer Zeit nicht mehr auf.

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Genialer Hauptdarsteller

Der Hauptgrund, warum die Kulissen in Vergessenheit geraten, ist die großartige Leistung von Oliver Masucci. Der ehemalige Burgschauspieler geht vollkommen in seiner Figur auf. Er redet sich in seinen wirren Monologen in Rage, aber schafft es auch eine gewisse Prise Humor in die Figur zu packen. Unterstützt wird er dabei von einem großartigen Ensemble, in dem mit Harry Prinz und Michael Ostrowski auch zwei bekannte Österreicher vertreten sind.

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Nicht nur für Fassbinder Fans

Die deutsche Produktion erhielt eine Einladung zu den Filmfestspielen von Cannes, die aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt werden mussten. "Enfant Terrible“ zieht das Publikum in seinen Bann und bietet auch große Unterhaltung für diejenigen, denen Fassbinder kein Begriff ist.