Filmkritiken

"Die Wütenden" - Die Vorstadt brennt

Paris im Sommer nach dem Sieg der Fußball -Weltmeisterschaft. Die Innenstadt wird von feiernden Menschen in den Landesfarben getränkt. Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit werden zelebriert, doch der Schein trügt. In Montfermeil, jenem Vorort, der Victor Hugo für die Vorlage seines berühmten Romans „Les Misérables“ diente, bleiben die Spannungen zwischen Volk und Staat aufrecht. Die heruntergekommenen Plattenbauten werden von Banden kontrolliert, die sowohl Richter als auch Henker in ihrem Viertel sein wollen.

Die Party ist vorbei

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In der brütenden Sommerhitze wird Stephane Teil einer Spezialeinheit der Polizei, die sich um die Konflikte im Problembezirk kümmern soll. Schnell macht ihm sein Vorgesetzter Chris klar, dass die Dinge hier anders laufen als er es normalerweise gewohnt ist. Ungerechtfertigte Personenkontrollen gehören genauso zum Alltag, wie die Kooperation mit kriminellen Bandenoberhäuptern. Nachdem ein Löwenbaby aus einem Zirkus gestohlen wird, machen sich die drei Polizisten auf die Jagd nach dem Dieb, um jegliche Eskalation im Viertel zu unterbinden. Als die Beamten bei der Festnahme über die Stränge schlagen und dabei auch noch gefilmt werden, gerät die Lage außer Kontrolle.

Autobiografisch

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Die Wütenden“ basiert auf den persönlichen Erfahrungen des im Problemviertel aufgewachsenen Regisseurs. Ladj Ly filmte in seiner Jugend selbst eine Straftat von Polizisten, die zur Entlassung eines Beamten führte. 2017 verfilmte er die Geschichte als Kurzfilm und wurde auf internationalen Festivals dafür gefeiert. Nun hat er die Themen seines Kurzfilms vertieft und erhielt dafür in Cannes den Preis der Jury.

Harte Typen

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Starkes Vorbild für das Sozialdrama war der inzwischen zum Klassiker avancierte Publikumshit „La Haine“ von Mathieu Kassovitz. Leider fehlt Lys Debütfilm die formale Eleganz und poetische Kraft, um sich aus der Masse an in französischen Vororten angesiedelten Sozialdramen abzuheben. Die Geschichte ist packend erzählt und bis zur letzten Sekunde spannend, aber leider wird hier die vermeintliche Authentizität über alles gestellt. Der Wunsch einen Film zu machen, der den sozialen Problemen junger Migranten eine Plattform gibt, ist zwar wichtig, aber zu wenig, um den Massen an Themen gerecht zu werden, die hier aufgezeigt wurden. Der unreflektierte Umgang mit der Darstellung von Gewalt ist hier genauso problematisch, wie die unfreiwillige Glorifizierung von mafiösen Strukturen; deshalb ist es wenig überraschend, dass der Film in den USA Anklang gefunden hat. „Die Wütenden“ ist für einen Oscar in der Kategorie bester internationaler Film nominiert, aber dürfte keine Chance gegen Bong Joon HosParasite“ haben.