Filmkritiken

"Die Wolf-Gäng": Familienfreundliche Feelgood-Fantasy

Drei Freunde, die allesamt eher zu den Underdogs zählen, besuchen gemeinsam eine magische Schule und müssen nebst diverser adoleszenter Schwierigkeiten auch noch ihre Welt retten – ja, die Mischung kennt man irgendwoher. Der deutschsprachige Fantasy-Autor Wolfgang Hohlbein hat für die Geschichte seiner drei Helden, die sich die "Wolf-Gäng" nennen, einige Motive aus J.K. Rowlings Kultbüchern entliehen. Und auch wenn so manche Kritiker Hohlbeins Jugendbuchreihe (fünf an der Zahl, erschienen ab 2007) als "deutsche Antwort auf Harry Potter" bezeichnen, so gibt es trotz aller Parallelen große Unterschiede.

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Helden mit Handicaps

Während J.K. Rowlings Welt viele düstere bis tragische Facetten aufweist, kommt „Die Wolf-Gäng“ deutlich humoristischer daher. Diesen Ansatz verfolgt auch Regisseur Tim Trageser ("Hilfe, ich hab meine Eltern geschrumpft“), der die fantastischen Hohlbein-Abenteuer nun auf die Leinwand gebracht hat. Zwar hat Drehbuchautor Marc Hillefeld einige (gelungene!) Änderungen zur Buchvorlage vorgenommen, jedoch bleibt die Grundstory die gleiche: Der junge Vlad (Aaron Kissiov) zieht mit seinem Vater Barnabas (ganz in seinem Element: Rick Kavanian) nach Crailsfelden, eine fantastische Stadt voller Feen, Hexen, Trolle, Zwerge – und Vampire, wie Vlad und Barnabas. Der 13-Jährige ist neu an der Penner-Akademie (ja, die heißt so!), der berühmtesten magischen Schule der Welt. Blöderweise bemerkt der Jugendliche mit den strubbeligen schwarzen Haaren  ausgerechnet am Tag seiner Einschulung ein Problem: Er kann kein Blut sehen, allein der bloße Anblick verursacht bei ihm akuten Brechreiz. Kein guter Start also für den Teen-Vampir.

 

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Werwolf mit Haar-Allergie

Er findet aber schnell Gleichgesinnte mit ähnlich blamablen Schwierigkeiten: Den jungen Werwolf Wolf (Arsseni Bultmann), der zum Entsetzen seiner Eltern eine Tierhaar-Allergie hat, und die Elfe Faye (Johanna Schraml), die leider an massiver Höhenangst leidet. Das Trio wird natürlich prompt zur Mobbing-Zielscheibe ihrer halbstarken Schulkameraden, allein Hausmeister Hannappel (Axel Stein, bekannt als "Hausmeister Krause", darf wieder mal den Mob schwingen) steht ihnen mit Rat und chaotischer Zauberkunst zur Seite. Und als ob das nicht schon genug wäre, kommen die drei Freunde auch noch dem fiesen Bürgermeister Louis Ziffer (Christian Berkel) und seiner Hexen-Handlangerin Frau Circemeyer (Sonja Gerhardt) auf die Spur, die nichts Geringeres als den Untergang von Crailsfelden und seiner Fabelwesen-Bewohner im Schilde führen.

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Fantasievoll, aber vorhersehbar

Wir haben also einen Halbwaisen-Antihelden mit besonderer familiärer Herkunft, das wiffe Mädchen, das gerne Bücher konsultiert und den tollpatschigen aber treuen Dritten im Bunde. Trotz aller Ähnlichkeiten werden eingefleischte Potterheads auf der Suche nach einer Ersatzdroge hier nicht wirklich fündig werden: Zwar hält der Film optisch durchaus fantastisch-schöne Kulissen und nette Zaubereffekte bereit, "Die Wolf-Gäng" bleibt in ihren Grundzügen aber ein Film für 6- bis 12-Jährige, mit dem ein älteres Publikum wenig anfangen kann. Da die Storyline relativ vorhersehbar ist, setzt Regisseur Trageser auf Slapstick-Momente, die meist aber etwas zu bemüht wirken, selbst bei Comedy-Größen wie Rick Kavanian und Axel Stein. Die drei jungen Hauptdarsteller finden sich im Laufe der 95 Minuten mehr und mehr in ihre Rollen der Sonderlinge mit Schwächen, die es zu überwinden gilt – wobei gerade Protagonist Kissiov einen noch recht verkrampften Nachwuchs-Vampir gibt. Sonja Gerhardt hingegen geht in ihrer Rolle als verpeilte Hexe ganz auf, auch Christian Berkel meistert seinen teuflischen Part so überzeugend, dass die Enttäuschung nach dem eher platten Finalkampf Gut gegen Böse doch groß ist. Dieser hätte auch bei einem so familienfreundlichen Film etwas spektakulärer ausfallen können.

Eine Fortsetzung wird am Schluss bereits in Aussicht gestellt – auf die "Wolf-Gäng" Vlad, Wolf und Faye werden künftig hoffentlich noch aufregendere Abenteuer zukommen.

2 1/2 von 5 fliegenden Besen