Die Känguru-Chroniken: Kommunismus über alles!
Von Amina Beganovic
Der friedliche Alltag des wenig ambitionierten Künstlers Marc-Uwe wird je unterbrochen, als es eines Migräne-gebeutelten Nachmittages bei ihm klingelt: Vor der Tür steht ein sprechendes Känguru. Zunächst will es sich nur Zutaten für die Zubereitung von Eierkuchen ausleihen – im Endeffekt nistet es sich aber komplett in seiner Wohnung ein.
So beginnt die Geschichte der beliebten Buchreihe bzw. Podcast-Serie „Die Känguru-Chroniken“ des Autors, Kabarettisten und Liedermachers Marc-Uwe Kling. Mit seinen satirischen Geschichten rund um das vorlaute, antikapitalistische Känguru feierte er einen sensationellen Erfolg in Deutschland. Nicht verwunderlich also, dass das quasselnde Beuteltier nun auch den Kängurusprung auf die Kinoleinwand gemacht hat. Das Drehbuch stammt übrigens von Kling persönlich, der den Film auch mitproduziert hat.
WG-Regeln sind Unterdrückung!
Zugegeben, Marc-Uwe (Dimitrj Schaad) hat es mit seinem neuen Mitbewohner alles andere als einfach. Wo das Känguru auftaucht, da ist das Chaos nämlich nicht weit – manchmal auch einen Faustschlag von rechten Möchtegern-Proletennazis entfernt, zum Leidwesen von Marc-Uwe, der am Ende stets alles abbekommt, wenn sein tierischer Kumpel auf Konfrontationskurs geht.
Gesellschaftliche Regeln oder Taktgefühl sind dem Känguru eben fremd, dafür erklärt es lieber die eigene Faulheit zum Ideal als eine Form der Rebellion gegen den Kapitalismus (warum auch nicht!?). Regeln des Zusammenlebens in der WG sind somit nichts weiter als Unterdrückung und werden vom Känguru höchstens belächelt. Die abstrusen Erlebnisse halten Marc-Uwe zwar ganz schön auf Trab, bringen ihn aber auch immer wieder aufs Neue dazu, seine Komfortzone des Selbstmitleides zu verlassen – und manchmal sogar sein Bett noch vor 15 Uhr am Nachmittag.
Ein Anti-Terroranschlag
Alles könnte (irgendwie) friedlich sein, doch die Kreuzberger WG gerät in Gefahr: Ein rechtspopulistischer, oberfieser Immobilienhai (Henry Hübchen) mit viel zu vielen Porschewägen plant ein gigantisches, phallusförmiges Bauprojekt, mit dem er die romantische Plattenbau-Idylle dem Erdboden gleichmachen will. Es soll das Hauptquartier der internationalen Nationalisten werden, mitten im Kiez.
Als eingefleischter Kommunist kann das Känguru diese Pläne natürlich nicht zulassen – und bläst zum Gegenangriff. Genauer gesagt zu einem „Anti-Terroranschlag des Asozialen Netzwerks“, der das kapitalistische Bauvorhaben als großen Skandal entlarven soll. Ob der geniale Plan aufgehen wird, alle Beteiligten am Schluss mit heiler Haut herauskommen und Marc-Uwe seinen Therapeuten verlassen, dafür aber endlich seine hübsche vegane Nachbarin (Rosalie Thomass) um eine Verabredung bitten wird, erfahren die Zuseher ab 5. März im Kino.
Absurder Humor, etwas platte Dialoge
Fans von deutscher Slapstick haben an den absurden Leinwanderlebnissen des Kängurus wahrscheinlich ihre Freude – wenn es beispielsweise kämpferisch auf rechte Schläger losgeht oder auch mal Hunde durch die Gegend kickt. Anhänger von Marc-Uwe Klings Büchern hingegen werden bei dem Film wohl über die eine oder andere Schwierigkeit stolpern. Sowohl bei den Dialogen als auch beim Humor hat man versucht, den Vorlagen treu zu bleiben, dennoch kommt die Leiwandadaption nicht ganz an den Charme und Witz der Bücher und Podcasts heran. Insbesondere die Dialoge geraten oftmals zu platt, selbst bei der tierischen Hauptperson. Immerhin ist die Animation des Kängurus solide gelungen – im Vergleich zu manch anderen tierischen Charakteren, die es derzeit auf Kinoleinwänden zu sehen gibt.
In Summe bleibt der Film aber eine Komödie, die in ihrer Absurdität für Lacher sorgt und gesellschaftspolitische Themen in humorvolle Szenen verpackt – mal mehr, mal weniger gelungen. Und genug Material für ambitioniertere Fortsetzungen gäbe es allemal.