“Die drei ???: Erbe des Drachen”: Detektivischer Fanservice

“Erster Detektiv Justus Jonas, zweiter Detektiv Peter Shaw, Recherchen und Archiv Bob Andrews”: Die drei Fragezeichen übernehmen (im deutschsprachigen) Raum nun schon seit den 1960er-Jahren jeden Fall – in Buch- und Hörspielform. Nun erscheinen die immerwährenden Pre-Teens in “Die drei ???: Erbe des Drachen” mal wieder auf der großen Leinwand.

Teenieprobleme im Gruselschloss

Diesmal führt der Weg der kalifornischen Spürnasen auf ein transsylvanisches Schloss. Als Praktikanten der Filmproduktionsfirma von Peters Vater (Mark Waschke) sollen sie am Set eines Dracula-Streifens mithelfen. Aber es wären nicht Die drei ???, wenn Justus (Julius Weckauf) in der Lebensgeschichte der Schlossbesitzerin nicht einen neuen Fall wittern würde.

Leider läuft das mit dem Ermitteln ausnahmsweise nicht am Schnürchen: Peter (Nevio Wendt) ist zwischen den Erwartungen seines Vaters und dem Wunsch, seiner Detektiv-Rolle gerecht zu werden, hin- und hergerissen. Und da hilft es nicht, dass Justus und Bob (Levi Brandl) dem gemeinsamen Motto “Wir übernehmen jeden Fall” auch diesmal vehement treu bleiben wollen.

Die drei ??? und der Fan-Rattenschwanz

Jetzt, wo die Story des Films grob umrissen wurde: Erlaubt mir, die Fan-Brille aufzusetzen. Denn dies sind wohl die einzigen Teenie-Detektive, die wahrscheinlich mehr erwachsene als kleine VerehrerInnen haben. Seit 1979 schlüpfen Oliver Rohrbeck, Jens Wawrczeck und Andreas Fröhlich in die Rollen der Hörspiel-Fragezeichen  – und haben einen Mehrgenerationenhaushalt an Fans um sich geschart.

“Die drei ???: Erbe des Drachen” ist sich dieser außergewöhnlichen AnhängerInnenschaft nicht nur bewusst, sondern spricht sie direkt an – nicht zuletzt wegen der dramaturgischen Mitarbeit von André Marx, einem langjährigen ???-Autor. Die ängstlichen Einwürfe Peters oder die Klugscheißer-Kommentare von Justus  – eine Vielzahl der Dialoge klingt so, wie man es aus von seinen Helden erwartet.

Easter-Eggs aus den Hörspielen

Besonders aufmerksamen Fans wird jedoch besonders die erste Szene ins Ohr fallen: Auf dem Schrottplatz der Familie Jonas sind Hintergrundgeräusche zu hören, die standardmäßig in der Hörspielreihe vorkommen – Motorsägen, das Rauschen des Verkehrs und ein spezifisches Hundebellen, dass "???"-EnthusiastInnen selbst im Schlaf erkennen würden. Und vom merkwürdigen Krächzen des Vogels Blacky, hinter dem sich die Stimme von Hörspiel-Urheberin Heikedine Körting versteckt, will ich gar nicht erst anfangen.

Zeitloses Abenteuer ohne Pomp

Die parasoziale Beziehung zu den Fans aufrechterhalten? Das hat “Erbe des Drachen” also schon in den ersten fünf Minuten bravourös gemeistert. Doch was hat er jenen zu bieten, die sich mit dem Franchise wenig oder gar nicht auskennen? Wer nach einem zeitlosen Abenteuerfilm sucht, ist hier richtig. Eltern sollte aber bewusst sein, dass der Fokus mehr auf dem Zwischenmenschlichen als auf flashy Effekten liegt. Was ja nichts Schlechtes ist. 

Der Film nimmt sich Zeit, die Freundschaft der drei Hauptfiguren zu erkunden, will dann aber möglichst schnell die interpersonellen Konflikte hinter sich lassen. Peter ist manchmal gar gehässig, während die subtile Figur des Bob nicht so wirklich Form annimmt. Das sind aber Schwächen, die sich in einem nächsten Teil ausbügeln lassen  – sollte die Detektivgeschichte nun auch als Filmreihe weiter existieren.

3,5 von 5 ???-Visitenkarten 
 

"Die drei ???: Erbe des Drachen" startet am 27. Jänner im Kino. Hier geht's zu den Spielzeiten.