Filmkritiken

„Die Dohnal“: Frauenministerin, Feministin, Visionärin

Johanna Dohnal  gilt inzwischen als Ikone der österreichischen Frauenbewegung, doch das war nicht immer so. In ihrem neuen Dokumentarfilm rekonstruiert Sabine Derflinger den mühsamen politischen Aufstieg der ersten Frauenministerin des Landes und zieht Parallelen zur Gegenwart.

Widersprüche

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Mit einer Mischung aus Archivmaterial und aktuellen Aufnahmen nähert sich die Filmemacherin einer Person voller vermeintlicher Widersprüche an. Jung Mutter geworden und trotzdem Karriere gemacht, 19 Jahre verheiratet aber eigentlich homosexuell. Ihren politischen Aufstieg erlebte sie unter Bruno Kreisky, der sie zur Staatssekretärin für Frauenfragen ernannte. Dohnals Arbeit war geprägt durch den unermüdlichen Einsatz für die Rechte von Frauen. Mit einer Reihe an Gleichbehandlungsgesetzen forcierte sie die Kriminalisierung von Gewalttaten in Ehen und den Ausbau von Frauenhäusern.

Wegbegleiterinnen

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Neben Alt-Bundeskanzler Franz Vranitzky kommen auch die Töchter und die Lebenspartnerin von Johanna Dohnal zu Wort. Die privaten Einblicke, die man durch die Gespräche mit ihren engsten Vertrauten erhält, zeigen die viel kritisierte Politikerin aus einer ungewohnten Perspektive. Kaum eine andere Ministerin musste wohl so eine klare Trennung zwischen privatem und öffentlichem Leben vollziehen wie Dohnal. Die damaligen gesellschaftlichen Strukturen zwangen sie dazu, ein Doppelleben zu führen, damit ihr Ruf als Spitzenpolitikerin nicht beschädigt wurde.

Ein erhellender Dokumentarfilm, der einer wichtigen politischen Persönlichkeit die Aufmerksamkeit gibt, die sie verdient. Kino für Jung und Alt.