Filmkritiken

"Der Spion von nebenan": Agentenkomödie mit Identitätskrise

Niedlich und streichelzahm sind nicht gerade Attribute, die man Dave Bautista zuschreiben würde. Doch Komödien – und ganz besonders lustige Familienabenteuer mit Kindern – sind für den ehemaligen Wrestler eine ideale Gelegenheit, um der Schubladisierung als körperbetonter Actionheld mit minimalen schauspielerischen Herausforderungen zu entkommen. Das hat schon bei Arnold Schwarzenegger und Dwayne Johnson gut funktioniert.

Bautista scheint eine ähnliche Strategie zu verfolgen. Schon in "Guardians of the Galaxy" hat er als Drax ein gewisses Talent für trockenen Humor und amüsanten Minimalismus bewiesen. Mit "Stuber – 5 Sterne Undercover" hat er sich in einer Buddy-Cop-Komödie versucht. Mit "Der Spion von nebenan" ist nun eine Agentenkomödie an der Reihe.

 

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Tollpatschiger Spion wird enttarnt

In der US-Armee hat sich JJ (Bautista) als unaufhaltsamer Berserker einen gewissen Ruf erworben. Aber seitdem er den Karrieresprung zu den Kollegen von der CIA gewagt hat, tut er sich schwer. Die feine Klinge ist nicht sein Stil, Täuschen und Tarnen nicht sein Ding. Bei einem Auslandseinsatz fliegt seine Tarnung auf, also macht JJ einfach, was er am Besten kann: In Är ...ähm … Allerwerteste treten!

Bei seinem Chef David Kim (Ken Jeong) kommt das gar nicht gut an. Der böse Terrorist Marquez (Greg Bryk) ist entkommen und niemand mehr am Leben, der Informationen über seinen Verbleib liefern könnte. Dem tollpatschigen Agenten wird daher eine einfachere Aufgabe im Inland zugewiesen. Er soll die Familie des verstorbenen Bruders der Zielperson beschatten: die alleinerziehende Mutter Kate (Parisa Fitz-Henley) und ihre 9-jährige Tochter Sophie (Chloe Coleman). Dass Marquez mit ihr Kontakt aufnimmt, gilt ohnedies als eher unwahrscheinlich.

Seine CIA-Partnerin bei der Aktion ist die schusselige Computerexpertin Bobbi (Kristen Schaal), die ganz begeistert von ihrem berüchtigten Partner bei ihrer ersten Außenmission ist. Auf Gegenseitigkeit beruht diese Begeisterung freilich nicht.

Die beiden Spione werden im Haus von Kate und Sophie einquartiert. Aber schon beim Verwanzen der Wohnung mit Kameras und Mikrofonen fliegt JJ auf. Das smarte Mädchen Sophie überführt den Spion, ist aber für einen Deal zu haben. Sie braucht Begleitung bei einem Schulprojekt, für das ihre Mutter keine Zeit hat. JJ und Bobbi bleibt keine Wahl: Sie müssen zustimmen, wenn sie sich nicht blamieren und ihren Job behalten wollen.

 

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Die Komödie trifft nicht immer den richtigen Ton

Die Agentenkomödie wäre eigentlich ein nettes Abenteuer für die ganze Familie. Eigentlich! Denn leider vergreift sich der der Film schon beim Einstieg im Ton. Die düstere Ästhetik eines Actionthrillers für Erwachsene könnte schon in den ersten Minuten jüngere Kids – und auch ihre Eltern – verstören. Da helfen auch die schrägen Humoreinlagen der Comedians Ken Jeong ("Community") und Kristen Schaal ("The Last Man on Earth") nichts. Diese düstere Tonalität und angedeutete Gewalt der Einstiegsszene passt nicht zum Rest des Films.

Nach rund 10 Minuten ist "Der Spion von nebenan" nämlich ein durchaus gelungener Mix aus Teenie-Komödie und Liebesgeschichte. Bautista spielt seine Rolle als tollpatschiger Bulldozer mit weichem Kern durchaus überzeugend – und wieder mit dem trockenen Minimalismus, der sein Markenzeichen werden könnte. Auch die Chemie mit der zuckersüßen Chloe Coleman stimmt: Sophie mag den bulligen Spion und will ihn mit ihrer Mutter verkuppeln. Bobbi (Kristen Schaal) sorgt als Partnerin von JJ für ein paar Lacher. Hingegen bleiben Jeong als CIA-Vorgesetzter und Bryk als Schurke vollkommen blass und austauschbar, aber beide haben ohnedies nur eine Minirolle.

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Beim Showdown wird leider wieder deutlich, dass der Film nicht weiß, was er sein will. Plötzlich kippt die Tonalität wieder in Richtung eines Actionthrillers. Soll der Film damit für ältere Kids interessanter gemacht werden? Warum macht Regisseur Peter Segal dann im Mittelteil eine lustige Agentenkomödie für ein deutlich jüngeres Publikum? In Österreich ist der Film ab 8 Jahren freigegeben. Ob 8-jährigen der düsteren Einstieg gefällt, ist fraglich. Älteren Kids ab 12, die sich einen coolen Actionfilm erwarten, könnte der Großteil des Films wiederum zu zahm und familientauglich sein. Diese atmosphärischen Stimmungsschwankungen sind verwunderlich, denn Segal ist ein Regie-Profi. Von ihm stammen Komödien wie "Die Wutprobe", "Get Smart", "50 erste Dates" und zuletzt "Manhattan Queen".

"Der Spion von nebenan" wirkt wie ein Familienfilm, dem vorne und hinten ein "Stirb langsam"-artiger Actionrahmen übergestülpt wurde. Kinobesucher, die diese kleine Identitätskrise nicht stört, werden die lustige Agentenkomödie aber durchaus als Action-reichen Spaß für die ganze Familie erleben.