Filmkritiken

"Der Fuchs": Ein Tier als Familientherapeut für den Uropa

Mit einem Tier als Gefährten kann sogar ein Weltkrieg vorübergehend seine Schrecken verlieren. Der österreichische Regisseur Adrian Goiginger ("Märzengrund") hat in seinem neuen Film "Der Fuchs" erneut aus dem offenbar reichen familiären Geschichten-Reservoir geschöpft und eine Episode aus dem Leben seines Urgroßvaters erzählt.

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Mit dem Fuchs an die Front

Dieser Bergbauernsohn Franz Streitberger stammte aus armen Verhältnissen und musste sich nach dem Willen des Vaters während der Kindheit bei einem Großbauern als Knecht verdingen. Später meldet er sich beim Heer und wird Soldat, kann aber durch seine introvertierte Art unter den Kameraden keine Freunde finden, sondern fühlt sich eher zu Natur und Tieren hingezogen.

Als dann der Zweite Weltkrieg ausbricht, ist er als Motorradkurier tätig und wird nach Frankreich beordert, wo er eines Tages im Wald einen verletzten Fuchswelpen findet. Nachdem er das Tier gesundgepflegt hat, weicht es nicht mehr von seiner Seite, wird zu seinem vierbeinigen Beifahrer und begleitet Franz sogar bis an die Front. Doch unausweichlich rückt die Zeit der Trennung immer näher.

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Verlusterlebnis

"Der Fuchs" ist kein Kriegsfilm, wir werden niemals in direkte Kampfhandlungen versetzt und die Spuren der Verwüstung oder des Todes bekommen wir nur nebenher zu sehen.

Stattdessen ist das Werk eine psychologische Studie über eine tiefe, nie verwundene seelische Verletzung, denn über die früh erzwungene Trennung vom Vater kommt Franz nicht hinweg und das als Verrat empfundene Verlusterlebnis bestimmt sein weiteres Leben. Erst die Erfahrung mit dem Fuchs, der sozusagen zu seinem eigenen tierischen Kind wird, öffnet ihm schließlich die Augen und zeigt, dass den Vater keine echte Schuld trifft.

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Starke Bildsprache wie Terrence Malick

Karl Markovics hat als Franz‘ Vaer – ein einfacher, hart arbeitende Bergbauer, der weder lesen noch schreiben kann – zwar nur einen relativ kurzen Auftritt in der ersten Viertelstunde zu absolvieren; dennoch spielt er eine Schlüsselrolle, da ohne diese Vorgeschichte der Film nicht verständlich wäre.  

Allein diese Kindheits-Szenen würden einen eindrucksvollen Kurzfilm ergeben und machen bereits deutlich, dass kein anderer zeitgenössische Regisseur in seiner Bildsprache so nahe an Terrence Malick heranreicht wie Adrian Goiginger. Er hat dessen Art des Filmemachens zutiefst verinnerlicht und versteht es, geradezu magische Momente hervorzurufen, sobald er Menschen im Einklang mit der Natur zeigt. Vor allem, als Franz eine knapp bemessene Zeit der Unbeschwertheit mit einer französischen Bäuerin verbringt, fühlt man sich unweigerlich an "Ein verborgenes Leben" erinnert.

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Gänsehaut-Moment

Simon Morzé wird in der Hauptrolle zum wahren Erlebnis: Er ist meist sparsam mit Worten, dafür aber umso ausdrucksstärker im Spiel, wenn er seiner Wut und Verzweiflung freien Lauf lässt. Ebenso unvergesslich bleibt allerdings die Titelfigur, und die Arbeit mit Füchsen stellte zweifellos eine große Herausforderung dar: Mindestens zwei sind vor der Kamera zu sehen, da sich der Welpe im Verlauf der Handlung zum ausgewachsenen Tier entwickelt. Und wer hätte schon erwartet, dass auch Füchse ein richtiges Katzenschnurren von sich geben können?

Ein ergreifender Gänsehaut-Moment stellt sich noch ganz zuletzt ein, wenn wir kurz die Stimme des echten Franz Streitberger zu hören bekommen.

4 von 5 mit Füchsen besetzten Rucksäcken.

"Der Fuchs" ist derzeit in unseren Kinos zu sehen. Hier geht's zu den Spielzeiten.