"Deadpool & Wolverine": Dreckiges Duo in Rot-Gelb
Von Franco Schedl
Da treffen die zwei Richtigen aufeinander: wenn's zwischen denen kracht, kann nicht viel passieren, weil ihre Heilungskräfte phänomenal sind. Selbst wenn sie in Stücke gehen, sind sie wenig später schon wieder komplett einsatzfähig. Deadpool feiert hier seinen genialen Einstand ins MCU, und Ryan Reynolds nutzt die Gelegenheit, um endlich gemeinsam mit seinem Kumpel Hugh Jackman die Comicwelt aufzumischen.
Allein die Eröffnungsszene, in der wir sehen, was Deadpool mit einem Kollegen, den er bisher noch nie persönlich getroffen hat, alles anstellt, ist gleichermaßen respektlos wie saukomisch – und für viel Beteiligten zugleich äußerst schmerzhaft (aber sie müssen zum Glück nicht lange leiden, weil sie der Tod rasch erlöst).
Deadpool und Wolverine sorgen für eine Altersfreigabe ab 16
Der meist schlechtgelaunte Klauenmann hat zwar bereits 2017 in "Logan" das Zeitliche gesegnet, aber wer bleibt bei Marvel schon endgültig tot? In einem Deadpool-Film muss man sowieso mit allem rechnen und wenn dann auch noch das Multiversum mit seinen unzähligen Möglichkeiten hineinspielt, bricht der völlige Wahnsinn los. Zur Handlung nur so viel: Deadpool bekommt es mit der TVA zu tun (eine kurze Nachhilfestunde bei "Loki" kann nicht schaden) und erfährt, dass seine Welt, in der Wolverine eine wichtige Funktion ausgeübt hat, dem Untergang geweiht ist.
Das will er nicht akzeptieren und sucht sich einen anderen Wolverine, mit dem er den Kampf gegen die Zeit aufnehmen kann. Bis sich das neue Duo aneinander gewöhnt hat, dauert es allerdings etwas, und die beiden können gar nicht oft genug übereinander herfallen; nicht etwa aus Liebe, sondern weil sie sich gegenseitig an die Gurgel wollen. Was sie alles miteinander anstellen, wird mit großer Freude am Detail gezeigt – und irgendeinen Grund muss es ja geben, weshalb der Film erst ab 16 freigegeben ist.
Eine exzellent schurkische Emma Corin
Dann taucht plötzlich eine besondere Frau auf, deren fehlendes Kopfhaar bereits ihre Verwandtschaft mit dem berühmten Lehrer der X-Men andeutet. Tatsächlich ist die von Emma Corrin gespielte Cassandra Nova die böse Zwillingsschwester von Charles Xavier aka. Professor X. Bereits im Mutterleib kam es zu einem Kräftemessen zwischen den beiden. Hier ist sie die Herrscherin über ein besonderes Reich ("Mad Max" und "Furiosa" lassen grüßen) und wer ihr in die Quere kommt, hat nichts zu lachen.
Da sie über dieselben Kräfte wie ihr Bruder verfügt, ist sie eine ernstzunehmende Bedrohung. Das sollte man beim Anblick der zierlichen Corrin gar nicht glauben. Sie wurde bisher vor allem als junge Diana aus "The Crown" bekannt, doch mit der neuen Rolle verschafft sie dem MCU endlich wieder eine würdige Schurkin – und welche üblen Dinge sie mit ihren Fingern anstellt, verursacht allein beim Zuschauen extremes Unbehagen.
Ein genialer Zweier mit vielen Gaststars und einem Hund
Wir dürfen uns auf eine Reihe anderer Gaststars freuen: Einige von ihnen werden nur für ein paar Sekunden gebraucht, obwohl sie das Zeug für größere Auftritte hätten; und durch zwei besondere Figuren nutzt Marvel gleich dreist die Gelegenheit, indirekt für kommende Filme zu werben. Der wichtigste Mitwirkende ist aber zweifellos der "hässlichste Hund der Welt" und er trägt diesen Titel sichtlich mit Stolz; außerdem hat er einen Narren an Deadpool gefressen und kann ihm gar nicht oft genug übers Gesicht schlabbern.
Reynolds und Jackman machen's also endlich zusammen, und dieser Zweier hat es in sich. Gut Ding braucht eben Weile, aber die lange Wartezeit war's wirklich wert. Wenn sie mit deftigen Witzen, schmutzigen Schmähs und blutigen Klingen das MCU zum Beben bringen, macht das einfach großen Spaß und man darf hoffen, dass es nicht ihr letztes Teamwork geblieben ist. Ach ja, Wolverine steckt erstmals im originalgetreu gelben Kampfanzug – allein dafür hat sich seine Wiederkehr von den Toten gelohnt.
4 von 5 extralangen Hundezungen quer übers Gesicht.
"Deadpool & Wolverine" ist derzeit in unseren Kinos zu sehen. Hier geht's zu den Spielzeiten.