Filmkritiken

"Crawl": Alligatoren auf Hausbesuch

Schnapp – und weg! So kurz kann eine Inhaltangabe sein. Immerhin ist „Crawl“ auch nicht sehr lang.  Ein Film, der nicht einmal 90 Minuten dauert, hat heutzutage Seltenheitswert; aber viel mehr Bisswunden würden die Protagonisten auch gar nicht ertragen.

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Der französische Regisseur Alexandre Aja hat sich ja schon 2010 mit „Piranha 3D“ als Experte für bissige Wasserbewohner eingeführt. Diesmal konfrontiert er uns in Florida mit wesentlich größeren Tieren, die auch im Nassen leben und scharfe Zähne sowie Hunger auf Menschenfleisch haben. Mit „Sharknado“ hat das freilich alles nichts zu tun – bei Aja regnet es keine Haie vom Himmel, sondern echtes Wasser und das in rauen Mengen.

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Gefangen im überfluteten Keller

Auf der Suche nach ihrem Vater (Barry Pepper), der sich am Handy nicht mehr meldet, fährt die junge Haley (Kaya Scodelario aus „Maze Runner“) ins Zentrum eines Hurricanes zu einer abgelegenen Siedlung, obwohl die Straßen längst gesperrt sind. Zunächst findet sie bloß ihren kleinen Hund, doch in einem benachbarten Haus, das ihr von früher Jugend sehr vertraut ist, macht sie im Keller eine erschreckende Entdeckung: ihr Vater liegt dort schwer verletzt im Schmutz und es wimmelt in dem unübersichtlichen niedrigen dunklen Labyrinth von riesigen Alligatoren. Sollten die Krokos nicht ganze Arbeit leisten, haben Vater und Tochter dennoch keinen Grund zur Freude, da sie im überfluteten Keller festsitzen, während das Wasser unerbittlich steigt. Auch vorm Haus treiben sich natürlich die geschuppten Bestien herum, denen bereits ein paar Menschen zum Opfer gefallen sind. Zum Glück ist Haley eine professionelle Schwimmerin, die seit Kindertagen vom Papa auf Ausdauer und Durchhaltevermögen trainiert wurde – aber ob sie tatsächlich auch etlichen Alligatoren davonschwimmen kann?

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Hochspannung trotz Unglaubwürdigkeiten

Die so simpel wie möglich gehaltene Story baut gewaltige Spannung auf – und das leider sehr oft auf Kosten der Glaubwürdigkeit.  Unsere Hauptfiguren sind einfach nicht totzukriegen und verfügen wohl über eine ganz spezielle Lederhaut, weil sie mit verschiedensten Körperteilen alle paar Minuten in einem anderen Alligatorenmaul landen, sich dennoch immer wieder befreien können und nach wie vor zu Höchstleistungen fähig bleiben, wogegen unbedeutende Nebenfiguren gleich nach dem ersten Biss draufgehen. Das Drehbuch hält dafür eine stete Steigerung an Kalamitäten bereit und lässt uns sogar beim Zuschauen keine Verschnaufpausen. Es grenzt schon an Artistik, wie sich Haley und ihr Vater auf engstem Raum gegen die Untiere zur Wehr setzen (obwohl man einigen Szenen die Herkunft aus dem Computer nur allzu deutlich anmerkt). Das von Sam Raimi produzierte Werk steht unübersehbar in der Tradition von „Der weiße Hai“ und bietet - allen Übertreibungen zum Trotz - perfekten Tierhorror. Alligatoren im Keller sind nicht empfehlenswert – dieser Film allerdings schon. Das nächste Mal wird man bestimmt zögern, auch nur ins Planschbecken im Garten zu steigen, ohne vorher einen Kroko-Check durchzuführen.

3 1/2 von 5 Krokolederhandtaschen