"Child's Play": Chucky wird zum High Tech-Mörder
Von Franco Schedl
Kinder, Kinder, gibt’s denn das? Chucky die Mörderpuppe ist einfach nicht wiederzuerkennen, weil sie offenbar eine Gesichts-OP hinter sich hat. Jetzt sieht sie so harmlos aus, dass sie jeder sofort auf den Schoß nehmen würde. Außerdem geht sie mit der Zeit und hat eine komplett andere Motivation als 1988: damals steckte der böse Geist eines toten Serienkillers in ihr, diesmal weist die Puppe ein High-Tech-Innenleben auf und ist das Allerneueste auf dem Spielzeugmarkt. Sie verfügt nämlich über eine lernfähige Künstliche Intelligenz und wird somit zu einem blitzgescheiten Massenmörder, weil ein frustrierter Fabrikarbeiter in Vietnam am Programm dieser speziellen Puppe herumgepfuscht hat.
Rote Puppenaugen
Davon ahnt der junge Andy (Gabriel Bateman) natürlich noch nichts, als er diese "Buddi doll" von seiner alleinerziehenden Mutter (Aubrey Plaza) zum Geburtstag erhält. Die unter chronischem Geldmangel leidende Frau arbeitet nämlich im Kaufhaus und hat sofort zugegriffen, als ein Kunde das Puppenmodell wegen einer Fehlfunktion zurückgebracht hatte. Der schwerhörige Einzelgänger Andy findet in Chucky vorübergehend wirklich seinen besten Freund, obwohl ihm bald das seltsame Verhalten des neuen Spielkameraden auffällt, dessen ursprünglich blaue Augen öfter in einem bösen Rot leuchten. Auch im Wiederholen von Kraftausdrücken zeichnet sich diese Puppe aus und erregt dadurch das Interesse von ein paar Nachbarskindern. Als dann aber tatsächlich Blut fließt, bekommt es Andy mit der Angst zu tun und denkt nur noch daran, Chucky ein für alle Mal loszuwerden. Bei dessen Anhänglichkeit wird das zu einem schwierigen und lebensgefährlichen Unterfangen.
Mordanregung durchs Fernsehen
Wir haben es hier mit einer geglückten Horrorkomödie zu tun, freilich angereichert mit ein paar recht zünftigen Gore-Szenen, die an Schocker der 80er Jahre erinnern. Chucky selbst bildet sich hauptsächlich durch Filmschauen weiter: als der zweite Teil des "Texas Chainsaw Massacre" über den Bildschirm flimmert, sperrt er angeregt die Augen auf - und nicht ohne Grund verliert sein erstes Opfer dann buchstäblich das Gesicht.
Chucky in der Cloud
Durch seine technischen Feinheiten stehen dem Chucky des 21. Jahrhunderts ganz neue Möglichkeiten zur Verfügung, das Böse auszuleben: er kann sich jederzeit mit diversen Geräten verbinden und verfügt über ein perfektes Überwachungssystem, weil er Zugriff auf unzählige Kameras hat. Aber wenn es dann wirklich ans Sterben geht, handelt er noch recht altmodisch und sticht am liebsten selber zu. Die nächste Generation der „Buddi dolls“ ist auch schon in Produktion und sieht eher zum Fürchten aus – bei diesen Bärenmodellen muss man an kleine Werwölfe denken, vor allem, wenn sie durch Chuckys verderbliche Kräfte beeinflusst werden, was beim Finale in einem Warenhaus passiert.
Gesprochen wird Chucky übrigens von Mark Hamill, der ja neben seiner „Star Wars“-Karriere seine wandelbare Stimme auch immer wieder diabolischen Figuren - wie zum Beispiel dem Joker - geliehen hat. Daher gleichen die Gesichtszüge der neuen Puppe auch denen von Hamill, was doch eine nette Idee ist. Gerade heute habe ich zum Beispiel gelesen, dass David Bowie durch eine Barbie-Puppe verewigt werden soll - ich könnte mir vorstellen, dass ihm ein Weiterleben als Chucky noch besser gefallen hätte.
3 ½ von 5 Puppenfratzen