Filmkritiken

"Brightburn" auf Netflix: Superman als bösartiges Alien

Irgendwo im hintersten Kansas lebt ein junges Farmer-Ehepaar, dem zum perfekten Glück nur eines fehlt: ein Baby. Doch leider will es mit dem Nachwuchs nicht so recht klappen. Da fällt eines Nachts ein mysteriöses Raumschiff vom Himmel, in dem ein süßes Baby sitzt. Wenn das kein Wink des Schicksals ist! Das kinderlose Farmer-Pärchen heißt aber in diesem Fall nicht Jonathan und Martha Kent. Der extraterrestrische Sohnemann wächst nicht zum vorbildhaften US-Amerikaner heran und wird kein Superheld. Ganz im Gegenteil!

Produzent James Gunn ("Guardians of the Galaxy") und seinen das Drehbuch schreibenden Verwandten, Bruder Brian Gunn und Cousin Mark Gunn, schwebt ein anderes Schicksal vor.

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Superman als Gruselgeschichte

Das Baby vom anderen Stern stürzt auf die Farm von Kyle (David Denman) und Tori Breyer (Elizabeth Banks). Die Stadt heißt Brigthburn und nicht Smallville. Doch sonst verläuft alles wie bei den Kents: Die Breyers nehmen das Baby bei sich auf und verstecken das Raumschiff, mit dem es gekommen ist, in der Scheune. Den kleinen Brandon Breyer (Jackson A. Dunn) ziehen sie mit viel Liebe wie ihren eigenen Sohn auf der eigenen Farm groß. Er wird nie krank, aber davon abgesehen ist der Junge wie jedes andere Menschenkind. Doch in der Pubertät ändert sich bekanntlich so einiges.

Eines Nachts findet Tori ihren Sohn wie in Trance in der Scheune. Er rüttelt an einem Tor. Dahinter befindet sich das Raumschiff, in dem er zur Erde gekommen ist. Es leuchtet rot und scheint mit dem Jungen Kontakt aufzunehmen. Eigentlich sollten bei Tori und Kyle die Alarmglocken läuten. Immerhin wissen die Eltern ja, dass sie es bei ihrem Sohn nicht mit einem Menschen zu tun haben.

Von da an häufen sich die seltsamen Ereignisse. Doch die fürsorglichen Eltern versuchen die Wandlung ihres heranwachsenden Sohnes mit Liebe und Verständnis zu meistern.

 

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Horror als Omen für den Superheldenfilm

Der düstere Zugang zum Superhelden-Genre, insbesondere zur Geschichte von Superman, ist für Comic-Leser nicht wirklich neu. Aber im Kino ist "Brightburn" eine erfrischende Erweiterung des Genres und eine willkommene Alternative zu den familientauglichen Actionfilmen von Marvel und DC. Eine ähnlich düstere Entwicklung in einem Superhelden-Film gab es bisher nur in "Chronicle – Wozu bist du fähig?" im Jahr 2012. Oder eventuell auch in "Super – Shut up, Crime!" von James Gunn, nur war hier der düstere Verlauf eher tragisch als gruselig.

"Brightburn: Son of Darkness" ist hingegen ein echter Horrorfilm im Stil von "Das Omen" (1976), nur das der von Jackson A. Dunn gespielte Satansbraten eben nicht aus der Hölle kommt, sondern einer außerirdischen Spezies angehört. Das Horrorgenre ist vielleicht auch die einzige Schwäche des Films. Denn der Plot folgt bekannten Genre-Mustern und ist daher im Großen und Ganzen vorhersehbar. Das mindert aber nicht den Spaß für Horror-Fans: "Brightburn" kommt zwar optisch wie ein familientauglicher Superheldenfilm daher, reißt das Publikum dann aber mit gelungenen Jump Scares und blutigen Gewaltszenen aus dieser Illusion. Zudem versteht es Regisseur David Yarovesky, eine beklemmende Horror-Atmosphäre aufzubauen. Immer wieder wünscht man sich als Zuschauer, den blauäugigen Eltern eine Warnung zurufen zu können. Bis es dann zu spät ist.

Lex Luthor würde diese Geschichte sicherlich gefallen.

"Brightburn" ist derzeit auf Netflix verfügbar.