Filmkritiken

"Borderlands": Ultracoole Blanchett auf dem Trashplaneten

Es gibt die "Guardians of the Galaxy", wir haben sogar ein doppeltes "Suicide Squad" und bald kommen auch die "Thunderbolts" (von den glorreichen Weltraum-Sieben in Zack Snyders misslungenem "Rebel Moon" ganz zu schweigen). Brauchen wir also wirklich noch einen weiteren wilden Haufen von Exzentrikern, Glücksrittern und Freaks, die sich durch eine unwirtliche Gegend kämpfen, um eine gewinnträchtige Mission zu erfüllen?  Eli Roth schickt jedenfalls in seiner Videospiel-Verfilmung "Borderlands" zahlreiche Stars auf ein actionlastiges Fantasy-Abenteuer, dem man auf jeden Fall eine Chance geben sollte.

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Ein eigenwilliges Team 

Cate Blanchett spielt eine mit allen Wassern gewaschene Kopfgeldjägerin, die auf ihrem Heimatplaneten die verschwundene Tochter eines mächtigen Mannes aufspüren soll. Diesen Job kann sie zwar recht schnell lösen, doch damit beginnt das Abenteuer erst so richtig, weil ihr Auftraggeber offenbar ein falsches Spiel spielt. Und so wird sie Teil eines  ganzen Teams von recht eigenwilligen Charakteren: Da gibt es den Ex-Soldaten Roland (Kevin Hart), die abgebrühte Wissenschaftlerin Patrica Tannis (Jamie Lee Curtis) und vor allem die jugendliche Sprengstoffexpertin Tiny Tina (Ariana Greenblatt) samt ihrem Leibwächter Krieg (Florian Munteanu). 

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"Star Wars", "Dune" oder "Das fünfte Element"?

Sobald dann ein von Jack Black gesprochener Roboter namens CL4P-TP aka. Claptrap in Spiel kommt, könnte man glauben, in einem der vielfältigen "Star Wars"-Ableger gelandet zu sein. Und da uns als Schauplatz  der Wüstenplanet Pandora erwartet, fühlt man sich hier sowieso gleich zwischen "Avatar" und "Dune" hin- und hergerissen (zu allem Überfluss gibt es auch eine sandwurmartige Kreatur). Doch eigentlich ist "Borderlands" am stärksten durch Luc Besson und dessen "Das fünfte Element" beeinflusst – nicht nur Liliths feuerrote Haarfarbe deutet darauf hin, sondern vor allem das Hauptmotiv der steinähnlichen Artefakte und eines menschlichen Auslösers, durch deren Hilfe eine Kammer voll Alien-Technologie aktiviert werden kann.  

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Film oder Videospiel?

Die Shooter-Game-Serie "Borderlands" kam 2009 auf den Markt und zählt zu den meistverkauften Videospielreihen aller Zeiten. In diesem Spiel geht es darum, Monster, Kampfroboter und andere Feinde zu besiegen, Erfahrungspunkte und vor allem weitere Waffen zu sammeln. Daher müssen die Filmhelden auf dem zugemüllten Trashplaneten immer neue Schwierigkeiten meistern, unbekanntes Terrain erkunden, über einen Säurefluss hinwegturnen, unzählige Gegner ausschalten und ein paar Rätsel lösen. Zuletzt hält der Film auch noch eine Überraschung bereit, die darauf abzielt, eine der Hauptfiguren mit besonderen Kräften auszustatten.

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Lässige Blanchett und lustiger Black

Wirklich besonders an diesem Cast ist eigentlich nur Cate Blanchett – man hätte ihr kaum zugetraut, sich so professionell voll kampfbereiter Lässigkeit durch einen Action-Blockbuster zu bewegen. Nach diesem Film müssten sich Marvel und DC eigentlich eine Schlacht um die Darstellerin liefern, denn ihre Hela-Rolle in "Thor" war längst nicht genug. 

Der zweite einprägsame Charakter ist gar kein Mensch, sondern Roboter Claptrap, der nie um eine gute Pointe verlegen ist. Ihm gehört dann eine Bonus-Szene im Abspann, doch leider wird aus seinem großen Auftritt nichts, da ihn die ablaufende Namensliste unbarmherzig aus dem Bild drückt. Eine wirklich denkwürdige Einlage hat er aber eh schon viel früher geliefert, als er nach einem wilden Schusswechsel, bei dem er zur Zielscheibe wurde, unzählige Patronenhülsen in allen Größen durch eine Öffnung in seiner Rückseite sturzbachartig wieder ausscheidet.

Schwächelnde Stars

Kevin Hart und Jamie Lee Curtis hinterlassen dagegen keine bleibenden Eindrücke, und Ariana Greenblatt als vorlautes Mädel, das gar nicht oft genug betonen kann, "etwas Besonders" zu sein, hat durchaus recht – sie ist hier nämlich besonders nervig. Auch der gesichtslose Muskelberg Krieg kann nicht wirklich punkten und wird nur zum müden Abklatsch von Dave Bautistas Drax-Darstellung. Während Edgar Ramírez als Bösewicht Altas eine von diesen leider immer häufiger auftretenden austauschbaren Schurken-Figuren ist und kein eigenes Profil gewinnt.

"Borderlands" erweist sich somit als ein sehr durchwachsenes Ergebnis, bei dem unzählige Versatzstücke aus anderen Filmen zusammengewürfelt wurden. Aber einer ultracoolen Cate Blanchett zuliebe ist Roths Ausflug ins Fantasy-Genre durchaus sehenswert - und auch der mit Jack Blacks Originalstimme losplappernde Roboterwinzling macht wirklich Spaß. 

3 von 5 Monster-Urinduschen

"Borderlands" läuft derzeit in unseren Kinos. Hier geht's zu den Spielzeiten!