Filmkritiken

„Border“: Die Grenzen der Menschlichkeit

Tina (Eva Melander) ist vierzig, arbeitet als Zollbeamtin und sieht anders aus als die meisten anderen Menschen. Ihre Haut ist rau, ihr Gesicht vernarbt und ihr Körper stark behaart. Von ihren Adoptiveltern lernte sie ihre inneren Triebe zu unterdrücken und in der Gesellschaft nicht aufzufallen. Trotz ihrer äußerlichen Makel hat Tina jedoch eine besondere Gabe – sie kann die Gefühle von Menschen riechen. Das verschafft ihr in ihrer Arbeit einen enormen Vorteil, den auch die Polizei für sich nutzen will. Als ein seltsamer Mann namens Vigar (Eero Milonoff) regelmäßig den Grenzposten, der von Tina bewacht wird, überquert, fühlt sie sich unwohl. Der Fremde hat ähnliche körperliche Deformierungen wie sie und scheint ihren Appetit auf Insekten zu teilen.

Radikal

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Border“ basiert auf einer Kurzgeschichte des schwedischen Schriftstellers John Ade Lundqvist, der auch die Vorlage und das Drehbuch für den norwegischen Horrorklassiker „Let the right one in“ verfasste. Der iranischstämmige Regisseur Ali Abbasi nahm die Fantasy-Geschichte und verortete sie in einer realistischen Welt. Jedes Wort, das man zu viel über diesen Film schreibt, schmälert das Kinoerlebnis - nur so viel sei gesagt: Abbasi stellt essenzielle Fragen zu Geschlechterrollen mit einer Radikalität, die viele Zuseher aus dem Kino jagen könnte.

Grenzenlos

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Die zwei Hauptdarsteller legten für den Film zwanzig Kilo Gewicht zu und saßen vor jedem Drehtag vier Stunden in der Maske. Melander und Milonoff sind kaum wieder zu erkennen und verkörpern zwei Figuren, die viele auf den ersten Blick als abstoßend bezeichnen werden. Genau mit diesen Definitionen von Schönheit und Normalität setzt sich „Border“ auseinander und versucht, persönliche und gesellschaftliche Grenzen sichtbar zu machen.

Schwacher Anfang

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Die zwei einzigen Schwächen, die man diesem magisch-realistischen Film vorwerfen kann, sindder zu zähe Beginn und der etwas deplatziert wirkende Nebenhandlungsstrang, in dem Tina mit Polizisten auf Pädophilenjagd geht. Grundsätzlich ist das Thema der Geschichte weitaus eindrucksvoller als die Konflikte, die zwischen den Figuren ausgetragen werden, deshalb kann man Abbasi den ein oder anderen Fehlgriff leichter verzeihen als anderen.

Warnung!

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Die schwedisch-dänische Koproduktion wurde in Cannes mit dem Hauptpreis der Nebenschiene „Un Certain Regard“ ausgezeichnet, der durch vorangegangene  Preisträger wie Apichatpong Weeresetakuhl, Cristi Puiu oder Yorgos Lanthimos zu einem der wichtigsten Preise für Nachwuchsregisseure geworden ist. „Border“ wurde bei den Oscars zwar nicht in der Kategorie 'bester fremdsprachiger Film', aber dafür für 'bestes Make-up' nominiert. Wer bereit ist einen "What the fuck" - Moment nach dem anderen im Kino zu erleben, der sollte sich "Border" auf jeden Fall anschauen -  sagt aber bloß nicht, wir hätten euch nicht gewarnt!