"Black Panther: Wakanda Forever": Volle Frauen-Power voraus!
Von Franco Schedl
Der König ist tot – lang lebe der König! Oder ist es womöglich eine Königin? Diese Fragen haben wir uns doch alle gestellt, seit nach Chadwick Bosemans allzu frühem Tod bekannt geworden ist, dass man seine Rolle als König T'Challa nicht einfach mit einem anderen Schauspieler nachbesetzen wollte, sondern das Black-Panther-Kostüm nun für eine neue Figur freigegeben wurde.
Dieser Kostüm-Wechsel erfolgt aber keineswegs übereilt, denn bis es so weit ist, sind im zweiten "Black Panther"-Teil noch etliche Schicksalsschläge zu verkraften. Der Beginn steht jedenfalls ganz im Zeichen des Abschieds und T'Challa erhält ein würdiges Begräbnis. Auch das Marvel-Logo nimmt an dieser Trauer Teil, da es sich nur aus Bildern zusammensetzt, die Boseman in seiner königlichen Rolle zeigen.
Wer ist Namor?
Wesen mit blauer Hautfarbe, die sich durch die Tiefen der Ozeane tummeln und in faszinierenden Meeres-Welten leben: Was ist denn da passiert? Wurde etwa der Starttermin von "Avatar 2" um einen ganzen Monat vorverlegt oder befinden wir uns noch immer in einem Marvel-Film? Die Erklärung lässt sich in zwei Silben zusammenfassen: Namor.
In Wakanda muss nämlich nicht nur das Nachfolge-Problem des maskierten Superhelden geklärt werden, sondern auf das afrikanische Königreich kommt zudem eine fremde Bedrohung in Gestalt des Unterwasser-Herrschers Namor zu.
Dieser nasse König zählt zu den ältesten Figuren der Marvel-Welt und wurde zeitgleich mit Captain America bereits zu Beginn der 40er-Jahre in den Comics eingeführt. Damals stand er noch nicht auf Seiten der Guten, sondern präsentierte sich als regelrechter Menschenfeind, der allen BewohnerInnen des Festlandes den Krieg erklärte und unbedingt die Welt erobern wollte.
Neuer Kulturkreis im MCU
Auch im aktuellen Film wird er für die Menschheit zur tödlichen Bedrohung. Als die Weltmächte damit beginnen, neue Vibranium-Vorkommen zu erschließen, taucht Namor mitsamt seiner bisher gut verborgenen Wasser-Nation auf und versucht im geplanten Vernichtung-Feldzug zunächst Wakanda auf seine Seite zu ziehen. Doch die Allianz mit einem Wesen, das ebenso blutgierig wie unerbittlich ist, scheint nicht in Frage zu kommen.
Der mexikanische Schauspieler Tenoch Huerta verleiht dem geflügelten Kraftlackel eindrucksvolle Leinwandpräsenz. Zugleich wird mit dieser Figur ein ganz neuer Kulturkreis ins MCU eingeführt, der deutlich aztekische Einflüsse aufweist. Namors Vorgeschichte reicht sogar bis ins 16. Jahrhundert zurück, wie uns eine kurze Rückblende über seine Geburt und Kindheit offenbart.
Kämpfe ober- und unterhalb der Wasserfläche
Für einen Film von dieser Länge – "Wakanda Forever" kann genau 161 Minuten Laufzeit bieten – sind die Kämpfe auf ein Minimum reduziert, und es bleibt zum Glück Zeit für ausgedehnte Streif- oder eher Schwimmzüge durch Namors Unterwasser-Reich. Sobald es dann aber kriegerisch wird, fallen die entsprechenden Szenen umso beeindruckender aus.
Zum Finale kommt es auf offenem Meer ober und unter der Wasserfläche zu einem Kräftemessen der Gegner. Während Wakanda auf hochtechnisierte Kampfkünste setzt, verlässt sich Namors Volk eher auf natürliche Ressourcen und die Hilfe von Walen als Transporttieren. Hier erhält dann endlich der neue Black Panther ausgiebig Gelegenheit, sich zu bewähren.
Starke Frauen in Wakanda
Wohin man auch blickt – es sind lauter kämpferische und hochbegabte Frauen am Werk: Angela Bassett übt als Königin Ramonda ihre Macht mit unbeugsamer Stärke gerecht und würdevoll aus; Letitia Wright setzt als T'Challas Schwester Shuri auf die Innovationen der wissenschaftlichen Forschung, muss aber im Verlauf der Handlung geradezu über sich hinauswachsen; Lupita Nyong'o schwingt wieder als Elite-Kriegerin Nakia ihren Vibranium-Speer, und in der neu eingeführten Figur Riri Williams tritt uns Dominique Thorne als nobelpreiswürdige Teenagerin entgegen, die sich als ernstzunehmende Nachfolgerin von Iron Man erweist.
T'Challas Vermächtnis
Nach dieser kraftvollen und hochemotionalen Tour de Force erwartet uns wieder ein Ruhepunkt: In genauer Entsprechung zum Beginn wird auch das Ende zu einer Gedenkveranstaltung für den ersten Black Panther, und die Mid-Credit-Szene überrascht uns dann mit einer besonderen Erbschaft T'Challas.
Sein Vermächtnis erweist sich als so bedeutsam, dass man getrost auf eine weitere Bonus-Szene verzichten kann. Deshalb werden wir nach Abspann-Ende nur mit einer kurzen schriftlichen Zeile aus dem Kino entlassen, wie man sie auch aus anderen Marvel-Filmen kennt. In diesem Fall steht da als frohe Botschaft zu lesen: "Black Panther kehrt zurück". Mehr wollten wir doch gar nicht wissen.
4 ½ von 5 geflügelten Fersen.
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