"Black Adam"-Kritik: Ist der Actioner mit "The Rock" DCs "Black Panther"?
Von Maike Karr
Das Universum von DC wurde um eine weitere Verfilmung erweitert: "Black Adam" mit Dwayne "The Rock" Johnson in der Hauptrolle. Im Gegensatz zu den meisten Comic-Adaptionen handelt es sich hierbei weniger um einen Superhelden-, sondern viel mehr um einen Anti-Helden-Film.
Ist "Black Adam" einfach nur ein weiterer Blockbuster von Warner Bros. oder sticht er aus der Masse der Actionfilme heraus? Wir verraten euch, wie viel der neue Film aus dem DCEU drauf hat.
Darum geht's
Vor 5000 Jahren strebte der König von Kahndaq nach mehr Macht und ließ deshalb eine Krone aus Etherium herstellen. Um dieses Etherium zu erhalten, versklavte er sein Volk, das von nun an danach graben sollte. Als sich ein junger Sklave gegen die überaus ungerechte Behandlung wehrt, soll vor den Augen des Volkes ein Exempel an ihm statuiert und er soll hingerichtet werden. Doch eine Gruppe aus Magiern rettet ihn und verleiht ihm Superkräfte, mit Hilfe dieser er sein Volk befreien soll.
In der Gegenwart begibt sich eine Professorin (Sarah Shahi aus "Person of Interest") auf die Suche nach besagter Krone. Dabei stößt sie auf Widerstand vom Militär. Um ihr Leben zu schützen, beschwört sie, ohne es zu wissen, Teth Adam herauf, der den Soldaten mit noch größerer Gewalt begegnet. Neben den zwei streitenden Parteien der Soldaten und Black Adam erscheint nun auch noch die Justice Society auf der Bildfläche, die die Titelfigur von seiner Rache abhalten und bändigen möchte. Das gelingt der Truppe rund um Pierce Brosnan jedoch eher weniger gut ...
Besondere visuelle und akustische Ästhetik
Sowohl visuell als auch akustisch unterscheidet sich "Black Adam" von anderen SuperheldInnen-Filmen. Optisch ist vor allem der Einsatz von Slow Motion in Actionszenen auffällig. Gerade diese wirken sehr ästhetisch und verleihen der jeweiligen Sequenz etwas Besonders, wodurch sie aus dem sonstigen Actionbrei angenehm hervorstechen. Die Actionszenen, die den Film dominieren, zeichnen sich durch eine spezielle Musikwahl aus. Zum einen wird diese früher eingespielt als man erwarten würde, was einen unerwarteten Effekt hat. Zum anderen wird auf ikonische (Western-)Musik gesetzt, die den Actionszenen einen ironischen und humorvollen Touch verleiht.
Das Spiel mit dem Humor ist bereits Marvel-Fans mehr als bekannt – und auch in diesem Blockbuster kann man sich auf eine Mischung aus Action-Elementen und komödiantischen Anteilen freuen, wobei die Action nicht so sehr von Kalauern bestimmt wird, wie man das vielleicht vom MCU gewohnt sein mag. Insgesamt ist der Film zwar nicht komplett trocken, kommt aber mit nur einer Hand voll Witzen aus.
Nicht alles ist schwarz und weiß
"Black Adam" spielt in Kahndaq, das in den letzten 5000 Jahren immer wieder von Mächten und Herrschern unterdrückt wurde und sich auch aktuell in der Gewalt einer weiteren Macht befindet. Dadurch wird der Blockbuster in einer dystopischen Welt angesiedelt, was ihn von anderen Genrefilmen unterscheidet.
Doch nicht nur das dystopische Setting führt zu einer düsteren Stimmung. In "Black Adam" gibt es nicht die typische Zuordnung von HeldIn und SchurkIn, da die einzelnen Parteien (zu Beginn) weder genau dem einen noch dem anderen Punkt zuzuordnen sind. Hierzu zählt auch der Titelheld selbst, den man durch seinen Hang für Gewalt, seine Skrupellosigkeit und seine Rachegelüste beinahe als Bösewicht einordnen würde, wenn da nicht sein Mitgefühl für Minderheiten wäre. Seine Methoden sind zwar fragwürdig, doch die Ziele seiner Handlungen ähneln dem eines Helden. Insgesamt trifft wohl am ehesten der Begriff des Anti-Helden auf die Titelfigur zu, womit "Black Adam" aber durchaus im popkulturellen Trend liegt.
Auch bei der Society of Justice ist stellenweise unklar, ob es sich hierbei eher um FeindIn bzw. BösewichtIn oder FreundIn bzw. HeldIn handelt. Das mag aber auch am ambivalenten Verhältnis zum Titelhelden liegen.
Weil der Protagonist eben kein Held, sondern ein Anti-Held ist, sticht "Black Adam" aus den sonstigen SuperheldInnen-Filmen hervor. So wie die Figuren und die Realität selbst ist es auch hier so, dass man abwägen und dann eine Entscheidung treffen muss.
Besondere Figuren
Auch bei den Figuren fällt auf, dass es sich hierbei nicht um einen 08/15-SuperheldInnen-Film handelt, denn der Cast zeichnet sich durch einen Großteil an BiPoC (Black, Indigenous and People of Colour) aus: Angefangen bei Dwayne "The Rock" Johnson als Titelfigur über Sarah Shahi als Professorin bis hin zu Viola Davis und Noah Centineo aus der "To all the Boys"-Reihe. Dadurch erinnert der Blockbuster stark an "Black Panther", in dem ähnlich viele BiPoC vorkamen.
Abgesehen von einem BiPoC-Superhelden liefert "Black Adam" auch eine andere Art von Superhelden, den man selten antrifft – nämlich einen, der in die Jahre gekommen ist. Bei diesem handelt es sich um Pierce Brosnan. Einen "alten" Superhelden zu sehen ist eine schöne Abwechslung.
Wandel
Nicht nur, dass es einen Wandel, eine Art Twist in dem Charakter von Black Adam gibt, sondern auch die Handlung des Films und die Figuren selbst schlagen oftmals unerwartete Richtungen ein.
So kommt es in “Black Adam” immer wieder zu Plot-Twists, die mal mehr, mal weniger überraschend daherkommen. An sich sind solche Wendungen eine gute Sache, da sie dazu führen, dass das Publikum am Ball bleibt und nicht gelangweilt wird. Doch hier nehmen diese Plot-Twists ab einem bestimmten Zeitpunkt Überhang und es wird schlichtweg zu viel.
Es kommt beinahe das Gefühl auf, als hätten sich die MacherInnen nicht entscheiden können, wie viel (Wendungen) sie in diesen Blockbuster packen wollen und hätten schlichtweg alle genommen. Mehr ist aber nicht immer besser! Ab einem gewissen Zeitpunkt wirken diese schlichtweg nicht mehr richtig positioniert.
Ende wird hinaus gezögert
Für meine Bedürfnisse hätte “Black Adam” bereits eine halbe Stunde früher enden können und es wäre trotzdem noch ein guter Film mit einem zufriedenstellenden Ende gewesen, das etwas Raum für ein mögliches Sequel gelassen hätte. Doch stattdessen wurde immer wieder eine Umkehr gemacht, die den Kampf weitergeführt und das Ende weiter hinausgezögert hat. Zusammengefasst: Man traut sich schlicht nicht, einen Cut zu machen.
Film fühlt sich voll und überladen an
"Black Adam" ist voll gestopft mit Informationen (zur Nation, Black Adams Herkunft u.v.m.) und Wendungen, wodurch sich der Film überladen anfühlt. Man erhält keine Chance zum Durchatmen oder zum Einstellen auf die Geschichte.
Obwohl oder gerade weil "Black Adam" so überladen ist, wird sich nicht genügend Zeit für das Ergründen der Charaktere und ihrer Motive genommen. Das ist ein fataler Fehler, denn so würde man erfahren, was die Figuren antreibt und warum man nun ausgerechnet mit dieser Figur mitfiebern sollte. So hat die Action und Gewalt keine wirkliche Bedeutung, weil kein (ersichtlicher) Grund dahinter steckt.
Fazit
"Black Adam" ist kein Superheldenfilm wie jeder andere: Zum einen kommt er düster und zwiegespalten daher. Zum anderen ist er aber auch etwas Besonderes, da die Figuren, insbesondere die Titelfigur, nicht eindeutig zu bestimmen und die DarstellerInnen BiPoC sind. So viel zum positiven Teil.
Leider findet der DC-Film kein Ende und zögert dieses immer weiter hinaus. Dadurch gibt es zu viele Wendungen, die den Film hektisch und unüberlegt wirken lassen. Außerdem passiert zu viel, sodass der Film überladen und voll daherkommt.
Unsere Wertung: 3 von 5 Blitzen
"Black Adam" läuft aktuell in den Kinos. Hier geht’s zu den Spielzeiten.