Filmkritiken

„Bewegungen eines nahen Berges“: Poesie in der Autowerkstatt

Cliff arbeitet als selbstgelernter Mechaniker in einer Fabrikshalle in der Nähe des Erzbergs. Der gebürtige Nigerianer zerlegt Autos in ihre Einzelteile und verkauft sie an seine Kundschaft vor Ort; was er nicht an den Mann bringen kann, exportiert er in seine Heimat. Das Industriegelände ist für den ehrgeizigen Arbeiter Lebens- und Arbeitsraum zu gleich. Vermeintlich fern von jeglicher Zivilisation arbeitet er sich mit seinem Landsmann Magnus, der getrieben ist von dem Wunsch nach einem besseren Leben, Tag und Nacht an den Wracks, die sich in seiner Garage türmen ab.

Mensch und Maschine

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Sebastian Brameshuber lernte Cliff während der Recherche zu seinem 2011 veröffentlichten Dokumentarfilm „Und in der Mitte, da sind wir“ kennen. 2016 drehte er auf 16mm Filmmaterial mit Cliff und Magnus den Kurzfilm „Of Stains Scrap and Tires“, von dem nun auch einige Szenen in „Bewegungen eines nahen Berges“ eingearbeitet wurden. Cliffs Umgang mit den Überresten der Karosserien hat einen performativen Charakter. Er arbeitet mit harten, weichen und flüssigen Elementen und verlässt sich dabei stets auf seine geübten Hände, die beinahe selbst wie eine Maschine zu funktionieren scheinen. Der Filmemacher beobachtet diese kunstvollen Handgriffe mit der notwendigen kritischen Nähe, um neben den Fingerfertigkeiten seines Protagonisten auch die Absurdität, die hinter diesem System steckt, zu zeigen.

Kapitalistisches System

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Brameshuber liefert seinem Publikum einen Einblick in eine Welt, die fernab der Öffentlichkeit existiert. In diesem Mikrokosmos werden Rohstoffe gewonnen und Kaufpreise bestimmt. Diese Verhandlungen haben nicht nur durch die Sprachbarrieren komische Momente, sondern auch herzliche zwischenmenschliche Beziehungen zu bieten, in denen Werte abseits von Geld selten aber dafür umso umwerfender zum Vorschein kommen.

Elegant

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Statt ins Sozialdrama zu kippen, verfolgt Brameshuber seinen essayistischen Ansatz, indem er mit Gedichten und avantgardistischen Bildern die nicht allzu offensichtliche Poesie des Drehortes untermauert. Ein ruhiger Dokumentarfilm, der auf den Intellekt des Zusehers vertraut, anstatt sein Thema massenwirksam auszuschlachten.