Filmkritiken

"Berlin, Berlin": Erwachsenwerden ist nicht einfach

Lolle, Sven, Hart? Millenials werden mit diesen seltsamen Vornamen wahrscheinlich nicht viel anfangen können, doch Serienjunkies von früher fieberten der Kino-Fortsetzung von „Berlin, Berlin“ bereits entgegen. Der Film setzt da an, wo die ARD-Serie nach vier Staffeln anno 2005 aufgehört hat. Auch die Darsteller und Charaktere sind die gleichen, doch in ihrem Leben hat sich in den vergangenen fünfzehn Jahren so einiges verändert.

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Lolle und die Männer

Hauptfigur Lolle (Felicitas Woll), die 2002 als junges Landei der Liebe wegen in die große Stadt zog, ist mittlerweile zwar Berlinerin durch und durch, aber ihr Beziehungsleben ist im Chaos wie eh und je. Dabei könnte alles so einfach sein für die nun 38-Jährige, die sich Heirat und Familie wünscht – eigentlich. Nachdem es mit ihrer großen Liebe Sven (Jan Sosniok), ihrem Cousin zweiten Grades, schlussendlich doch nichts wurde, tritt Lolle mit dessen bestem Freund Hart (Matthias Klimsa) vor den Traualtar. Doch kurz vor dem Ja-Wort taucht Sven plötzlich wieder auf und macht ihr vor versammelter Hochzeitsgesellschaft einen Antrag.

Rational wie immer reagiert Lolle in altbekannter Manier: Die überforderte Braut ergreift die Flucht, gefolgt von einer rasenden Verfolgungsjagd mit der Polizei durch die Stadt. Das Gericht hat für ihre emotionale Achterbahn nur wenig Verständnis und verdonnert Lolle daraufhin zu 40 Sozialstunden an einer Schule. Dort lernt sie die kratzbürstige, aber ebenfalls von Herzschmerz geplagte Dana (Janina Uhse) kennen – mit der sie nach einer durchzechten Nacht irgendwo im ländlichen Nirgendwo aufwacht. Damit beginnt ein chaotischer und nicht immer ganz logischer Roadtrip der beiden Frauen zurück nach Berlin. Und am Ende stellt sich für Lolle die Frage, wie sie sich tatsächlich eine glückliche Zukunft vorstellt.

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Ein Film für Fans

Dass der Film sich insbesondere an eingefleischte Fans der kultigen ARD-Serie richtet, liegt auf der Hand. Erfinder David Safier und Regisseurin Franziska Meyer Price („Männerhort“), die damals schon bei einigen Originalfolgen mitgearbeitet hat, bleiben der Vorlage nach Möglichkeiten treu - sowohl in Sachen Humor wie auch in der Absurdität der Situationen, in die sich die chaotische Lolle begibt. Besonders Felicitas Woll sieht man die Freude an, in ihrer früheren Rolle nochmal richtig aufdrehen zu können, der altbekannte Lolle-Charme ist trotz erwachsener Züge nach wie vor da. Da stört es auch nicht so sehr, dass manche Szenen gnadenlos überzeichnet sind. Logik hat bei „Berlin, Berlin“ ohnedies nie viel Gewicht gehabt.

 

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Der moderne Twist, der dem Film zwangsläufig verpasst werden musste, ist zwar durchaus bemüht, jedoch nicht immer gelungen. Wurden die Tagträume der angehenden Comiczeichnerin Lolle in den Nullerjahren noch als liebenswerte Cartoons dargestellt, mussten diese nun modernen Computeranimationen weichen, die sowohl ästhetisch als auch situativ überflüssig gewesen wären. Auch die Rolle von Dana, Lolles Roadtrip-Partnerin wider Willen, geht nicht wirklich auf. Ihre Hintergrundstory wirkt nicht schlüssig und stellenweise zu dramatisch für die Leichtigkeit der Komödie. Auch Danas klischeehafte Witze zu Lolles Alter und „biologischer Uhr“ könnten in einem Film im Jahr 2020 eigentlich gerne in der Schublade bleiben.

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Wiedersehen mit den „Berlin, Berlin“-Figuren

In Summe bleibt die Filmfortsetzung „Berlin, Berlin“ aber eine Komödie, die man zwar nicht gesehen haben muss, als früherer Fan der Serie aber durchaus unterhaltsam finden könnte. Gerade das Wiedersehen mit den Hauptdarstellern, aber auch mit bekannten Nebenrollen wie der toughen Rosalie (Sandra Borgmann) oder dem schrulligen Harald (Kai Lentrodt) setzt Nostalgie-Endorphine frei. Weniger Roadtrip-Chaos im Harzer Wald und mehr solcher Reunion-Momente in Berlin hätte dem Film allerdings gutgetan.