Filmkritiken

"Beetlejuice Beetlejuice": Tim Burton treibt es wild

Käfersaft ist wieder im Angebot! Über 35 Jahre mussten wir auf diese Köstlichkeit verzichten, aber jetzt wird er erneut von Meister Tim Burton höchstpersönlich zubereitet. 

Als wir den Bio-Exorzisten Beetlejuice zuletzt gesehen haben, saß er im Wartezimmer der Jenseitsbehörde und bekam von einem wütenden Medizinmann einen Schrumpfkopf verpasst. Inzwischen dürfe ihm die Birne nachgewachsen sein, denn der Lottergeist sieht zwar noch immer entsprechend verlottert aus, trägt aber einen normalgroßen Kopf auf seinen Schultern.

Michael Keaton wird in der Titelrolle allerdings wieder recht sparsam eingesetzt, weil man seinen entfesselten Wahnsinn vermutlich nur in kleinen Portionen verträgt. Bereits im ersten Teil war er ja nicht einmal 20 Minuten aktiv und auch diesmal beläuft sich seine Auftrittszeit auf eine ähnlich knappe Zeitspanne.

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Herkunftsgeschichte von Beetlejuice

In einer kurzen Rückblende erfahren wir jetzt endlich (und zwar auf Italienisch!), wie Beetlejuice zu dem Kotzbrocken geworden ist, als den wir ihn kennen. Vor ein paar hundert Jahren war er noch quicklebendig und hat eine fatale Heiratsentscheidung getroffen; obwohl das bei einer Frau, die wie Monica Bellucci aussieht, durchaus nachvollziehbar erscheint. 

Das rasch beendete Eheglück wirkt sich bis in die Gegenwart aus, da ihn seine sehr bleiche, sehr wütende und sehr zusammengetackerte Ehefrau verfolgt, die mit ihren seelsorger-  sorry: seelsaugerischen Fähigkeiten sogar einem Toten gefährlich werden kann. Beetlejuice will aber von seiner alten Flamme gar nichts mehr wissen, weil er nach wie vor ein Auge auf Lydia Deetz (Winona Ryder) geworfen hat, die er ja schon im ersten Teil unbedingt heiraten wollte (und da sich Lydia von diesem traumatischen Erlebnis nie mehr richtig erholt hat, schlägt diese Horrorcomedy durchaus auch ernste Töne an).

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Alte Garde, junger Star

Abgesehen von Ryder holt Burton aus der alten Garde zumindest noch Vollblut-Komikerin Catherine O'Hara als schrille Perfomancekünstlerin Delia Deetz wieder vor die Kamera. Zur Dritten in diesem Familienbund gesellt sich dann seine derzeitige Lieblingsdarstellerin Jenna Ortega. Und was ist aus Familienvater Charles Deetz geworden? Sein Schicksal bietet die Gelegenheit, dass drei Deetz-Generationen wieder im legendären Geisterhaus auf dem Hügel zusammenkommen, und der Regisseur bringt es fertig, diese Figur ein paar Mal herumlaufen zu lassen, ohne dafür den früheren Darsteller Jeffrey Jones zu benötigen. Außerdem versetzt er uns an alte Schauplätze: Die überdachte Holzbrücke, auf der sich früher ein tödlicher Unfall ereignet hat und das Stadtmodell auf dem Dachboden, in dem Beetlejuice haust, dürfen ebenso wenig fehlen, wie die verwinkelte Jenseitswelt im "Dr. Caligari"-Stil.

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Gaststars als spektakuläre Tote

Lebende sind eigentlich tot, Tote lebendig – hier haben logischen Gesetze die Geltung verloren, denn Tim Burton hat auch mit 66 noch nichts von seinem herrlich bizarren Humor eingebüßt und lässt seiner Phantasie freien Lauf. Er treibt es sogar noch bunter als im ersten Teil und überbietet sich mit skurrilen Einfällen. 

Man kann sich ungefähr vorstellen, was auf einen zukommt, wenn kurz nach Beginn ein grüngesichtiger Danny DeVito als Geisterhausmeister Putzmittel trink. Auch ein weiterer Gaststar erwartet uns später in Form von Willem Dafoe als eine Art "Dirty Harry"-Darsteller mit teilweise freigelegtem Gehirn. Aber das ist nur eine von vielen Gestalten, denen man sofort ansieht, wie sie ums Leben gekommen sind. Die eigentlich unüberbietbare Attraktion ist aber sicher ein böses Beetlejuice-Baby.

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Beetlejuice wäre serientauglich

Tim Burton kann sich also ordentlich austoben – etwas enttäuschend ist das Ergebnis dann aber doch, weil etliche Handlungsstränge durcheinanderlaufen und alles so hektisch geschieht, dass man sich oft mehr Zeit gewünscht hätte. Eigentlich fragt man sich ja, warum hier nicht Netflix aktiv geworden ist, denn dieser Film enthält derartig viele Ideen, dass ohne weiteres eine eigene Serie daraus hervorgegangen wäre. Noch dazu waren die beiden Drehbuchautoren Alfred Gough und Miles Millar ohnehin bereits an "Wednesday" beteiligt, und Burton ist wohl nach wie vor im Serien-Modus gefangen.

"Beetlejuice Beetlejuice" bietet - zumindest dem Titel nach - ein doppeltes Vergnügen, aber eigentlich kommt der Lottergeist ja erst, sobald man ihn drei Mal ruft. Müssen wir also mit einer Trilogie rechnen?

3 ½ von 5 zusammengetackerten Körperteilen

"Beetlejuice Beetlejuice" läuft derzeit in unseren Kinos. Hier geht*s zu den Spielzeiten!