"Bad Boys 4: Ride Or Die": Viel Geballer, wenig Handlung
Von Franco Schedl
Diese Boys mögen zwar bad sein, aber sie sind offenbar auch noch etwas anderes – nämlich ziemlich bled. Da haben die Detectives Mike Lowrey (Will Smith) und Marcus Burnett (Martin Lawrence) jahrzehntelang unter ihrem Vorgesetzten Captain Howard (Joe Pantoliano) gearbeitet, kennen das Polizeisystem von Miami in und auswendig und niemals ist auch nur die geringste Andeutung oder das leiseste Gerücht an ihre Ohren gedrungen, dass hier ein Drogenkartell im Hintergrund die Fäden zieht.
Captain Howard - O-Ton eines Toten
Nach Howards Tod wird jedenfalls einiges aufgedeckt und ein riesiger Korruptionsskandal kommt ans Licht – doch stimmt das auch alles oder sind es bloß leere Anschuldigungen? Sozusagen aus dem Jenseits meldet sich überraschend der Captain, denn er hat vor seinem Ableben eine Videobotschaft für die beiden Cops aufgenommen, die bestätigt, dass hier doch einiges faul ist – O-Ton: "Traut niemandem". Bald stellt sich heraus, wie berechtigt diese Warnung war, und die Bad Boys können endlich wieder da tun, was ihnen am meisten liegt: losballern.
Martin Lawrence - der Sprücheklopfer
Offenbar darf kein Film mit den beiden Jungs vergehen, ohne dass mindestens einer von ihnen an der Schwelle des Todes steht: Diesmal macht Marcus eine Nahtoderfahrung, und kehrt von ihr mit erstaunlichem Hintergrundwissen über Seelenwanderung zurück. Seinem Partner, bei dem sich im Privatleben auch eine große Veränderung angebahnt hat, wird er dann mit dem Geplapper ziemlich auf die Nerven gehen – denn wer hört schon gerne, dass er im früheren Leben ein echter Esel gewesen ist? Aber zum Glück hat Martin Lawrence in seiner Rolle trotzdem immer noch ein paar gute Sprüche drauf: So nennt er etwa den Schaupatz des Showdowns, wo ein ausgestopfter Riesenalligator von der Decke baumelt, "Jurassic Park für Dorftrottel".
Die Handlung - Vorwand für Daueraction
Überraschend ist, wie eng sich dieser Film an den vorhergehenden Teil "Bad Boys For Life" von 2020 anschließt: Es kommt nicht nur Mikes neugefundenem Sohn Armando zentrale Bedeutung zu, sondern auch Captain Howards Tod erscheint nun plötzlich in völlig neuem Licht. Überzeugen kann die Story allerdings kaum, weil sie viel zu konstruiert und unglaubwürdig wirkt. Der Handlungsbogen mit den Verrätern in den eigenen Reihen und dem neuen Oberbösewicht, der plötzlich hervorgezaubert wird, ist einfach nur ein halbherziger Vorwand für neue Daueraction.
Action - hart und süß
Sobald es dann aber richtig zu Sache geht, zeigen Smith und Lawrence, dass sie (oder zumindest ihre Stuntdoubles) noch immer in der Lage sind, im harten Blockbuster-Business kräftig mitzuhalten. Vor allem eine Szene an Bord eines abstürzenden Hubschraubers ist wirklich atemberaubend, aber auch ein Feuergefecht, bei dem Süßigkeiten durch die Luft wirbeln und zuckerhaltige Quellen sprudeln, kann sich sehen lassen.
Rhea Seehorn - unterfordert
Freude und Enttäuschung liegen oft nahe beisammen – das wird in "Bad Boys 4" besonders deutlich. Wie erfreulich, dass man Wege gefunden hat, Joe Pantoliano auch nach seinem Filmtod vor vier Jahren noch immer ein paar Auftritte an zentraler Stelle zu gewährleisten. Richtig schade hingegen, wie massiv Rhea Seehorn hier unterfordert wird: Spätestens seit "Better Call Saul" war unübersehbar, welche geniale Schauspielerin sie ist. Diesmal wird sie sozusagen als Gaststar eingeführt, doch mehr als verbissen zu schauen oder mit einer Waffe herumzufuchteln bleibt ihr in dieser kleinen und recht undankbaren Rolle nicht zu tun.
Not bad – aber auch nicht gut
Das Wiedersehen mit den beiden Miami-Cops war also keine gänzlich überflüssige Pflichtübung für zwei perfekt aufeinander eingespielte Filmpartner, denn in punkto Action und typischen "Bad Boys"-Humor bleibt alles beim Alten, das Drehbuch hätte jedoch Feinschliff vertragen. Und nicht vergessen: Falls Will Smith diesmal Ohrfeigen austeilt, wäre das völlig in Ordnung; aber er greift hier sowieso lieber zu härteren Waffen.
3 von 5 süßstoffhaltigen Kugelregenschauern
"Bad Boys 4: Ride Or Die" läuft derzeit in unseren Kinos. Hier geht's zu den Spielzeiten.