Filmkritiken

"Back to Black": Nichts Besonderes für Amy Winehouse

"Ich bin kein fucking Spice Girl", schleudert Marisa Abela als Amy Winehouse im Biopic "Back to Black" ihrem Manager entgegen. Das war die mit 27 an Alkoholmissbrauch gestorbene Sängerin wahrlich nicht: Die Londonerin ließ sich kein Image aufzwingen, neben ihrem grandiosen Schaffen machten Abstürze und die toxische Beziehung mit Blake Fielder-Civil Schlagzeilen. Das konventionell erzählte "Back to Black" versucht, das menschliche Drama zu vermitteln. Ab Donnerstag im Kino.

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Amy Winehouse als Sucht- und Liebeskranke

Regisseurin Sam Taylor-Johnson ("Fifty Shades of Grey") lässt die musikalische Karriere von Winehouse im Film eher nebenbei Revue passieren. Im Vordergrund steht Amys Abhängigkeit von Suchtsubstanzen und von ihrer unerfüllten Liebe für Blake, der wie er in einst einem Interview selbst bestätigte Winehouse an harte Drogen heranführte. Taylor-Johnson arbeitet viel mit Großaufnahmen von Abelas Gesicht, um die Tragik emotional spürbar zu machen, statt körperliche Auseinandersetzung zwischen Winehouse und Blake oder die Folgen einer Sauftour mit expliziten Bildern nachzustellen.

Das funktioniert dank der Leistung der britischen Schauspielerin, auch wenn sie in manchen Szenen weniger wie Amy Winehouse aussieht und mehr wie jemand, der sich als Amy Winehouse verkleidet hat (aber das gilt generell für Biopics, Coverbands und Rockmusicals: den Originalen kann man nie gerecht werden). Großes Lob gebührt Abelas Leistung als Sängerin, so wirkt ihre Darstellung authentischer, als wenn sie die Lippen zu Originalsongs bewegt hätte. Auch die Sprechstimme von Winehouse bringt sie gut über die Lippen (englische Fassung natürlich empfohlen). Ihr männliches Gegenüber, Jack O'Connell, transportiert die Ambivalenz von Blakes Charakter gut auf die Leinwand.

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Wenige, dafür hervorragende Musikszenen

Oft sieht man Amy und Blake, vulgo Abela und O'Connell, sich innig küssen. Tätlichkeiten werden mehr angedeutet als gezeigt ein zerkratztes Gesicht von Blake oder eine verloren wirkende, mit einer Flasche in der Hand durch London wankende Amy sind auch ausreichend, um diesen Aspekt der Beziehung zu verdeutlichen. 

Die Rolle der britischen Medien an Winehouse' Schicksal kommt in "Back to Black" lediglich durch das Auftreten von Paparazzi in einigen Szenen zur Geltung, die tatsächliche Vorführung der Sängerin im Boulevard kann das nur andeuten, jene der Musikindustrie bleibt gänzlich außen vor.

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Die Musik in "Back to Black" ist top, auch der Score von Nick Cave und Warren Ellis. Die Live-Auftritte Winehouse' hat man solide inszeniert (etwa ihre Headlinershow in Glastonbury). Gefilmt wurde an ikonischen Schauplätzen wie etwa im Londoner Stadtteil Camden (auch am Camden Kanal, wo mittlerweile eine Winehouse-Statue steht). 

Alles in allem ist "Back To Black" ein typisches Biopic, das Segmente der Wahrheit wiedergibt, kein außergewöhnliches, aber auch nicht das schlechteste. Wer wirklich einen umfassenden Blick in Leben und Karriere der fantastischen Jazz- und Soul-Sängerin werfen will, dem sei die mit dem Oscar prämierte Dokumentation "Amy - The Girl Behind The Name" empfohlen.

Entgegen mancher Boulevardberichte im Voraus wird der Tod der Künstlerin in "Back to Black" nicht gezeigt. Das passt zur generell pietätvollen Präsentation der Sängerin durch Taylor-Johnson und ihrem Team.

(Von Wolfgang Hauptmann/APA)