Filmkritiken

"Babylon": Lohnt sich die wirre Hollywood-Nabelschau?

Hollywood in den 20er Jahren. Der Filmmogul Don Wallach schmeißt auf seinem Anwesen eine grenzenlos hedonistische Party, auf der sich Filmstars und solche die es werden wollen zusammentreffen. Einer von diesen ambitionierten jungen Talenten ist Manny Torres (Diego Calva), obwohl er nur als Kellner angestellt ist, träumt er davon eines Tages auf den großen Filmsets zu stehen. Diesen Traum teilt er mit der impulsiven Nellie LaRoy (Margot Robbie), die es im Laufe des verrückten Abends sogar schafft ihre erste Rolle zu ergattern.

Jemand der schon längst Teil dieser zügellosen Welt ist, ist Jack Conrad (Brad Pitt). Auch wenn er als Schauspieler alles zu erreicht haben scheint, möchte er etwas Neues schaffen, eine neue Form finden, wie er sagt. Während ihrer Reise durch Hollywood kreuzen sich Mannys, Nellies und Jacks Wege immer wieder und im Laufe der Jahre erkennen sie, was hinter den leuchtenden Fassaden der Traumfabrik steckt.

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Von den Machern von "La La Land"

"Babylon" ist der neuste Film vom 37-jährigen Damien Chazelle, der trotz seines jungen Alters schon für Hits wie "Whiplash" und "La La Land" gesorgt hat. Auch in seinem neusten Werk hat er sich wieder einer Geschichte von jungen ambitionierten KünstlerInnen verschrieben, die alles daransetzen, um groß rauszukommen. Seine Vorliebe für Jazzmusik findet hier ebenso Platz, wie sein Faible für aufwendige Massenszenen, in denen sich Raum und Zeit zu einem Gefühl grenzenloser Freiheit vermischen.

"Babylon" ist bisher Chazelles ambitioniertester Film. In jeder Szene spürt man, dass der Regisseur nun unbedingt Filmgeschichte schreiben will. Die Kulissen sind gigantisch, die Musik dramatisch und die Emotionen überwältigend, doch leider will der Funke dennoch nicht ganz überspringen.

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Worum geht es in "Babylon"?

"Babylon" ist in Sequenzen aufgebaut und erzählt die Entwicklung Hollywoods von der chaotischen Stummfilm-Ära bis hin zu der von Studios dominierten Gelddruckmaschinerie. Das Publikum bekommt hier ein audiovisuelles Spektakel geboten, im Sekundentakt wird man mit neuen Reizen überflutet, was an sich interessant ist, aber leider dazu führt, dass die Charaktere und deren emotionale Glaubwürdigkeit in den Hintergrund rücken. Während man zu Beginn noch über die gewaltigen Bilder staunt, merkt man nach einer gewissen Zeit, dass die Figuren immer unlogischer handeln.

All die Schwächen der Handlung werden jedoch als humorvolle Absurditäten getarnt. Immer dann, wenn es wirklich bedeutungsvoll werden könnte, zaubert Chazelle eine weitere Klamauk-Idee aus seinem nicht enden wollenden Repertoire an visuell spektakulären aber inhaltlich plumpen Gimmicks hervor. Hier ein Kampf mit einer Schlange, dort ein rattenfressendes Muskelpaket – alles schön anzusehen aber worum geht’s hier eigentlich?

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Masse statt Klasse

Im Zentrum steht eine relativ simple aber interessante Geschichte, die in ein pompöses Blockbuster-Kostüm gesteckt wird, aber dadurch seine authentische Schönheit verliert. Während man in "La La Land" noch einen ernsthaften Einblick in menschliche Gefühle bekommen hat, verkommt "Babylon" zur Hollywood-Nabelschau. So sehr der Film auch die Eskapaden der Stars kritisieren mag, so sehr arbeitet er mit den exakt gleichen Mechanismen.

Bei all der Kritik, die man dem Film entgegenbringen kann, muss man jedoch auch das Inszenierungstalent von Chazelle loben. Inspiriert von den Massenszenen des italienischen Kultregisseurs Federico Fellini, schafft er es Chaos tatsächlich als chaotisch und nicht wie einstudierte Handlungsabläufe wirken zu lassen. Die Besessenheit seiner Figuren entspringen ganz klar dem fokussierten Arbeitsstil des Regisseurs, wobei diesmal der Fokus leider zu sehr am pompösen liegt.

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Wer spielt in "Babylon" mit?

Schauspielerisch gibt es hier nichts auszusetzen. Brad Pitt passt in seine Rolle des Filmstars wie die Faust aufs Auge, Margot Robbie weiß vermutlich kaum wie eine andere Schauspielerin wie rasant ein Aufstieg in Hollywood sein kann und der noch relativ unbekannte Diego Calvas Rolle als junger Mexikaner, der versucht seinen Fuß in die Filmstudios zu bekommen, wirkt auch schon beinahe autobiografisch.

Die Stars vor der Kamera können vor allem durch das fantastische Szenen- und Kostümbild glänzen. Man kann sich nicht satt sehen an den edlen Stoffen und verzierten Räumen, durch die die Stars wandern. Es wäre wenig verwunderlich, wenn "Babylon" in den künstlerisch, gestalterischen Departments die ein oder andere Oscar-Nominierung erhält. Den Preis als bester Film bekommt dieses Werk jedoch definitv nicht.

"Babylon" ist ab jetzt in den österreichischen Kinos zu sehen! Hier geht’s zu den Spielzeiten.

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