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Filmkritiken

"Babygirl"-Filmkritik: Kidman stark im Kommen

Wer "Fifty Shades of Grey" als viel zu graustichig empfunden hat, erhält nun dank Nicole Kidman eine Farbauffrischung. Die Vorzeichen habe sich in dieser Version freilich deutlich geändert – hier steht nicht mehr eine junge und geradezu naiv unerfahrene Frau im Mittelpunkt, sondern eine erfolgreiche Businesswoman über 50, die sich mit einem wesentlich jüngeren Praktikanten auf ein ebenso gefährliches wie aufregendes Spiel von Dominanz und Unterwerfung einlässt.

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Unerschrockene Kidman

Von welchem Verlangen dieses "Babygirl" eigentlich erfüllt wird, macht bereits die erste Szene deutlich, wo sich Romy nach einem unbefriedigenden Sexerlebnis mit ihrem Ehemann (Antonio Banderas) in einen Nebenraum verdrückt und durch einen Dominanz-Pornoclip Erleichterung sucht.

Nicole Kidman legt in dieser fordernden Rolle unerschrocken ihr Innerstes bloß, und Harris Dickinson, den man vor allem aus "Triangle of Sadness" kennt, verkörpert Praktikant Samuel mit einer Mischung aus bösem Jungen und verständnisvollem Freund, der vielleicht sogar einen Besuch beim Psychotherapeuten ersetzen kann. Banderas hingegen spielt Ehemann Jacob als geradlinige Person, deren Ansichten von weiblicher Sexualität ziemlich veraltet erscheinen. Wie wird er wohl reagieren, wenn er die Wahrheit über seine Frau herausfindet?

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Amour fou unter hündischem Vorzeichen

Meisterhaft gelöst ist das erste Zusammentreffen des künftigen Liebespaares: Als Romy auf der Straße vor ihrem Bürogebäude von einem wildgewordenen Hund angefallen zu werden droht, pfeift Samuel das fremde Tier zurück und bringt es dazu, ihm zu gehorchen. Damit sind bereits die Motive der Machtausübung und Dominanz eingeführt. Später blitzt übrigens in einer kurzen Sequenz noch eine Wunschphantasie Romys auf, in der sie vom Hund zu Boden gerissen wurde und das schwere Tier bedrohlich über ihr steht.

Sobald diese Amour fou dann richtig Fahrt aufnimmt, erwartet die Zuschauer kein billiger Voyeurismus mit ausgedehnten Sexszenen; und was die ausgelebten Wunschfantasien anbelangt, erweist sich Romys Verlangen als ausgesprochen zahm – es sind weder Fesseln noch Peitschen im Spiel und es geht nicht um das Zufügen von Schmerzen. Die Frau wird hingegen immer stärker von dem Bedürfnis, alles aufs Spiel zu setzen, heimgesucht und fordert die öffentliche Bloßstellung geradezu heraus.

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Weibliche Perspektive

Schauspielerin Halina Reijn hat sich 2022 als Regisseurin der Slasher-Satire "Bodies Bodies Bodies" einen Namen gemacht, und ein Filmtitel wie ihr "Instinct – Gefährliche Begierde" aus dem Jahr 2019 gibt geradezu das Thema ihres neuesten Werkes vor. Unter männlicher Regie hätte sich die Geschichte womöglich sehr rasch zu einem reinen Psycho-Thriller mit blutigen Konsequenzen entwickelt. So beschränken sich die Auseinandersetzungen auf eine kurze Schlägerei, die beinahe rührend-komische Züge annimmt, als der eine Kontrahent dann dem andern bei einer Panikattacke beisteht. Deshalb ist es auch gar nicht angebracht, dass der Film als Thriller vermarktet wird; man kann allenfalls von einem Erotikdrama sprechen. 

Wenn es ums Begehren geht, wird es immer kompliziert, aber eigentlich macht sich diese andere Perspektive die Sache auch etwas zu leicht, denn im Grunde sieht es so aus, als hätte der in altmodischen Vorstellungen gefangene Ehemann die Eskalation geradezu heraufbeschworen, weil er auf die mehrmals formulierten Wünsche seiner Frau nicht hören wollte.  Zuletzt bekommt noch ein chauvinistischer Chef eine gepfefferte Antwort geboten, und dank Reijn steuert alles auf einen in jeder Hinsicht befriedigenden Höhepunkt zu.

3 ½ von 5 lustvollen Seufzern

"Babygirl" ist derzeit in unseren KInos zu sehen.  Hier geht's direkt zu den Spielzeiten!