Filmkritiken

"Avatar – Der Herr der Elemente": Lohnt sich die Netflix-Realserie?

In unserer Rubrik "Lohnt sich das?" stellen wir euch einmal wöchentlich einen Streamingtitel (Film oder Serie), der in aller Munde ist, vor, nehmen ihn genauer unter die Lupe und stellen die altbekannte Frage: "Lohnt sich das überhaupt?" Lohnt es sich, dafür Zeit zu investieren? Ein Abo abzuschließen? Oder ein Abo zu beenden?

Diesmal: Staffel 1 von "Avatar - Der Herr der Elemente" auf Netflix

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Vier Elemente und ein Herr, der wie ein Junge aussieht und Avatar genannt wird. In Wirklichkeit ist er aber eigentlich bereits 112 Jahre alt, weil er ein Jahrhundert lang wortwörtlich auf Eis gelegt hat. Das ist die ungewöhnliche Hauptfigur der neuen und mit Spannung erwarteten Netflix-Serie.

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Animierte Fantasy-Serie mit großer Fanbasis

Für alle, die jetzt restlos verwirrt sind und glauben, James Cameron habe seine "Avatar"-Reihe für den Streamingmarkt in eine Serie umgewandelt, folgt hier zunächst eine kurze Zusammenfassung, worum es bei "Avatar – Der Herr der Elemente" überhaupt handelt: Zwischen 2005 und 2008 brachte es unter diesem Titel die animierte Fantasy-Serie der beiden Showrunner Michael Dante DiMartino und Bryan Konietzko im Sender Nickelodeon auf drei Staffeln mit insgesamt 61 Folgen und konnte durch die erfindungsreiche Story eine große Fanbasis aufbauen.

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Fiktive Welt mit elementaren Völkern

Im Mittelpunkt dieser fiktiven Welt stehen vier Völker, von denen jedes ein bestimmtes Element beherrscht: Am Nord- und Südpol gibt es je einen großen Wasserstamm, in den Bergen leben die Luftnomaden, ein großes Territorium gehört dem Erdkönigreich und schließlich ist da noch das machthungrige Feuerreich, dessen Herrscher Feuerlord Ozai die anderen Nationen unterwerfen will. 

Nur der sogenannte Avatar könnte das verhindern. Unter diesem Namen versteht man eine Person, die über alle vier Elemente gebietet und das Gleichgewicht der Welt garantiert. Zu jeder Zeit lebt immer nur ein Träger dieses Titels, der nach seinem Tod eine Wiedergeburt erfährt (man darf hier ruhig an den Dalai Lama denken). 

Der aktuelle Avatar ist Aang, der seit etlichen Jahrzehnten verschwunden war und nun von den Geschwistern Sokka und Katara aus seinem eisigen Gefängnis befreit wird. Als Luftbändiger kennt er sich zunächst nur mit dem einen Element gut aus und muss erst lernen, auch Wasser, Erde und Feuer zu meistern. Damit der Feuerlord seine dunklen Ziele nicht erreicht, hat Aang also ein gewaltiges Pensum zu absolvieren und wird auch noch von Schuldgefühlen geplagt, weil er vor 100 Jahren sozusagen die Flucht vor der großen Aufgabe ergriffen hat.

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Shyamalans Scheitern und neuer Versuch durch Netflix

Vor ein paar Jahren versuchte bereits M. Night Shyamalan, sich des Stoffes anzunehmen und ist mit seinem Realfilm grandios gescheitert. Aus seiner geplanten Trilogie wurde daher nichts, sondern nach dem Kinofilm "Die Legende von Aang" war auch schon wieder Schluss. Nun wollte hingegen Netflix das ehrgeizige Projekt verwirklichen, doch bereits im Vorfeld wurden drei wichtige Punkte bekannt, die echte Fans zunächst gegen diese Serie einnehmen könnten.

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Drei Punkte, die zunächst gegen die Serie sprechen

Erstens: Nachdem die beiden Schöpfer der Originalserie Konietzko und Dante DiMartino zunächst in das Projekt eingebunden waren, haben sie 2020 in öffentlichen Erklärungen ihre Zusammenarbeit mit Netflix wieder aufgekündigt. Die Serie ist somit nicht durch sie autorisiert und wird aus ihrer Sicht der Vorlage nicht gerecht.

Zweitens: Aus Bemühen um Political Correctness wird das Verhalten einer wichtigen Figur grundlegend geändert. Sokkas (angeblicher?) Sexismus fiel der Zensur zum Opfer. Im Originals sah Kataras Bruder zunächst in Frauen nur schwache Opfer, die es zu beschützen galt, wurde aber später durch etliche Kämpferinnen eines Besseren belehrt. Wenn Sokkas Vorurteile nun wegfallen, wird eine entscheidende Figurenentwicklung unterbunden, könnten Fans argumentieren.

Drittens: Ein wichtiges Handlungselement wird komplett weggelassen und der Zeitplan gerät durcheinander. In der Originalserie spielt sich die Handlung aller drei Staffeln innerhalb eines Jahres ab, und Aang bleibt nur wenig Zeit, um seine Mission zu erfüllen. Nach Ablauf dieser Frist nähert sich nämlich ein Komet der Erde, durch dessen Einwirkung die Kräfte der Feuerbändiger ins Unermessliche anwachsen und sie praktisch unbesiegbar werden. Bei Netflix lässt sich dieses Zeitfenster nicht aufrechterhalten: Falls wirklich noch zwei Staffeln nachfolgen, würde sich die Produktionszeit über ein paar Jahre erstrecken und der junge Hauptdarsteller altert mit.

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Lohnt sich die "Avatar"-Serie auf Netflix dennoch?

Nach all diesen Zweifeln kommen wir endlich zur positiven Seite dieser Kritik: Man wird in "Avatar – Der Herr der Elemente" auch ohne Vorwissen an die Thematik herangeführt und findet sich leicht zurecht. Zugleich zeigt jede Szene deutlich, dass Showrunner Albert Kim der Originalserie gegenüber offenbar größten Respekt hat und alles versucht, um ihr gerecht zu werden. 

Auch am Casting ist nichts auszusetzen: Die Figuren sehen tatsächlich so aus wie ihre gezeichneten Pendants Allen voran erweist sich der junge Gordon Cormier als perfekte Wahl für die Hauptrolle und verbreitet einen ebenso mitreißenden wie lausbübischen Charme.

Sokkas Unterschätzung der Frauen fällt zwar weg, das typische Verhaltensmuster weist nun jedoch eine wesentlich ältere Figur auf (und sie ändert schließlich ebenfalls ihre Meinung). Der Komet findet hingegen gleich zu Beginn Erwähnung und auch am Ende hat man sich etwas dazu einfallen lassen. Diese Handlungselemente wurden also keineswegs übergangen

Prinzessin Azula (Elizabeth Yu) kommt vorerst etwas zu kurz: Diese ehrgeizige und unbarmherzige Tochter des Feuerlords wird nur am Rande eingeführt, als wollte man uns ihren Charakter zunächst einmal vorstellen. Doch künftige Entwicklungen werden sie dann ins Zentrum rücken. Die erste Staffel gehört aber eindeutig dem innerlich zerrissenen Kronprinzen Zuko (Dallas Liu) und seinen fortgesetzten Versuchen, den Avatar aufzuspüren.

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Reichlich Opulenz

Mit jeder Folge betreten wir neue fantastische Schauplätze und wechseln zwischen den Reichen der Elemente oder werden sogar in die Geisterwelt versetzt. Die Serie wird zu einer Festveranstaltung der asiatisch-indigenen Kulturen mit hohem Schauwert. All die verschiedenen Kampfstile, die dabei zum Einsatz kommen, wurden mit sehr einfallsreichen Choreografien umgesetzt und ergänzen somit perfekt die aufwändigen Spezialeffekte. Auch die phantastischen Tierwesen, wie etwa Aangs fliegender Bison, haben überzeugende Gestalten angenommen, und Netflix hat hier wirklich keine Kosten gescheut.

Wer nun erst recht auf die Animationsserie neugierig geworden ist, kann übrigens leicht den direkten Vergleich anstellen, denn Netflix hat sie nun auch in sein Streamingangebot aufgenommen.

4 von 5 Sternen

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