Filmkritiken

"Asteroid City": Wes Anderson auf Sinnsuche

Pastellfarben, Symmetrie, träumerische Musik und eine gehörige Portion trockener Humor. Nach den zahlreichen Youtube- und Instagram-Videos, die versuchen, es ihn nachzumachen, ist er nun da: "Asteroid City", der neue Film von Wes Anderson. Der Streifen feierte im Mai seine Weltpremiere im Wettbewerb der Filmfestspiele von Cannes und läutet den hochkarätigen Kinosommer ein. 

"Asteroid City" ist nicht nur eine Wüstenstadt im USA der 1950er-Jahre, sondern auch der Ort, an dem vor dreitausend Jahren ein Asteroid auf die Erde eingeschlagen ist. Jährlich werden dort Feierlichkeiten rund um Innovationen in der Raumforschung veranstaltet, wo junge Wissenschaftler:innen für ihre Erfindungen ausgezeichnet werden. 

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Worum geht es in "Asteroid City"?

Hier sollte man jedoch nicht alles für bare Münze nehmen, denn eigentlich ist “Asteroid City” ein Theaterstück des unsicheren Autors Conrad Earp (Edward Norton). Der Film wechselt zwischen dem Haupthandlungsstrang in “Asteroid City” und den Vorgängen hinter den Kulissen des Theaterstücks. 

In der Wüstenstadt kommen Kinder, Jugendliche, Eltern und Großeltern teils freiwillig, teils unfreiwillig zusammen, um die Erfolge der neuen Generation zu würdigen. Dabei entwickeln sich neben Liebesgeschichten auch Rachegelüste und durch einen unvorhergesehenen Zwischenfall wird die Stadt unter Quarantäne gestellt, wodurch Asteroid City zu einem Gefängnis wird.

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Stilsicher

In “Asteroid City” verbindet Wes Anderson einmal mehr visuelle Verspieltheit mit pointierten Dialogen. Jedes Bild ist sorgfältig komponiert und man könnte es sich als Gemälde an die Wand hängen. Kleidung, Szenenbild und Licht sind perfekt aufeinander abgestimmt, sodass man in eine vollkommen künstliche Welt eintaucht. Vor allem der Einsatz von Stop-Motion-Animationen verleiht dem Film einen haptischen Effekt, der ihn von den zahlreichen CGI-Animationen zeitgenößischer Filme unterscheidet. 

Der Film ist zwar schön anzuschauen, aber die Geschichte sorgt nicht unbedingt für große Begeisterung. Vor allem die Szenen hinter den Kulissen des Theaterstücks ziehen die Handlung unnötig in die Länge und hat den Nebeneffekt, dass man sich auf die Figuren von “Asteroid City” nicht wirklich einlassen kann.

Durch die Metaebene der Theaterproduktion wird einem immer wieder vor Augen gehalten, dass die Figuren ein Kommentar von einem Kommentar sind und nicht die psychologische Bandbreite von echten, dreidimensionalen Menschen haben. Psychologischer Realismus war für Wes Anderson zwar nie ein Qualitätsmerkmal, aber diesmal verläuft der Regisseur sich in seiner post-modernen Narrationskritik.

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Trockener Humor

Wer große Emotionen sucht, ist bei Wes Anderson an der falschen Adresse. Auch wenn tragische Themen wie Tod und Depressionen zentrale Rollen spielen, werden sie stets mit einer ironischen Kälte verhandelt. Dabei schafft es Anderson zwar durch die trockenen Dialoge dennoch, eine Melancholie durchschimmern zu lassen, aber man bleibt als Zuseher:in stets in einer beobachtenden Haltung. 

Anderson greift auf seine bereits vielfach erprobte Trickkiste zurück, weshalb es für Fans seiner Filme wenig neues zu entdecken gibt. Hier steht die Form ganz klar über dem Inhalt und immer wieder merkt man, wie sich der Regisseur an seinem einzigartigen Stil festklammert, um inhaltliche Schwächen zu übertünchen. 

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Wer spielt in "Asteroid City" mit?

Wes Anderson hat ein Staraufgebot zusammengetrommelt, das es selten in diesem Ausmaß gibt. Unter anderem stehen Jason Schwartzman, Scarlett Johansson, Bryan Cranston, Tom Hanks, Jeffrey Wright, Tilda Swinton, Edward Norton, Adrien Brody, Margot Robbie, Willem Dafoe, Steve Carell, Hong Chau, Liev Schreiber, Matt Dillon und Jeff Goldblum vor der Kamera. Wobei der einprägsamste Auftritt nicht von einem/einer Schauspieler:in stammt, sondern einer skurrilen Puppe, die das Leben der Figuren auf den Kopf stellt. Und das sagt auch einiges aus. 

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Fazit

"Asteroid City" ist ein komfortabler Film, der einige kluge Fragen zum Sinn des Lebens stellt, ohne dabei in Selbstmitleid oder Resignation zu verfallen. Die erste Hälfte ist jedoch deutlich zu lang, denn die besten Szenen wurden für das Ende aufgespart. Bis dahin kann der Film jedoch ein Kampf gegen die Müdigkeit werden.

2 von 5 Sternen

Wann startet "Asteroid City"?

Asteroid City ist jetzt in den Kinos zu sehen. Hier geht's zu den Spielzeiten!