Filmkritiken

"A Quiet Place 2" auf Netflix: Leise und unlogisch

Zugegeben – diese Fortsetzung hat es von vornherein nicht leicht: Wer fürchtet sich denn noch vor geräuschempfindlichen Weltraumwesen, wenn das Coronavirus alles beherrscht? Aber ich hatte bereits mit dem ersten Teil meine Probleme.

Es ist mir nämlich sehr undurchdacht vorgekommen, dass Wesen, die ganz Ohr sind und über Kilometer hinweg durch zerbrechendes Glas angelockt werden, plötzlich nicht in der Lage sein sollen, einen Menschen wahrzunehmen, obwohl er direkt neben ihnen steht. Allein das Geräusch unseres vor Panik beschleunigten Herzschlages müsste wie ein Trommel-Solo für sie klingen.

Durch solche Unlogik beschützt, haben jedenfalls die meisten der Hauptfiguren überlebt – doch eben nicht alle. Wie geht es nun weiter?

 

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Unnötige Rückblende

In den ersten zehn Minuten gibt es eine dramaturgisch völlig überflüssige Rückblende auf Tag eins der Alien-Invasion, die wohl nur dazu dient, die intakte Familie Abbott noch einmal vorzuführen. Und dann heißt es natürlich erneut: Ruhe bewahren.

Nach dem Tod von Evelyns Mann (Emily Blunts tatsächlicher Ehemann John Krasinksi spielt nur noch in der gerade erwähnten Rückblende mit, führt aber immerhin wieder Regie), verlässt die Frau den stillen Zufluchtsort mit ihren beiden halbwüchsigen Kindern und dem neugeborenen Baby – und zieht hinaus in eine Welt voller Gefahren.

Dabei treffen sie ein paar andere Überlebende, wie zum Beispiel Emmett (Cillian Murphy), einen Bekannten aus früheren Tagen, der sich in einer Industrie-Anlage ein gut geschütztes Versteck geschaffen hat.

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Erst Trennung, dann Lebensgefahr

Doch auch dort ist ihr Bleiben nicht von langer Dauer. Obwohl sie nur vier Personen und ein Kleinkind sind, bringt es diese kleine Gemeinschaft fertig, sich – so unklug wie möglich – in alle Winde zu zerstreuen. Die folgende, kaum wirklich überzeugende Handlung besteht nur darin, dass jede/r von ihnen unabhängig voneinander in Lebensgefahr gerät.

Nehmen wir etwa das gehörlose Mädchen Regan (Millicent Simmonds): Sie hat ja bereits im ersten Teil entdeckt, wie man die Kreaturen durch eine Kombination aus Hörgerät und Radiowellen besiegen kann. Nun bricht sie auf, um die Menschheit zu retten. Dummerweise scheint sie aber das genaue Gegenteil zu bewirken, denn überall, wo sie auftaucht, bringt sie es unabsichtlich fertig, die Grüppchen der wenigen Überlebenden weiterhin zu dezimieren, weil immer neue Monster angelockt werden.

Außerdem hat Drehbuchautor Krasinksi wohl eine ausgeprägte Vorliebe für Fußverletzungen: Während Evelyn nach ihrem Nageltritt in Teil eins ohnehin noch durch den Film humpelt, wartet ein ausgelegtes Fußeisen nun darauf, über einem anderen Bein zuzuschnappen und neue Schmerzen zu verursachen. 

 

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Humpelnde Handlung

Das ist zugleich ein gutes Sinnbild für das Werk selbst: die Handlung humpelt ebenfalls nur dahin und kommt trotz einiger Spannungsmomente nicht wirklich von der Stelle. Eine Fortsetzung sollte ja der ursprünglichen Geschichte etwas Eigenständiges hinzufügen – das ist aber hier nicht der Fall: Es werden lediglich die Motive des ersten Teils immer wieder neu durcheinandergemischt.

Noch dazu wurde eine ganz ähnliche Story bereits 2019 unter dem passenden Titel "The Silence" erzählt – das war die weitaus bessere Version des postapokalyptischen Monster-Szenariums. 

Schrecklicherweise stellt sich am Ende von "A Quiet Place 2" heraus, dass hier noch mindestens bis drei gezählt werden soll.

Ich hingegen zähle nicht so weit und vergebe bloß zweieinhalb von fünf möglichen Sauerstoff-Rationen für Babys.

 

"A Quiet Place 2" ist nun auf Netflix als auch Amazon Prime Video verfügbar. Hier geht's direkt zum Film!
 

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