Filmkritiken

"The Danish Girl" auf Netflix: Transgender Dame der 1930er Jahre

Das Filmplakat von Tim Hoopers neuestem Historiendrama bildet zwei Frauen in vertrauter Pose ab und obwohl so mancher vielleicht die "Ex-Machina“-Darstellerin Alicia Vakander erkennen kann, fragt man sich, wer denn wohl die zweite Dame auf dem Poster sein soll. Die kommt einem doch irgendwie bekannt vor… Allerdings! Bloß handelt es sich nicht um ein sommersprossiges, rothaariges Mädchen, sondern um Oscar-Preisträger Eddie Redmayne, der in "The Danish Girl“ eine der wichtigsten Transgender-Pionierinnen aller Zeiten verkörpert.

Leben im falschen Körper

Einar Wegener, seinerzeit ein gefeierter Maler, der mit seiner Ehefrau Gerda ein – man könnte meinen – glücklich erfülltes Leben in den Kopenhagener künstlerisch-intellektuellen Kreisen führt, entwickelt nach und nach Bedürfnisse, die er zunächst selbst nicht zu verstehen scheint. Nachdem ihn Gerda bittet in einem Frauenstrumpf für ihr Gemälde Modell zu stehen, entdeckt er seine Leidenschaft für Frauenkleidung und stellt mit der Zeit fest, dass er eigentlich im falschen Körper lebt.

Was anfangs als Spielchen unter den Ehepartnern beginnt, entwickelt sich für Einar zur Obsession und zur unausweichlichen Selbstfindung. Die gesellschaftlichen Normen des frühen 20sten Jahrhunderts missbilligen den Anblick eines Mannes, der sich selbst als Frau empfindet und eben auch als solche kleidet; also ist die Fortdauer seiner Zweitexistenz nur unter strengster Geheimhaltung möglich. Gerda hat mit der Wandlung ihres Mannes schwer zu kämpfen, bleibt ihm allerdings bis zum Ende eine treue Wegbegleiterin. Einar begreift, dass er sein gesamtes Leben auf einem verfälschten Ich-Verständnis aufgebaut hat und erwägt nach einigen Monaten die schwerwiegende Entscheidung, sich für immer in sein Alter Ego Lili Elbe verwandeln zu lassen…

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Inspirierende Lebensgeschichte mit Pathos

Was wir von dem Film mitnehmen können, ist die inspirierende Lebensgeschichte einer mutigen Person, die uns zeigt, wie wichtig es ist, zu sich selbst zu stehen. Wenn man das Ganze im Kontext der Zeit betrachtet, in der sich diese Geschichte ereignet, wird noch deutlicher, wie couragiert sich Einer Wegener gegen die sozialen Moralvorstellungen zu wehren versuchte. Was die filmische Umsetzung der Begebenheit betrifft, bleibt festzuhalten, dass selbst bei an sich tragischen Geschichten das Motto ‚weniger ist mehr‘ geltend gemacht werden sollte, denn ab einem gewissen Punkt geht übertriebene Sentimentalität ins Lächerliche über. Spätestens als das Publikum bei dem besonders pathetischen Ende herzhaft lachen musste, war klar, dass dieser Punkt längst passiert wurde.

Film.at hat 6 von 10 Tränen vergossen.

Katrin P. Fröstl

"The Danish Girl" ist ab sofort auf Netflix verfügbar