Filmkritiken

"Ferdinand - Geht STIERisch ab!": Ein Blümchenstier denkt nicht ans Kämpfen

Eigentlich müsste er Ferdinand der Friedfertige heißen, denn er ist wirklich ein ganz Netter, der Blumen liebt, sich um Häschen sorgt und das perfekte Schoßhündchen abgeben würde, wenn er halt nicht ein Stier wäre, der obendrein noch unerhört schnell unglaublich groß wird. Ein Teil von ihm – nämlich sein Kopf – schläft aber trotzdem noch im Bett seiner besten Freundin, dem Menschenmädchen Nina.

Arena oder Schlachthof

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Aber sobald er von einer Hummel gestochen wird, kann selbst der sanfteste Stier einmal kurz ausrasten. Dadurch gerät Ferdinand leider in den Verdacht, eine Gefahr für die Menschen darzustellen und wird auf genau jene Farm zurückgebracht, von wo er als kleiner Stier einst geflüchtet ist. Seine alten Kumpels haben überhaupt nichts dazugelernt und betrachten es noch immer als Ehre, von einem Matador ausgewählt zu werden. Sie können es einfach nicht erwarten, endlich in der Arena zu landen, weil sie glauben, eine echte Chance zu haben. Dass kein Stier von dort jemals wieder zurückgekehrt ist, scheint ihnen gar nicht aufzufallen. Doch auch die andere Alternative ist nicht gerade aufmunternd, denn die heißt Schlachthof. Natürlich wird der eindrucksvoll aussehende Riese Ferdinand bald von einem Stierkämpfer entdeckt und soll nun in der Arena beweisen, welcher Kampfgeist in ihm steckt. Wie kann das bloß gutgehen?

Ein verfilmtes Kinderbuch

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Die Animationskünstler von Blue Sky waren bisher mit Filmen wie „Ice Age“ oder „Rio“ eher für leicht konsumierbare Unterhaltung bekannt. Diesmal haben sie jedoch - in Anlehnung an den Kinderbuchklassiker von Munro Leaf aus dem Jahr 1936 - einen tragischen Außenseiter als Helden gewählt und erzählen eine ernste Geschichte, bei der die Tiere ständig in der sehr realen Gefahr schweben, ihr Leben zu verlieren. Am eindrücklichsten wird uns das bei einer Schlachthof-Szene vor Augen geführt, wenn Ferdinand versucht, einen unglücklichen Kollegen vor dem maschinellen Filetiertwerden zu bewahren. Außerdem hat der Film dem Stierkampf eindeutig den Kampf angesagt und führt diese abstoßende Volksbelustigung im Finale auf herrliche Weise ab absurdum. Trotzdem bleibt das Werk immer kindergerecht und strapaziert die Nerven der kleinen Zuschauer nicht über Gebühr.

Tierische Spaßmacher

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Auch für witzige Sidekicks ist gesorgt, um das ernste Thema mit einigen Gags aufzulockern: da gibt eine ziemlich verrückte Beruhigungsziege (was das genau sein soll, wird im Film erklärt), die immer das passende Utensil aus ihrem Magen hochwürgt, und ein paar Alleskönner von Igel schaffen es sogar, ein Auto durch eine wilde Verfolgungsjagd zu steuern. Damit nicht genug, dürfen drei überspannte Lipizzaner in der Synchronfassung im breitesten Wienerisch drauflosplappern, falls sie sich nicht gerade einen tänzerischen Wettkampf mit den Stieren liefern. Selten zuvor hat eine Animationskomödie solche überzeugte und überzeugende Tierliebe offenbart.

9 von 10 gewaltfreien Tierfilmen

franco schedl