Filmkritiken

EXQUISIT - PARANOID - STEREOID

The All American Dream – fast schon ein Mythos, der heutzutage durch flächendeckende Kontrolle, Terroristenparanoia und menschenverachtenden Arbeitsdruck kaum mehr realisierbar ist. Doch in den 1990ern war dieses Lebensgefühl noch auf der „To Do“-Liste vieler junger Amerikaner, unter anderem auch auf der von Daniel Lugo, Adrian Doorbal und Paul Doyle. Die wahre Geschichte der drei Bodybuilder war für Regisseur Michael Bay spannend genug, um daraus einen hochglanzpolierten Hollywood-Film zu machen.

Miami – die Stadt der Schönen und Reichen. Daniel Lugo und Adrian Doorbal sind Personal-Trainer aus Leidenschaft und haben aus ihren Körpern bereits alles rausgeholt, was Protein-Shakes und unermüdliches Krafttraining hergeben. Doch leider entspricht die Zahl der Dollars auf ihrem Bankkonto nicht annähernd der Anzahl der Schweißperlen auf ihren stählernen Körpern, und damit soll jetzt Schluss sein. Gemeinsam mit Pump-Kumpel Adrian und Ex-Knacki Paul Doyle heckt Daniel einen genialen Plan aus, und nach einigen gewagten Anläufen schaffen sie es, den mit Goldkettchen behängten Selfmade-Millionär Victor Kershaw zu entführen, zur Strecke zu bringen und mit seinen Millionen ihren „American Dream“ zu leben. Endlich angekommen in Miamis Oberliga genießt die „Sun Gym“-Gang ihr neues Luxusdasein mit schnellen Flitzern, sexy Girls und jeder Menge Designerdrogen. Doch das schillernde Partyleben hat bald ein Ende: Ihr tot geglaubtes Opfer Kershaw hat ihnen den Privatermittler Ed DuBois auf den Hals gehetzt und schwört Rache. Aber so schnell geben die drei Testosteron-Pakete nicht auf, und eine knallharte Jagd beginnt...

Visuell bietet der Film alles, was das auf Hochglanz polierte Schickimicki Leben in Amerika hergibt: edle Möbel, Luxusvillen, sündhaft teure Autos, wunderschöne durchtrainierte Menschen (manchmal auch etwas over-the-top), und die Sonne scheint unentwegt auf jene, die es „geschafft“ haben. Aber auch die Kehrseite, das düstere Ambiente der Entführung wird gekonnt in Szene gesetzt. Ein altes Lagerhaus bietet dunkle, dreckige, verschmierte Ecken – perfekt für fiese Folter- und Erpressungsspielchen. Das Komische daran ist nur, dass Bay seine Charaktere so spielerisch blöd und unbeholfen darstellt, dass man bei einer Hand-Abhack-Szene in hysterisches Gelächter ausbricht und doch im nächsten Moment verstummt, wenn man sich wieder ins Gedächtnis ruft, dass diese egoistische und absolut wahnsinnige Geschichte tatsächlich so passiert ist.

Negativ fallen diverse Seitenhiebe auf bestimmte Gruppierungen wie Frauen, Schwule und Übergewichtige auf. Was nicht perfekt ist, wird verachtet und unterschwellig angeprangert – The All American Dream eben! Natürlich darf auch eine gute Portion Patriotismus nicht fehlen und hier ist man sich nicht immer sicher, ob das nun ernst gemeint ist oder nicht.

Dennoch kann der Film mit gutem Unterhaltungswert punkten, unter anderem sind Kameraführung, Slow-Motion-Effekte und Musik toll eingesetzt und so entsteht immer ein gewisses protziges „Gangster“-Gefühl, das durch die liebenswerten Bodybuilder-Schussel unterstützt wird. Die Besetzung ist perfekt gewählt, Mark Wahlberg, Dwayne Johnson und Anthony Mackie spielen das Muskel-Trio charmant und überzeugend, wobei man „The Rock’s“ Darstellung besonders hervorheben sollte, die Vielfältigkeit hätte man dem Samoaner-Stämmigen (oder stämmigen Samoaner) gar nicht zugetraut!

Auch wenn der Film trotz langer 129 Minuten einige Schwächen aufweist, kann man sich Michael Bays Version dieser Mordsgeschichte, mit einem äußerst ansehnlichen „Marky Mark“ getrost zumuten. 7 Pumps, go go!

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