Filmkritiken

EXPLOSIVER COCKTAIL BEI EINER DEKADENTEN TISCHGESELLSCHAFT

Dass sich die junge britische Upper Class nicht nur zum Nachmittagstee trifft, diesen Verdacht hatte man schon länger. Der elitäre Kreis, der sich hier zu geheimen Orgien trifft, ist aber an Dekadenz und Überheblichkeit kaum zu überbieten. „Riot Club“ nennt sich die studentische Verbindung an der University of Oxford. Die Spitzen der Gesellschaft waren seit Jahrhunderten Teil des auf zehn Mitgliedern limitierten Burschenzirkels. Reales Vorbild soll die Dining Society „Bullingdon Club“ sein.

Nachdem wieder einmal zwei Frischlinge das derbe Aufnahmeritual - verwüstete Zimmer und Ekel-Cocktails - bewältigt haben, findet das traditionelle Dinner statt, um dem Gründer Lord Ryot aus dem 18. Jahrhundert zu huldigen. In einem Landgasthaus trifft die verdorbene, versnobbte Runde auf das so verachtete rechtschaffene Kleinbürgertum. Der explosive Cocktail aus Völlerei, Alkohol, Kokain, Hass und Geld lässt die Situation schließlich gewaltsam eskalieren.

Die Dänin Lone Scherfig ("Italienisch für Anfänger", "An Education") inszenierte das teils kammerspielartige Sittenbild nach der Theatervorlage "Posh" von Laura Wade. Die britischen Jungstars wie Sam Claflin ("Die Tribute von Panem - Catching Fire"), Douglas Booth ("Noah") und Max Irons ("Seelen") wirken wie adrette Mitglieder eines „Club der toten Dichter“, der keine Humanität kennt. Enttäuschend kurz ist der Auftritt von „Game of Thrones“-Star Natalie Dormer als Edelprostituierte, die zu der Orgie bestellt wird.

Scherfig vermag mit der erschreckend dargestellten Gruppendynamik durchaus einen Sog zu entwickeln, letztlich bietet die Handlung aber keine allzu großen Überraschungen. „The Riot Club“ bietet immerhin starkes Schauspielerkino, das gekonnt zwischen Mainstream und Arthouse zu vermitteln weiß.

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