EINE UNGERECHTE OBERFLÄCHLICHE WELT
Von Flora König
Neue Woody Allen-Filme werden meist mit Hochspannung erwartet. Die Google-Anfragen überschlagen sich und renommierte Filmfestivals wollen alle die ersten sein, die den Film präsentieren dürfen. Der hochgelobte Regisseur widmet sich in seinem neuesten Werk der verletzlichen Welt der Superreichen, und Cate Blanchett stellt als Hauptdarstellerin alle in den Schatten.
Als ihre Ehe mit dem reichen betrügerischen Geschäftsmann Hal zerbricht, steht die High-Society-Diva Jasmine vor dem Scherbenhaufen ihres Lebens. Um herauszufinden, wie es weitergehen könnte, zieht sie zu ihrer Adoptivschwester Ginger, die in San Francisco ein - für Jasmines Verhältnisse - bescheidenes Apartment bewohnt. Pleite, mit den Nerven am Ende und hoch depressiv, bestreitet die stets in Chanel gekleidete Jasmine ihren neuen Alltag mit Hinunterspülen diverser Antidepressiva mittels reichlich Alkohol und dem Herunterbeten ihrer persönlichen Lebenskrise. Neuen Lebensmut schöpft die zierliche Dame erst, als sie bei einer Party den Diplomaten Dwight kennenlernt und sie die Chance wittert, wieder eine vorzeigbare Rolle einnehmen zu können
Woody Allen präsentiert uns das Porträt einer Multimillionärin, die plötzlich durch ihren untreuen Finanzjongleur-Ehemann alles verliert, was sie in ihrem Leben als lebenswert empfunden hat Geld, Ansehen und das Gefühl, besser zu sein als alle anderen. Wie Jasmine ihr High-Society Leben ausgekostet hat, sehen wir immer wieder in Rückblenden, die einen schon fast satirischen Einblick in die Welt der Polo-Spieler und Strandhaus-Besitzer geben. Der Wechsel zwischen der verzweifelten, hilflosen Gestrandeten und der alles überstrahlenden Grande Dame, sorgt für herrlich amüsante Momente, die uns dennoch immer wieder kurz inne halten lassen. Denn im Grunde ist es verwunderlich genug, dass ein Menschenleben durch den Verlust von edlen Handtaschen und Luxusresidenzen derart aus den Fugen gerät. Wie wir erfahren, steckt jedoch weit mehr Tragisches dahinter und man entwickelt im Laufe des Filmes viel Mitgefühl mit der ansonsten recht arroganten, unsensiblen Jasmine, die keine netten Worte für das Leben Normalsterblicher übrig hat.
Cate Blanchett wird wohl (diese Prognose kann man ruhig wagen) für diese Rolle das goldene Männchen zum zweiten Mal als Beste Hauptdarstellerin mit nach Hause nehmen. Die unfassbar gute Leistung, welche die Australierin hier liefert, sucht Ihresgleichen. Sei es in bitterbösen und zum Teil zum Schreien komischen Szenen zwischen ihr und Schwester Ginger oder in ihren vielen Monologen Blanchett verleiht ihrem Charakter eine tiefe Tragik. Neben ihr nicht zu verblassen, scheint schwer, und doch hat es Allen geschafft, mit der sympathischen Sally Hawkins eine perfekte Besetzung für Ginger zu finden. Hawkins Performance ist es zu verdanken, dass die bodenständige und authentische Ginger ihre eigenen kleinen großen Momente hat. Allein Alec Baldwin bleibt mit seiner Personifizierung des edlen Geschäftsmannes hinter den Erwartungen zurück, aber vielleicht liegt es auch daran, dass er seit 30 Rock diese Rolle selbst im Schlaf absolvieren könnte.
Dieser Cate Blanch . - Entschuldigung - Woody Allen-Film, begeistert mit purem Schauspieltalent und weckt den Suchtfaktor, ihn einfach nochmal sehen zu wollen. Edle 8 1/2 Luis Vuitton Taschen für Großes Kino!