Filmkritiken

EINE LIEBE ZWISCHEN JÜDIN UND DEM SOHN EINES NAZIS

Den Namen Sulamit gebe es in Argentinien nicht, verkündet der Standesbeamte. Doch das ist dem Vater egal – seine Tochter soll Sulamit heißen. Umso unerfreulicher für die jüdische Familie, als sich Sulamit ausgerechnet für den deutschen Nachbarsohn Friedrich interessiert. Bei Friedrich finden sich Hakenkreuze im Brotkorb, sein Vater ist glühender Nazi.

Die Liebesgeschichte zwischen der jungen Jüdin und dem Nazi-Sohn trägt deutlich autobiografische Züge der deutsch-argentinischen Regisseurin Jeanine Meerapfel. Doch so persönlich diese Erlebnisse auch gemeint sein mögen, so leblos bleiben sie.

Meerapfel beginnt mit einer Kinderliebe in den 50er-Jahren, die mehr pittoresk als glaubwürdig erzählt wird. Zwei Kinderschauspieler blicken sich tief ins Auge und fassen sich an den Händen – aber die große Leidenschaft, die sie dann besonders als Erwachsene ergreifen wird, bleibt stets nur Behauptung.

Sulamit und Friedrich übersiedeln zum Studieren nach Frankfurt, engagieren sich in der linken Studentenbewegung und schlafen mit anderen Gleichaltrigen. Irgendwann beschließt Friedrich, nach Argentinien zurückzukehren und den rechten Terror zu bekämpfen.

Meerapfel mäandert unentschlossen zwischen Polit-Ereignissen und persönlichen Befindlichkeiten hin und her, ohne ihre Figuren jemals nachvollziehbar zu machen. Auch die konfliktbehaftete Liebe zwischen Jüdin und Nazi-Sohn bleibt lediglich Etikett. Persönliche und historisch relevante Eckdaten werden brav heruntererzählt, und am Ende bleibt alles unentschieden – wie der Rest des Films.

KURIER-Wertung: ***
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