EINE GEISTERHAFTE LIEBE
Von Franco Schedl
Woody Allen kommt auf seine alten Tage von Europa einfach nicht mehr los: nach seinem in New York und San Francisco lokalisierten Blue Jasmin des Vorjahres ist er heuer in die Alte Welt zurückgekehrt und stattet nicht nur dem sonnigen Südfrankreich einen Besuch ab, sondern reist zugleich in seine geliebten 20er Jahre zurück. Mit Hilfe der beiden Stargäste Colin Firth und Emma Stone erzählt Allen diesmal eine romantische Geschichte voller Zauberei und übersinnlicher Momente. Der geniale - um nicht zu sagen egomanische - Magier Stanley Crawford wird von einem weniger erfolgreichen Kollegen um Hilfe gebeten, als es darum geht, ein angebliches Medium zu entlarven. Für den überzeugten Rationalisten ist das einmal mehr eine willkommene Gelegenheit, eine Schwindlerin gnadenlos bloßzustellen und Ektoplasma oder andere spiritistische Dauerbrenner zu bespötteln. Das entzückende junge Mädchen scheint aber tatsächlich über mehr Wissen als ein normales Erdenkind zu verfügen und schlägt in einer geistergläubigen Gesellschaft an der luxuriösen Côte dAzur auch den Skeptiker bald in seinen Bann.
Allen spielt gewitzt mit der Erwartungshaltung seiner Zuschauer und bringt es fertig, uns allmählich tatsächlich ans Übersinnliche glauben zu lassen. Ob die junge Sophie nun tatsächlich mit dem Jenseits im Bund ist, bleibe hier dahingestellt. Emma Stone fällt jedenfalls gekonnt in Trance und beschwört bei Séancen professionell die Seelen von Verstorbenen herbei, während ihr Gegenspieler Colin Firth in der Maske eines Chinesen zum Beispiel einen ganzen Elefanten von einer Berliner Varieté-Bühne des Jahres 1928 verschwinden lässt (womit endlich geklärt wäre, von wem David Copperfield seine spektakulären Tricks geklaut hat).
Zuletzt muss Stanley erkennen, dass auch ein Mann, der mit beiden Beinen auf dem Boden der Tatsachen zu stehen glaubt, vor dem Zauber jener unvorhersehbaren magischen Macht namens Liebe nicht gefeit ist. Mit dieser Botschaft entlässt uns der unheilbare Romantiker Woody Allen diesmal aus dem Kino, nachdem er ein herzerwärmendes, harmlos unbeschwertes und auf nette Weise altmodisches Filmvergnügen mit Mode und Musik der 20er Jahre in Szene gesetzt hat. 8 von 10 geisterhaften Klopfzeichen.
(francio schedl)