Filmkritiken

"Ein Lied in Gottes Ohr": Musik ohne Konfessionsgrenzen

Sobald man von einer neuen französischen Komödie hört, ist das seit ein paar Jahren nicht mehr unbedingt ein Grund zur Freude. Regisseure aus diesem Land haben sich offenbar vorgenommen, durch Lachen für Aufklärung und Abbau von Vorurteilen zu sorgen – bloß werde sie diesem Ziel kaum jemals gerecht, weil sie eine fragwürdige Lustigkeit an den Tag legen, die eher das Gegenteil bewirkt: sei es, dass sie platte Klischees über Angehörige verschiedener Völker bedienen („Monsieur Claude und seine Töchter“, „Hereinspaziert!“ ), sei es, dass sie Menschen mit Behinderungen dumm dastehen lassen („Nicht ohne Eltern“); und es sollte zu denken geben, dass in jedem dieser Filme Christian Clavier mitgespielt hat.

 

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Eine Band auf Bestellung

Ein Lied in Gottes Ohr“ kommt jedenfalls ohne diesen Darsteller aus und das ist doch schon mal ein gutes Zeichen. Der kreative Kopf hinter diesem Projekt heißt hingegen Fabrice .  In einer Dreifachfunktion als Schauspieler, Drehbuchautor und Regisseur erzählt er gut aufgelegt eine Geschichte über drei seltsame Heilige, die sich sehen und vor allem hören lassen kann, denn mit Musik geht sowieso alles besser. Der gestresste Musikproduzent Nicolas (Éboué höchstpersönlich) steht unter Zeitdruck: auf Befehl einer neuen Konzernchefin soll er binnen Halbjahresfrist eine neue Band an die Spitze der Charts bringen. Nachdem er sich durch einen Haufen von Demovideos und Musiktapes gewühlt hat (hier gibt es für uns als Zuschauer gleich mal besonders viel zu lachen), kommt ihm eine geniale Idee, deren Umsetzung aber problematisch sein könnte: er will eine Gruppe aus drei Vertretern der Weltreligionen Christentum, Judentum und Islam gründen.

 

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Coexistente Sänger

Einen katholischen Priester mit Engelsstimme kann er durch die Aussicht auf Geld für die Renovierung der baufälligen Kirche ködern; außerdem findet er einen übersensiblen Rabbi, der nach einem fatalen Arbeitsunfall zu Depressionen neigt; und damit das mit dem Muslim auch noch klappt, nimmt es Nicolas nicht mehr so genau und rekrutiert einen falschen Imam, der ausgiebig Alkohol konsumiert und Frauen liebt, aber dafür umso besser singen kann. Zunächst sollen die Drei nur alte Chansons zusammen darbieten, doch dann siegt ihre Kreativität und sie komponieren -   passend zum Bandtitel „Coexister“ - selber ein Lied über das friedliche Zusammenleben der Religionen. Eine Zeile aus ihrem potentiellen Hit lautet: “Wir werden auch sechs Fuß unter der Erde noch singen“ -  und das verrät, wie ambitioniert sie an diese Sache herangehen.

 

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Streitpunkte

Natürlich gerät das spirituelle Herrentrio untereinander immer wieder in Streit und es ist das reine Vergnügen, ihnen dabei zuzusehen. Auch hier werden Vorurteile bedient, aber auf freche, geistvolle Weise. Ein kleines Bespiel dafür: Einmal jammert der Rabbi über ein schreckliches Massensterben, mit dessen Bildern er nicht fertig wird. Der Produzent erwidert, er habe zwar vollstes Verständnis dafür, wenn man vom Holocaust verfolgt werde, aber das sei doch auch schon wieder 70 Jahre her und jetzt gebe es Wichtiges zu erledigen. Da klärt ihn der Rabbi auf, dass er am Vortag eine Doku über getötete Babyschildkröten gesehen hat und diese Bilder nicht mehr aus dem Kopf bekommt.

 

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Befreiendes Lachen

Die Geschichte ist also mit einer gehörigen Portion Dreistigkeit angereichert, doch der Humor wird niemals geschmacklos. Stattdessen bewirken die Witze ein befreiendes Lachen, denn sie wollen niemanden bloßstellen oder beleidigen, sondern dazu beitragen, unsere Toleranz zu wecken. Oder, wie es Jonathan Cohen, der Darsteller des Rabbis, formuliert: „Hier bekommt jeder was ab, aber alle mit Wohlwollen.“ Und Audrey Lamy als Nicolas Assistentin mit einer Schwäche für Lollys und Männer hätte sowieso einen eigenen Film verdient.

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